Ruth Andresen: "Eine Gemeinde definiert sich über ihr kulturelles Angebot"

Ruth Andresen | Foto: Ruth Andresen

Ruth Andresen ist Leiterin Gemeindebücherei in Uetze und Hänigsen und engagiert sich bei Uetzes Kulturverein K4 – KulturfourUetze. Im myheimat E-Mail-Interview verrät sie, warum sie bei K4 künftig kürzer treten will und warum sich ein Besuch in der Bücherei lohnt.

Frau Andresen, Sie sind die Leiterin Gemeindebüchereien in Uetze und Hänigsen und haben sich bis vor Kurzem bei Uetzes Kulturverein K4 – KulturfourUetze engagiert. Warum haben Sie K4 den Rücken zugekehrt?

Ich habe K4 nicht den Rücken zugekehrt, sondern trete lediglich kürzer. Mein Arbeitsspektrum mit der Leitung der Büchereien in Uetze und Hänigsen, meiner Tätigkeit in der Politik und für K4 war einfach zu groß. Unsere Kulturinitiative besteht zurzeit aus fünf engagierten, ehrenamtlich tätigen Personen aus Politik und Kultur. Dabei bleibe ich verantwortlich für die Presse rund um die Veranstaltungen.

Mit The Beatles Connection, Badewannen & Badewonnen, Yehudi Menuhin u.a. sowie Lesungen, u.a. mit Roswitha Iasevoli, ist K4 in diesem Jahr richtig durchgestartet. Warum hat man solange vorher nichts von dem relativ jungen Kulturverein gehört?

Alles Neue braucht seine Zeit um sich zu etablieren. So auch unsere Kulturinitiative, die seit 2008 besteht. Mittlerweile ist unser buntes, gut gestaltetes Programmheft in der Gemeinde bekannt und begehrt. Und durch intensivere Pressearbeit wurden wir in diesem Jahr von einem breiteren Publikum wahrgenommen. Es gibt bereits Nachfragen zum Programm für 2011.

Warum ist ein Kulturverein wichtig für Uetze und Hänigsen? Einige Veranstaltungen finden auch in Hänigsen statt.

Menschen brauchen Kultur. Sie ist so wichtig wie Brot und Wasser! Ohne Kultur ist das Leben nur halb so schön!
Eine Gemeinde definiert sich auch über ihr kulturelles Angebot, das sie für ihre Bürger bereithält. Als die Theaterveranstaltungen des Theaters für Niedersachsen (TfN) in Uetze nicht mehr stattfanden, sind wir in eine Lücke gestoßen, die wir mit der finanziellen Unterstützung der Gemeinde Uetze und unseren ehrenamtlichen Kräften bislang gut ausgefüllt haben. Damit Menschen sich nicht nur in ihre Privatsphäre zurückziehen, in der das Fernsehen und das Internet eine immer größere Rolle spielen, versuchen wir für Alt und Jung ein Angebot zu schaffen, das anspricht und dazu ermuntert, den öffentlichen kulturellen Raum zu betreten.

Wenn Sie einen ersten Rückblick auf das K-4-Jahr machen: Wie fällt Ihre Bilanz aus? Was lief gut, was nicht?

Wir sind mit unseren Veranstaltungen in diesem Jahr zufrieden. Sehr erfolgreich war der Auftritt der Band „The Beatles-Connection“ mit mehr als 200 Besuchern. Aber auch unsere Lesungen wurden mit 40 bis 50 Zuhörern gut angenommen. Denn Kulturveranstaltungen darf man nicht nur an der Anzahl der verkauften Eintrittskarten messen. Natürlich wünschen wir uns, dass das Interesse an unseren Veranstaltungen immer größer wird.

Was für Pläne haben Sie für das nächste Jahr mit K4?

Das Programmheft mit den Veranstaltungen für 2011 ist in Planung. Das Angebot ist von der finanziellen Situation von K4 abhängig. Über Spenden würden wir uns daher freuen. Fest steht bereits der Auftritt der A-Capella-Band „6-Zylinder“ aus Münster, eine der bekanntesten A-Capella-Gruppen Deutschlands.

