Gerettet: Falkenweibchen aus schlimmer Lage befreit

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Dr. Reinhard Kubat rettet Falkenweibchen

Manchmal bestimmen große Zufälle über ein Missgeschick, manchmal sind es auch Umstände wie dieser, die über Sein oder Nichtsein entscheiden.
Aber das Erlebnis ging gut aus für den Turmfalken, er wurde von Reinhard Kubat aus seiner schlimmen Lage befreit und dreht nun wieder seine Runden über dem alten Dorfkern rund um die Kirche in Marienhagen.

Weil er mit seinem Sohn Simon am Morgen gegen sieben vor dem Gang zum örtlichen Kindergarten einige Fotos im Garten machen wollte, hatte Reinhard Kubat überhaupt seine Kamera schon dabei. Beide, Vater und der jüngste Sohn, wollten eben wieder ins Haus gehen, als Simon nach oben zeigte: „Papa, da zappelt ja was...!“
Nicht sofort habe er den Ernst der Lage des Tieres erkannt und gesehen, dass der Vogel da oben in luftiger Höhe in sehr großer Not war. Ein Fotomotiv war es auf jeden Fall erst einmal...
Doch binnen weniger Sekunden wurde ihm klar: „Der Falke fliegt gar nicht fort, er ist in Gefahr – aber welcher?!“

An der Außenwand direkt neben der Küche in der ersten Etage des alten Bauernhauses in Fachwerkbauweise aus dem Jahr 1835 schien er sich irgendwie verfangen zu haben.
Mit großen Sätzen sprangen beide rasch die Treppe hinauf, schnell das Fenster öffnen und nachsehen. Außer Simon war niemand mehr aus der siebenköpfigen Familie zu Hause, weitere Hilfe also ausgeschlossen.

Und da hing er, besser: sie, eine wunderschöne Turmfalkendame, den Kopf und die Brust weit nach hinten gedreht und immer wieder mit dem linken Flügel schlagend und am Fuß zerrend und kräftig ziehend.
„Ich musste auf die Fensterbank klettern und mich recht weit hinauslehnen, um den Vogel überhaupt erreichen zu können, dann erst sah ich, dass er mit dem rechten Fuß tief in eine Spalte des an dieser Stelle rissigen Fachwerks gerutscht war", erklärte der Frankenauer Bürgermeister später.

Da wäre er wohl nie mehr aus eigener Kraft herausgekommen, zu weit war er mit dem Fuß und den Krallenzehen gefangen – er saß in der Todesfalle.

Nach langen zehn Minuten - Reinhard Kubat hatte sich vorsichtshalber feste Handschuhe gegen die zahlreichen Schnabelbisse und -hiebe angezogen - war er endlich befreit. Mehrere Holzspäne des Eichenbalkens hatten mühsam mit einem Schraubenzieher entfernt werden müssen, wobei der eingeklemmte Fuß freilich nicht beschädigt und noch mehr verletzt werden durfte.
Die Hornhaut am Fuß und an zwei Zehen war nach den Panikbewegungen etwas abgeschürft, aber sonst war alles in Ordnung, auch die Schwingen ohne Verletzung.
Eine Salbe zum Schutz und gegen eine eventuelle Entzündung wurde aufgetragen. Noch ein Foto des stolzen Tieres - und dann flog sie auch schon davon – ab in die Freiheit über den Häusern und alten Bäumen Marienhagens.
Und als die "Vogeldame" dann auf dem First der hohen Scheune landete, blickte sie zurück zum Ort des „Glücks im Unglück“.
Fast schien es, als wollte er sich bedanken. Aber das ist nur so eine Vermutung...

Infos: Der Turmfalke

Die Turmfalken (Falco tinnunculus) sind die zweithäufigsten Greifvögel Mitteleuropas, nur Mäusebussarde gibt es noch mehr. Es sind tagaktive Jäger, die ihre Beute mit den kräftigen, mit Krallen versehenen Füßen greifen und mit dem nach unten gebogenen. Schnabel aufreißen. Der „Vogel des Jahres 2007“ – vom Naturschutzbund Deutschland gekürt - fängt Mäuse, Wühlmäuse, Reptilien, aber auch kleinere Singvögel wie Sperlinge, Stare oder auch Amseln.
Dabei kommt der Beutefang in der Luft seltener vor als das Beutegreifen auf dem Boden. Bekannt ist der berühmte Rüttelflug, einer besonderen Ausprägung des Ruderflugs.
Dabei steht der Vogel für eine Weile förmlich in der Luft, um sich dann mit großer Geschwindigkeit auf die Maus in der Tiefe zu stürzen. Aber auch die Jagd von einem erhöhten Ansitz aus kommt oft vor. Kurz vor dem Boden bremsen die Greifvögel schließlich ab, um selbst keinen Aufprallschaden zu erleiden.
Das in Marienhagen gerettete Tier hat direkt in der Nachbarschaft der Kirche gebrütet und zusammen mit dem Partner wahrscheinlich drei Junge gehabt. An dem gelben Augenring ist der Falke als Alttier zu erkennen. Tauben werden von den Turmfalken fast gar nicht gefangen, das ist eher eine Spezialität des bei uns selteneren Wanderfalken.
Die Lebenserwartung kann 15 bis 20 Jahre betragen.
Wahrscheinlich war der Turmfalke schon am frühen Morgen auf der Jagd nach einem Haussperling gewesen, von denen einige am und im Fachwerk brüten. Dabei muss er sich selbst in die lebensbedrohliche Lage manövriert haben.

Bürgerreporter:in:

Hans-Friedrich Kubat aus Vöhl

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