Einweihung des Ihmesteins

Der Ihmestein mit der Flagge von Wennigsen verhüllt
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Bei der Einweihung des Ihmesteins am 21.06.09 um 11 Uhr am Ihmesursprung hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, um dieses Ereignis würdig zu begehen.

Nachdem es am Morgen kräftig geregnet hatte, schien zu Beginn der Feierstunde die Sonne.

Am Beginn sang die Chorgemeinschaft Fidelia Evestorf drei Stücke aus dem Liederzyklus die Forelle von Franz Schubert.
Anschließend sprachen der Evestorfer Ortsbürgermeister Uwe Riemer, Prof. Dr. Axel Priebs von der Region und der Wennigser Bürgermeister Christoph Meineke.

Nach den Ansprachen der Herren wurde der mit der Wennigser Flagge bedeckte Ihmestein feierlich enthüllt.

Da in diesem Moment starker Regen einsetzte, wurden die letzten zwei Lieder der Chorgemeinschaft im DGH Evestorf vorgetragen.

Daran anschließend hielt der stellvertretende Ortsbürgermeister und Ortschronist von Evestorf Horst Schmiedchen die nachfolgende Rede über die Ihme.

Die Ihme

Liebe Evestorfer, verehrte Gäste!

Heute ist nun der große Tag, an dem wir den Ihmestein nach langer Vorarbeit endlich einweihen können.

Viele haben dazu beigetragen, dass wir heute hier an den Ihmeursprung erinnern können.
Ich danke ganz herzlich –
stellvertretend für alle anderen Helfer und Förderer dieses Projektes – dem Verkehrs- und Verschönerungsverein Wennigsen für seine finanzielle Unterstützung und dem Wennigser Steinmetz Claas Baranowski für seine exzellente Arbeit.

In Hannover kennen die meisten Bürgerinnen und Bürger die Ihme nur als breiten Fluss, der den Stadtteil Linden durchfließt.

Nur wenige wissen, dass das was sie da sehen, überwiegend Leine-Wasser ist, dass durch den Schnellen Graben in die Ihme fließt.

Die Ihme selbst ist nämlich, wie sie sehen, nur ein kleines Flüsschen, ein Gewässer 2. Ordnung von 16 km Länge.

Aber auch im Deistervorland kennen nur wenige den Ursprung der Ihme.

Die Ihme entsteht hier – wo sie stehen - in Wennigsen-Evestorf durch den Zusammenfluss des Bredenbecker Baches und des Wennigser Mühlbaches.

Von hier fließt die Ihme, von den anliegenden Bewohnern oft auch Landwehr genannt,
durch Vörie und Ihme-Roloven,
bildet die Grenze zwischen Ronnenberg, Hemmingen und Hannover/Wettbergen,
vereinigt sich mit dem aus Ronnenberg kommenden Hirtenbach,
schlängelt sich weiter durch Ricklingen,

wo sie den Seniebach aufnimmt,
der aus Richtung Wikenburg kommt,

in Richtung Hannover-Linden,
nimmt das Leine-Wasser des Schnellen Grabens auf,
wird dadurch ein richtiger Fluss und
mündet dann in Höhe der Herrenhäuser Allee am Leinedreieck
in die Leine.

Seit Frühjahr 1973 ist die Ihme auch schiffbar, wie der Deisterbote damals meldete.
Bredenbecker Kanuten befuhren bei Hochwasser mit ihren Kajaks die Ihme von Evestorf bis Hannover und haben so den „Wasserweg Evestorf – Hannover als „schiffbar“ erschlossen“.

Die Ihme entwässert den gesamten Ost-Deister und hat ein Gesamteinzugsgebiet von 39 qkm, dessen obere Grenze auf dem Kamm des Deisters liegt.
Das führt im Winter bei Schneeschmelze oder starken Regenfällen sehr oft zu Hochwasser in Evestorf und den nachfolgenden Orten.

Die Ihme wurde bereits um 1140 als „Himene“ bei Grupen oder 1360 als „Ymene“ im Lüneburger Lehnsregister erwähnt.

Diese Begriffe kommen aus dem Germanischen und bedeutet soviel wie Bienenbach.
Als zweite Erklärung findet sich in der Literatur ein Hinweis darauf, dass der Name Ihme auch als Go-Gerichtsbach übersetzt werden kann.
Anfang des 12. Jahrhunderts soll sich am westlichen Ufer der Ihme eine Gerichtsstätte befunden haben.

Viele Anlieger der Ihme – besonders in Vörie und Ihme-Roloven – kennen den Fluss nur unter der Bezeichnung „Landwehr“.

Dieser Name taucht erstmals 1568 als „Bey der Bettenser Landtwer“ in Calenberger Archiven auf.

Die Bezeichnung „Landwehr“ geht auf Sperranlagen im späten Mittelalter zurück.

Sie bestanden aus Schutzwällen, Flüssen und Gräben, dessen Ufer mit unterschiedlich breiten, undurchdringlichen Gestrüpp- und Gehölzstreifen zum Schutz vor feindlichen Angreifern bepflanzt waren
und eine solche „Landwehr“ war auch unsere Ihme.

