Ephesus – zu den Ausgrabungsstätten der antiken Stadt der Artemis – Teil 4

Als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2008 zeigte die Türkei eine Foto-Ausstellung über die Celsus-Bibliothek.
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Ephesus war eine bedeutende und dazu die älteste griechische Stadt in Kleinasien, der heutigen Türkei. Ephesus lag einst direkt an der türkischen Westküste (Ägäis). Doch die Verlandung schob die Küste immer weiter in das Meer, so dass die antike Stadt heute weiter im Landesinneren liegt.

Hinweise auf menschliche Siedlungen in dieser Gegend lassen sich bereits 5000 Jahre v.Chr. nachweisen. Schriftliche Aufzeichnungen führen die Archäologen zurück 2000 Jahre in die vorchristliche Zeit. Einer Sage nach soll Androklos, der König von Attika, die Stadt gegründet haben.

560 Jahre v.Chr. wurde mit dem Bau des Tempels der Artemis begonnen; 120 Jahre sollen die Bauarbeiten gedauert haben. Der Tempel gilt als eines der sieben Weltwunder.
Artemis, die Göttin der Jagd, des Waldes und die Hüterin der Frauen und Kinder zählt zu den 12 großen olympischen Göttern. Die Römer nannten sie Diana; die Etrusker Artumes.
Ihr zu Ehren wurde der Tempel in Ephesus erbaut; die Menschen der Stadt sahen in ihr die Ernährerein aller Lebewesen. Nach anderer Deutung aber steht sie für Fruchtbarkeit, zu erkennen an den Stierhoden, die sie an ihrer Brust trägt.

Die letzten Jahrhunderte der vorchristlichen Zeit waren auch wirtschaftlich blühende Zeiten für Ephesus. Es gab einen großen Hafen, der zum Königreich Pergamon gehörte und 133 v.Chr. dem Römischen Reich eingegliedert wurde.
Mit vermutlich mehr als 200.000 Einwohner war die Stadt eine der größten im Römischen Reich.

Auch bei der Verbreitung des Christentum fiel der Stadt große Bedeutung zu: Apostel Paulus weilte während seiner 3. Missionsreise in Ephesus. In der Stadt wurde er geduldet, obwohl er sich den Unwillen der Devotionalienhändler auf sich zog, weil er ihre Geschäfte mit den Heiligenbildnissen anprangerte. Der Silberschmied Demetrios zettelte eine Großdemonstration gegen ihn im Theater an: „Groß ist die Artemis der Epheser“ schrie die aufgebrachte Menge.
Paulus hat später den ersten der sieben Sendschreiben der Johannesapokalypse an die Epheser geschrieben; eine darin gemachte Aussage lautet: „Aber ich habe gegen dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast. Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“
Ephesus war viele Jahrhunderte eine mächtige Stadt, doch verlor sie in byzantinischer Zeit an Bedeutung, da der Hafen verlandete.

1090 wurde die Stadt dann von den Seldschuken erobert; der nahe Ephesus in der türkischen Zeit erbaute Ort namens Ayasoluk erhielt später den Namen Selçuk.

Erst im 19. Jh begannen englische Archäologen im Auftrag des Britschen Museums mit der Erforschung der Ruinen und der Suche nach dem Artemistempel.
Auch Österreich hat 1895 mit den Ausgrabungsarbeiten begonnen und dabei weite Teile der Stadt und der Privathäuser (Hanghäuser), die am Hang des Bülbüldağ, einem der beiden Stadtberge, liegen (bülbül ist die Nachtigal; dağ bedeutet Berg). Wandmalereien und Mosaiken schmückten damals diese Häuser aus.

Heute besuchen Hunderttausende die antike Ruinenstadt jährlich. Ich möchte deshalb nicht in der Hauptreisezeit hierher kommen. Wir waren im Januar in Ephesus und da hatten wir Zeit und vor allen Dingen Ruhe, denn die Wintermonate sind die „fast touristenfreie“ Zeit.

Besonders beeindruckt war ich von den Celsus-Bibliothek (Anastilosis). Sie entstand im frühen 2. Jh. n.Chr. Nicht nur Bücher fanden Platz in den großen Räumen, sondern das Gebäude ist auch Grabstätte des Stifters Tiberius Julius Celsus Polomaeanus, Senator zur römischen Kaiserzeit.

Von der Bibliothek aus gehen wir die mit Marmorplatten ausgelegte Kuretenstraße, die Hauptstraße der Stadt, entlang.
Wir kommen vorbei an der antiken Brunnenanlage (Nymphaeum Traiani), die zu Ehren der Artemis und Kaiser Trajan am Ende einer 39 km langen Wasserleitung in die Stadt hinein zwischen 102 und 114 n.Chr. gebaut wurde.

Gleich daneben stehen die Überreste des Hadrian Tempels, dem man zu Ehren des Kaisers erbaut hat, nachdem dieser 123 n.Chr. die Stadt besuchte.
Vedat, unser kundiger Reisebegleiter, zeigt auf die Reliefs, die im Inneren des Tempels angebracht wurden: „Wo sollen wir die Stadt erbauen?“, sagte das Orakel.
„Dort, wo Du Fisch, Eber und Feuer findest!“, war die Antwort.
Als nun der Abend naht, wurde ein Fisch in nahen Fluss gefangen; es wurde ein Feuer entfacht, das auf einen Busch übergriff, hinter dem ein Eber stand. Er erschreckte sich und lief fort. Als man ihn einholte, beschloss man, an dieser Stelle die Stadt Ephesus zu bauen …

Und wir stehen vor dem Variusbad, das nicht nur zur Hygiene und Körperpflege ein wichtiger Ort war, sondern auch als Kommunikationsstätte der Bevölkerung untereinander galt.

Zum Schluss besuchen wir noch das Theater von Ephesus. Es bot einst 24.000 Menschen Platz; die obersten der 60 Sitzreihen erheben sich 30 m über dem Erdboden. Das Theater, das einen Durchmesser von 148 m hat, wurde im 3. Jh v.Chr. erbaut und im 1. Jh. n.Chr. erneuert.

Langsam gehen wir zurück zum Ausgang und lassen das gerade Gesehene etwas sacken. Dazu eignet sich ein türkischer Mokka, den wir im kleinen Restaurant vor dem Eingangsbereich in die Ruinenstadt trinken.

Aber es geht gleich weiter; wir besuchen das Ephesus Museum und die Johannesbasilika in Selçuk. Darüber berichte ich in Teil 5:
http://www.myheimat.de/uetze/beitrag/70604/ephesus...

Bürgerreporter:in:

Uta Kubik-Ritter aus Uetze

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