Wie hilfreich sind die "Tourenvorschläge für Läufer" ...

100 Meter nach dem Start: Der Else-Winokurrow-Weg, der einzige Weg mit einem Namen.
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  • 100 Meter nach dem Start: Der Else-Winokurrow-Weg, der einzige Weg mit einem Namen.
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... aus dem Buch "Lauf Los!" von H. Schenker, 14.90 Euro, 22 Laufstrecken in der Region Hannover? - - Wollen Sie ausgetretene Pfade verlassen, zumindest wenn es ums Laufen geht, fragt die Redakteurin im Vorwort. - Tja, so ein wenig ausgetreten fühlen sich die Wege im Burgdorfer Holz schon manchmal an. Die ansprechenden Fotos im Tourenbuch und die Attraktivität der Region taten ihr Übriges und die Lust auf neue Wege war da.

Auf „Tour 1“, Runde im Hermann-Löns-Park und Tiergarten, fiel meine Premiere als Laufbuchtester. Nicht zuletzt deshalb, weil meine Arbeitsstätte nur 10 Autominuten davon entfernt liegt.
Die empfohlene Strecke ist 6,2 Kilometer lang, mit Erweiterung 7,9 Kilometer und kann beliebig variiert werden. Auf den breiten, unbefestigten, aber ebenen Wegen lässt es sich hervorragend laufen. Teiche, Bäche, Wiesen, Waldstücke, freilaufende Rehe und Damwild bilden neben uralten Bäumen eine attraktive Kulisse. Im Tiergarten sind Hunde und Fahrräder verboten. Bei den Ein- und Ausgängen sind Türen zu passieren (bitte wieder schließen, da der Förster sonst gezwungen ist, neues Wild zu kaufen). Im Hermann-Löns-Park lümmeln sich hin und wieder auf dem Parcours Graugänse herum. Sollten die den Weg nicht freigeben, einfach rüber springen. Ist die Gruppe groß, setzt dann ein Riesengezeter ein, an dem sich jede Gans beteiligt. Fußgänger waren am letzten Freitagnachmittag im Juli bei 20 °C und schönstem Sonnenschein kaum unterwegs. Das Interesse der Parkgäste wird aber sicher sehr unterschiedlich sein.

Mit dem Buch wird eine kleine Schachtel mit scheckkartengroßen Streckenplänen auf der Vorder- und Streckenbeschreibungen auf der Rückseite ausgeliefert. Die Streckenbeschreibung ist gut gemeint, taugt aber nur für die erste Orientierung am Start (Parkplatz gegenüber dem Parkrestaurant „Alte Mühle“) etwas. Im Allgemeinen wird der Läufer das Kärtchen erst dann aus der Tasche ziehen, wenn er Probleme mit der Orientierung hat. Dann stellt sich jedoch die Frage, in welcher Zeile die Information steht - oder auch nicht - und die Sucherei beginnt.

Für diese Situation sollte ein Stadtplan/Streckenplan wesentlich übersichtlicher und hilfreicher sein. Da mir der Streckenplan auf dem Kärtchen zu klein war, habe ich mir eine Farbkopie aus dem Buch angefertigt. Tolle Idee und sieht gut aus, ist für die „Tour 1“ aber nicht geeignet. Es gibt zu viele Wege, krumme und gerade, Kreuzungen und Einmündungen, hier und da auch Parallelwege. Wenn dann die Wege keine Namen haben (das sind fast alle) nutzt eine Karte kaum etwas.

Meinen Weg von der „Alten Mühle“, um den Annateich bis zum Wildschweingehege am entgegen gesetzten Ende und zurück habe ich mit kleinen Irrungen trotzdem gefunden. Der Streckenplan hilft natürlich beim groben Überblick, der Annateich und das Kleefelder Bad sind Anhaltspunkte. Geräusche von vorbeifahrenden Zügen auf der Strecke Lehrte - Hannover zwischen Kilometer 1 und 2 sagen mir, dass die Richtung stimmt. Die Passage der Eisenbahnunterführung Strecke Lehrte – Hildesheim bestätigt, dass ich auf dem geplanten Weg bin. Auf welcher Seite ich mich später beim Wildschweingehege befinde, war mir ganz und gar unklar.

Der Autor des Lauftouren-Buches kann natürlich nichts dafür, dass die Wege keine Namen haben. Umso wichtiger ist es aber, dass auf seinem Plan markante Orientierungspunkte eingetragen sein müssen. Es fehlen zum Beispiel: Gaststätte „Alte Mühle“, Eiszeitliche Findlinge, exakte Lage und Umriss des Wildschweingeheges, Queenshotel mit dem Haupteingang, eingezäunte „tausendjährige Eiche“, und die Wildscheune (Futterplatz).

Diese Einschätzung gilt nur für „Tour 1“ und nicht für das ganze Buch. Der Erwerb ist für jeden Freizeitsportler, der mit den Örtlichkeiten nicht vertraut ist, nützlich und macht Lust auf Erkundungen. Man kann nicht erwarten, dass die gezeichnete Strecke schon beim ersten Lauf genau eingehalten wird. Dass ein Läufer oder eine Läuferin auf eine der 22 Strecken verloren geht, kann ich mir nicht vorstellen.

Was sind, resp. was waren eigentlich Tiergärten?

Tiergärten waren eingezäunte Areale, in denen Adlige in früheren Zeiten der Jagd nachgingen. Ein Grund war die Vermeidung von Jagdschäden auf landwirtschaftlichen Flächen. Die wesentlich wichtigere Rolle spielte jedoch der Jagderfolg.

Jagden stellten in noch früheren Zeiten eine gefährliche, anstrengende und dann oft von Misserfolg gekrönte Betätigung dar. Irgendjemand kam dann im 16. Jahrhundert auf die Idee, in eine Einzäunung Waldtiere zu sperren und dann die große Jagd zu veranstalten. Treiber hatten dann das Wild in Richtung der hochwohlgeborenen Herrschaften zu treiben und die Freude war immer groß. Das lag zum einen an der hohen Wilddichte und an den an Menschen gewöhnten Tieren. Besonders beliebt war das Damwild. In einer Beschreibung über die Jagd in der Renaissance habe ich von einer besonders heimtückischen Methode gelesen, das Jagdglück noch mehr zu steigern. In Tiergärten gab es ein Futterhaus/Futterplatz, bei dem den Tieren die Fütterungszeit durch ein Gewehrschuss angezeigt wurde.

Den Tiergarten in Hannover hat Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg
1678 für die Hofjagd anlegen lassen. Einen König von Hannover gab es damals noch nicht, aber der Herzog stammte immerhin schon aus dem Haus der Welfen und Hannover war seine Residenzstadt. Er machte 1666 das Dorf Haringehusen unter dem Namen Herrenhausen zu seiner Sommerresidenz. Ein erstes einfaches Schloss wurde gebaut und mit der Anlage des Großen Gartens wurde begonnen. Der Tiergarten hatte damals wie heute eine Größe von 1,1 km² und 120 Stück Damwild wurden neben 30 Wildschweinen eingesetzt. Traditionell ist es bis heute bei der gleichen Stückzahl Damwild und Wildschweinen geblieben.

Als ich bei meiner Tiergartenrunde beim Rückweg am Futterhaus vorbeikomme, muss ich an Johann Friedrich denken. Er hat einige Bildungsreisen nach Italien und Frankreich gemacht, die Königliche Bibliothek gegründet und den Gelehrten und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz an seinen Hof geholt. Ob er in seinem Tiergarten in Hannover das Wild auch mit einem Gewehrschuss zur Fütterung rufen ließ?

www.spargelsprinter.de.vu

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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