Sportvereine trainieren, Schützenvereine schießen - Was machen Sie bei Ihren regelmäßigen Vereinstreffen, Herr Horlbeck?

Bernd Horlbeck und Glenn Garriock. | Foto: Bernd Horlbeck
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Bernd Horlbeck ist der Vorsitzende des im März gegründeten schottischen Kulturvereins The Clansmen. Im E-Mail-Interview spricht er über die Vereinsgründung und verrät, was den Verein in seinen Augen auszeichnet.

Wie kommt man auf die Idee, in Uetze einen Verein für schottische Kultur zu eröffnen?

Was meinen wir überhaupt, wenn wir von Kultur sprechen? Wikipedia sagt: Kultur ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt... Unter dieser Sicht ist unser Anliegen praktisch schon erklärt: Wir wollen einen Beitrag zur möglichst vielseitigen Gestaltung unseres Zusammenlebens leisten, natürlich in der Gemeinde selbst, aber auch darüber hinaus, sozusagen über den Kochtopfrand schauen. Wir wollen dazu beitragen, unseren Horizont zu erweitern, indem wir schauen und transportieren, was unsere Nachbarn machen, und unsere Nachbarn sind heute in Europa, wo dort auch immer. In diesem Sinne sehen wir die Vereinsgründung nicht als den Anfang von etwas, sondern als eine Fortsetzung, einen Übergang in eine andere Form, die uns auch neue Möglichkeiten eröffnet.

Was zeichnet den Verein aus?

Wir meinen, dass die Anziehungskraft des Vereins vor allem im Gemeinschaftserlebnis besteht, beginnend bei der gemeinsamen Organisation und Vorbereitung. Auf keinen Fall wollen wir in festgefahrenen Formen erstarren, die leicht für den Einzelnen mit beruflichen Anforderungen und familiären Verpflichtungen kollidieren können und aus anfänglicher Lust eine Last machen. Daher gestalten wir unsere Vorhaben als Angebot an die Mitglieder, mitzuhelfen. Von der Arbeit des Vorstandes einmal abgesehen, nehmen wir von regelmäßigen Pflichttreffen Abstand. Dort wo es nötig ist, wie zum Beispiel dem Training der „Tug o’ war“-Mannschaft, geben sich die Teilnehmer den erforderlichen zeitlichen Rahmen selbst. Das Beeindruckende, was ganz in unserer Intention lag, ist, dass Jung und Alt ganz selbstverständlich, um in der Sprache unserer Tauzieher zu sprechen, am gleichen Tau ziehen. Verständigungsprobleme gibt es also weder zwischen Generationen noch zwischen Nationalitäten. Eine Schichtenstruktur im Verein kennen wir nicht und wollen sie auch nicht haben.

Und wo zwickt es?

Ein paar Probleme haben wir noch, unsere Arbeit organisatorisch zu optimieren, was nach so kurzem Bestehen nicht unbedingt verwunderlich ist. Leider wurde uns auch die Gemeinnützigkeit nicht zuerkannt, was die Finanzierung von Veranstaltungen zusätzlich erschwert und das Spendenaufkommen deutlich dämpft.

Sportvereine trainieren, Musikvereine üben, Schützenvereine schießen. Was machen Sie bei Ihren regelmäßigen Treffen?

Wie schon gesagt, die schlichte Regelmäßigkeit ist nicht unser Ziel. Wir wollen keinen überlasten. Um unser Umfeld mitzugestalten, widmen wir uns den verschiedensten Bereichen, wie der schottischen Poetry von Robert Burns, schottischer Folkmusik, dem Tanz und Sportwettkämpfen. Also trainieren und üben wir auch, nur schießen tun wir nicht. Dabei macht natürlich nicht jeder alles. Einzelne bereiten etwas vor, um es dann bei den Treffen zu präsentieren. Darüber hinaus wollen wir natürlich auch mittels Studienreisen und Vortragsabenden das Leben in Schottland in allen seinen heutigen Facetten besser kennenlernen, wozu einiges an Vorbereitung von Nöten ist.

Wenn jemand überlegt, ob er Ihrem Verein beitreten soll: Mit welchen Argumenten würden Sie dafür werben?

Dafür könnte es viele Gründe geben: Nicht jeder muss sich mit allem befassen. Falls jemand Lust hat, das kulturelle Leben in der Region Uetze mitzugestalten, das in einer Gemeinschaft zu tun, welche für viele neue Ideen offen ist und natürlich Interesse für die schottische Kultur hat, dem würde ich schon mal empfehlen, bei uns vorbeizuschauen. In jedem von uns stecken ein paar Talente, die sich zu aller Nutzen wecken lassen.

Warum gibt es The Clansmen auch noch in zehn Jahren?

In der Zukunft sehen wir für unsere Ideen einen großen Spielraum, welcher bereits jetzt viele Bereiche einschließt. So sind wir sehr daran interessiert, auch eine Heimstatt für Folkmusik, Tanz, Literatur und schottisches Kulturgut im generellen Sinne zu werden. Die Frage, ob wir in zehn Jahren noch existieren, stellen wir uns eigentlich nicht. Wir konzentrieren uns darauf, den gesteckten Rahmen auszufüllen, gegebenenfalls zu erweitern und so das Leben in Uetze mitzugestalten. Spätestens seit der Fata Morgana wissen wir, dass die Uetzer keine Leute sind, die sich hinter ihren Türen verstecken. Es liegt folglich an uns, wie groß unser Beitrag zum Leben in der Region in Zukunft sein wird.

Mal abgesehen von Ihrem Kulturverein: Was macht Uetze in ihren Augen lebenswert?

Uetze ist ideal für junge Familien durch das Angebot diverser Kindergärten, aller Schulformen sowie vieler Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt. Außerdem bietet Uetze auch für sportliche Aktive ganzjährig viele Möglichkeiten wie ein großes Netz an Rad- und Reitwanderwegen, Schwimmbädern und Naturseen, die im Winter zum Schlittschuhlaufen einladen.

Und was sollte in Uetze besser werden?

Das Angebot an Fachärzten, wie zum Beispiel einem Kinderarzt, Augenarzt etc. könnte verbessert werden. Um den Ortskern zu verschönern, wäre es interessant, viele kleinere Geschäfte anzusiedeln.

Seit einem Jahr schreiben Bürgerreporter aus Uetze auf dem Portal myheimat. Was halten Sie davon?

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myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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