Die Schweigerose an der Kirchenmauer von Wennigsen

Klosterkirche Ostseite mit Rosenbild
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Die Schweigerose von Wennigsen

An der Ostseite der Klosterkirche zu Wennigsen, an dem sogenannten Chor der Kirche, befindet sich ein Rosen-Relief. Das Rosen-Relief ist für den Besucher des Klosters nur bei ganz genauer Betrachtung oberhalb der Tür und dem Fenster der Apsis zu erkennen.

Viele Jahre war die Rose nicht zu erkennen

Viele Jahre war die Rose an der Kirchenwand von Efeu und Baumbewuchs
verdeckt. Erst nach der letzten großen Renovierung der Kirchenwand
kann man die Rose wieder deutlich in ca. vier Meter Höhe erkennen.
Die Kirche wurde um die Apsis (Ostseite) wahrscheinlich im 15. Jahrhundert
erweitert. Vermutlich gibt es somit das Rosen-Relief schon länger als 500 Jahre.
Die Rose war schon in der Antike und später auch im Christentum
ein göttliches Symbol für Liebe, Glaube, Freude und Verschwiegenheit.
In vielen Kirchen, Klöstern, Schlössern und Burgen findet man die Rose als ein besonderes Zeichen der Religion, des göttlichen Geheimnisses,
denn sie symbolisiert das Versprechen, dass das gesprochene Wort den Raum nicht verlassen werde. Die Rose steht auch für himmlische Freude, Unvergänglichkeit, Jugend und Frische. Welche Bedeutung hat aber die „Wennigser Rose“?
Es darf spekuliert werden.


Die Sage von der Rose an der Kirchenmauer von Kloster Wennigsen:

Diese könnte sich in der Zeit ereignet haben, als Äbtissin Luise von Jeinsen
dem Kloster Wennigsen vorstand. Die Familie von Jeinsen bewirtschaftete
in Bönnigsen ein Rittergut.
Minna, eine junge Frau aus Wennigsen, war als Waschfrau und Haushaltshilfe
in diversen Haushalten bei einigen reicheren Wennigser Familien tätig.
Auch auf dem Rittergut von Jeinsen war sie gelegentlich beschäftigt.
Minna war jung, gutaussehend und auch für ihren Stand gebildet.
Immerhin konnte sie lesen und schreiben, denn sie hatte die Wennigser
Dorfschule besucht.

Die jungen Männer hielten sich gerne bei Minna auf

Auch die jungen Männer von Wennigsen und aus dem Kirchspiel hielten
sich gerne in der Nähe von Minna auf. Bei dem üblichen Tanz auf der Tenne nach dem Erntedank in der Kirche, blieb Minna selten sitzen. Die anderen jungen Frauen aus Wennigsen wurden schon eifersüchtig, wenn Minna auftauchte.
Die Jahre vergingen und auch die Spuren des Lebens gingen an Minna
nicht vorbei.
Einen Ehemann hatte Minna auch noch nicht gefunden, denn sie war sehr
wählerisch.
Es stellten sich die ersten Falten ein und auch sonst zeigte ihr Körper,
dass die Jugendjahre vorbei waren.
Das spürte auch Minna.

Einladungen wurden seltener

Die Einladungen wurden seltener und auch die Wennigser Bauernjungen
hielten Ausschau nach anderen Mädels.
Minna wurde traurig und überlegte, wie sie wohl ihre Frische wieder erlangen könnte.
Durch ihre vielen Besuche im Kloster Wennigsen und bei der Familie von Jeinsen wusste sie, dass es an der Ostseite der Klosterkirche oberhalb des Fensters das Relief einer Rose gibt. Angestrahlt durch die aufgehende Sonne strahlt diese Rose noch genauso hell wie vor Jahrhunderten, als Steinmetze diese anbrachten.

Minna ging zu der Rose an der Kirchenmauer

Eines Tages ging Minna früh morgens zu der Rose. Sie schaute lange hinauf
und fing an, mit der ewig frischen Rose zu sprechen:

„Rose, seit vielen Jahrhunderten bist Du an dieser Kirchenmauer und strahlst in der Morgensonne, was ist Dein Geheimnis? Sage mir, wie kann ich wieder meine jugendliche Frische erreichen?“
Die Rose antwortete: „Nimm einige Blüten von den Rosen, die rechts und links vor der Eingangstür wachsen. Lege diese in eine Flasche, die mit Wasser aus dem Mühlbach gefüllt ist.
Es muss sich um Deisterwasser handeln. Warte einige Tage, bis sich das Wasser in Rosenwasser verwandelt hat und deisterfrisch duftet. Betupfe dann regelmäßig
die Schläfen und die Stirn. Du wirst die Wirkung nach wenigen Tagen sehen.
Aber Minna behalte dieses Geheimnis für dich. Denn alles, was hier vereinbart wird,
darf diesen Bannkreis nicht verlassen, ich bin eine Schweigerose. “

Das Rosenwasser wirkte tatsächlich. Nach und nach verschwanden die
Falten und Minna bekam die alte Frische zurück.

Die Wennigser Frauen wurden nachdenklich

Das machte natürlich die anderen Wennigser Frauen nachdenklich und
neugierig. War Minna etwa eine Hexe, oder stand sie mit dem Teufel im
Bunde?
Bei einem der Waschtage am Mühlbach beknieten die anderen Frauen aus
Wennigsen Minna so sehr, dass sie schließlich das Geheimnis um die Rose
an der Kirchenmauer preisgab.

Die Wennigser Mägde gingen zur Rose

Tags darauf fanden sich die Wennigser Mägde an der Kirchenmauer ein
und wollten von der Rose ebenfalls das Rezept des Wunderwassers erfragen.

Doch die Rose blieb stumm.
So oft die Frauen auch die Rose beknieten, sie blieben ohne Antwort.
Man bezichtigte Minna sogar als Lügnerin und beschimpfte sie.

Nun musste auch Minna in den folgenden Tagen feststellen, dass sie wieder
alterte und die Wirkung des Rosenwassers nachließ.
Alles war wieder wie früher im realen Leben.

Die Botschaft der Schweigerose

Minna ging selbst noch einmal zur Rose und erhielt letztmals von dieser
eine Botschaft:
„Ich habe dir gesagt, ich bin eine Schweigerose, alles was hier unter der
Rose vereinbart wird, darf den Bannkreis nicht verlassen, sonst werden
die Vereinbarungen hinfällig. Da Du unser Geheimnis verraten hast, gibt
es nun kein jungmachendes Wennigser Rosenwasser mehr“
Das ist leider bis heute so geblieben.

Die Quintessenz:

Geheimnisse verrät man nicht!

Die Rose an der Kirchenmauer gibt es noch immer.
Wer möchte, kann die Wennigser Rose besuchen und auch heute noch seine Vereinbarungen hier treffen.
Aber über das Wort unter der Rose ist Stillschweigen zu wahren.

So sind die Vereinbarungen unter der Wennigser Rose zu einem „Inbegriff“ geworden und weit über das Calenberger Land bekannt.

Frei von Winni Gehrke 06.2020

Bürgerreporter:in:

Winfried Gehrke aus Wennigsen

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