In früheren Zeiten flossen die Bäche und Flüsse in mäandernden Bachbetten gesäumt durch Auwälder durch die Landschaft.

So auch der Wennigser Mühlbach und der Bredenbecker Bach.

Aus der Vereinigung dieser Bäche entstand vor 1850 in Höhe des heutigen Klärwerkes Wennigsen-Evestorf die Ihme.

Das Gebiet in dem wir jetzt stehen, war früher ein sumpfiger Geländestreifen, durchzogen vom Bredenbecker Bach, Wennigser Mühlbach und den Oberflächen- und Abwässern von Evestorf, durch den sich Kutschen und Wagen auf ihrem Weg von Hannover zum Deister oder umgekehrt quälen mussten.

Beim Bau der Chaussee nach Hameln 1766 – 1771,
der ersten Kunststraße des Kurfürstentums Hannover,
wurden hier drei Brücken angelegt, um den „Bohlweg“ vor Evestorf zu entschärfen. Die alten Schlusssteine mit der Inschrift „Königlicher. Weg Bau 1771“ sind in zwei der Brücken noch zu finden.

Durch die nördliche Brücke floss der Wennigser Mühlbach, durch die mittlere der Bredenbecker Bach und durch die südliche die Abwässer von Evestorf.

Das heute der Zusammenfluss an dieser Stelle – ca. 300 m westlich des alten Zusammenflusses – liegt, kam durch die Verkopplung, heute würden wir dazu Flurbereinigung sagen, 1850/52 zustande.

Die Bäche wurden begradigt und umgelegt und der Auwald wurde abgeholzt, um mehr Ackerland zu gewinnen.

Während der Bredenbecker Bach weitestgehend auf der alten Trasse verblieb, wurde der Wennigser Mühlbach nach Süden verlegt und stieß nun hier – an dieser Stelle – auf den Bredenbecker Bach.

Die Ihme wurde weitgehend kanalisiert. Sie wurde begradigt und an einigen Stellen wurde ihr ein künstliches Korsett verpasst, damit die Wassermühlen betrieben werden konnten. So floss sie von Vörie kommend, wie auf einem Damm durch die Ländereien bei Ihme-Roloven.

Durch die Umlegung des Wennigser Mühlbaches fließt jetzt die Ihme – wie sie sehen können – durch die mittlere Brücke der alten B 217.
Die nördliche Brücke ist nur noch für Drainagewasser da.
Nur bei Hochwasser bekommt sie eine immense Bedeutung für Evestorf, denn hier haben die Wassermassen dann einen zusätzlichen Abfluss.
Dann fließt die Ihme durch alle drei Brücken und ein Rückstau in Richtung Evestorf wird weitestgehend vermieden.

In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begann eine behutsame Renaturierung.

Die Stapelteiche bei Weetzen wurden zum Naturschutzgebiet ausgebaut.

Bei Ihme-Roloven wurden 10.000 Büsche gepflanzt und der Fluss an der Bettenser Mühle auf vier Kilometer Länge wieder an die tiefste Stelle der Landschaft gelegt.

Bei Kückenmühle hat der Fluss außerdem einen Nebenarm erhalten.

Bei Hemmingen ist das Bett verbreitert worden und westlich des Maschsees wurde der Fluss aus seinem von PVC-Verkleidungen eingeengten Bett befreit.

Durch den Bau der Ortsumgehung von Evestorf wurden weitere Renaturierungsmaßnahmen möglich:

Der Bereich zwischen der Kläranlage Evestorf und der Bahnstrecke Hannover – Hameln wurde wieder vernässt, um einen Auewald entstehen zu lassen. Durch dieses natürliche Regenrückhaltebecken vor der Eisenbahn wird die Hochwassergefahr von Evestorf weiter verringert.

Außerdem wurde 2007 am Wennigser Mühlbach ein Pflanzstreifen angelegt und der Bach durch Baumstämme wieder zum Mäandern angeregt.

Am Bredenbecker Bach wurden 2007 auf der Ostseite Erlen gepflanzt, um das Bachbett zu stabilisieren, und 2008 vier Bermen angelegt, um Ruhezonen für Larven und Fische zu schaffen.

Dadurch wird der Natur zum Teil zurückgegeben, was ihr bei der Flurbereinigung 1850 entrissen wurde.

Das ist gut für die Umwelt und somit auch für den Menschen, der sich an einer intakten Umwelt erfreuen kann.

Um an dieses alles zu erinnern, haben wir nun hier an dieser Stelle den Ihmestein errichtet, damit auch spätere Generationen über die Bedeutung dieses Ortes nachdenken.

Ich wünsche allen viel Freude mit unserem neuen Denkmal in Evestorf!

Anschließend sprach noch Wilfried Harting vom VVV-W und dann begann der Evestorfer Norddeutscher Frühschoppen.

Die Bilder wurden mir von Andreas Grün zur Verfügung gestellt.

Bürgerreporter:in:

Horst Schmiedchen aus Wennigsen

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