Wenn sich jemand überlegt, mal wieder in die Bücherei zu gehen: Mit welchen Argumenten würden Sie dafür werben?

In der Bücherei gibt es viele Bücher, die man ausleihen kann und deshalb nicht kaufen muss. Das Angebot ist vielseitig und aktuell. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Eine Bücherei ist auch ein Ort der Kommunikation. Man trifft dort nette Menschen, mit denen man sich über das Gelesene austauschen kann. Kinder kommen mit Büchern in Berührung, sie können sich das Wissen daraus aneignen und das Lesen intensivieren. In der Bücherei lernen Kinder auch, Bücher zu lieben. Viele Kinder kennen das von zu Hause nicht mehr.

Steigt der Trend, Bücher auszuleihen im Herbst und Winter eigentlich an? Welche Beobachtungen machen Sie?

Grundsätzlich gesehen ist die Ausleihe über das Jahr gesehen relativ konstant. Vor den Ferien, besonders vor den Sommerferien steigt die Ausleihe in Uetze und Hänigsen stark an. Vielleicht auch aus dem Grund, dass die Bücherei in den Ferien geschlossen hat.

Welche zwei Bücher würden Sie Kindern von acht bis zwölf Jahren für die Wintermonate empfehlen?

Da gibt es das Buch „Die Welt wie wir sie kannten“ von Susan Beth Pfeffer für Kinder ab zwölf Jahren und für Erwachsene. Dort erleben wir im Mikrokosmos einer Familie ein weltweites Untergangsszenario hautnah mit, es ist ein spannendes Buch. Nach dem Lesen macht man sich Gedanken darüber, dass bei großen Katastrophen kleine Dinge ganz wichtig werden, und dass wir vieles für selbstverständlich hinnehmen wie fließendes Wasser, ausreichend zu Essen und Strom aus der Steckdose.
Für die jüngeren Leseratten, besonders für Jungs schlage ich das Buch „Coolman und Ich“ von Rüdiger Bertram vor. Es handelt sich um einen Comicroman über den ganz normalen Schulwahnsinn. Witzig geschrieben und gut zu lesen. Ähnlich wie Gregs Tagebuch.

Und welche zwei Bücher empfehlen Sie Erwachsenen?

In diesem Herbst ist ein neuer Kriminalroman von Ingrid Noll erschienen. Den würde ich jedem Leser empfehlen, der Krimis liebt, die nicht blutig aber trotzdem ganz schön böse sind. Und Böse beginnt die Geschichte auch und zeigt, was so alles schiefgehen kann, und wie schnell dann mörderische Gedanken aufkeimen können.
Noch eine Empfehlung wäre „Brautflug“ von Marieke van der Pol. Dies ist, wie vom Titel vielleicht abzuleiten, kein kitschiger Liebesroman sondern eine Geschichte über die Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Roman ist sehr einfühlsam geschrieben. Drei Frauen und ein Mann wandern aus. Sie sitzen an einem Tag im Oktober zusammen in einem Flugzeug nach Neuseeland. Der „Brautflug“ verbindet sie für ein ganzes Leben. Das Buch ist traurig und schön gleichermaßen. Es ist gut geeignet für lange Winternachmittage.

Mal abgesehen von Kulturverein und Bücherei: Was macht Uetze und Hänigsen lebenswert? Und was sollte besser werden?

Hänigsen und Uetze sind sehr ländliche Ortschaften mit guter Infrastruktur. Es gibt ein großes bürgerschaftliches Engagement in verschiedenen Bereichen unserer Gemeinde und es gibt ein reges Vereinsleben mit vielen netten Menschen, die man kennt. Die Natur rund herum ist mir sehr wichtig für lange Spaziergänge und ausgedehnte Radtouren. In Hänigsen würde ich mir mehr Gastronomie-Angebote wünschen.

Sie sind Autorin bei myheimat, dem Mitmachportal des Anzeigers. Warum?

Weil ich schnell und unproblematisch kulturelle Nachrichten wie Veranstaltungshinweise von K4 und den Büchereien vielen Menschen zugänglich machen kann.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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