111 Gründe, sich selbst zu lieben?

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Wie ist das denn gemeint? Nach kurzer Überlegung - und die zotigen Einfälle mal beiseite geschoben: Wie geht man an ein solches Thema heran? Was kommt dabei heraus? Und lohnt es sich, ein Buch zu lesen, das die Eigenliebe thematisiert? Welche Zielgruppe darf sich angesprochen fühlen?

Fragen über Fragen. Die 111 Antworten im Buch sind wohl eher kein Ratgeber der Gesundheit. Oder halt doch, falls man Fröhlichkeit durch Lesen kluger und humorvoller Texte als gesundheitsfördernd ansehen mag. Angesprochen sind jene Leser, die sich Heiteres erwarten, Leichtes (aber nicht zu leicht), Philosophisches und zuweilen Hintergründiges mit Augenzwinkern.
Es geht unter anderem um die Liebe an sich, Sex ist auch ein Thema – aber ganz anders, als hier gemutmaßt werden könnte, puren Egoismus, Nabelschau und eine Romanze mit sich selbst.

Wie kommt ein Autor auf all diese unglaublichen Texte zu dem Thema? Ganze 111 Gründe, sich selbst zu lieben? Holger Reichard, der Autor des Buches, hat dieses zunächst in Kapitel unterteilt. Es sind 22 Kapitel, um genau zu sein. Und zu jedem hat er vorne in der Inhaltsangabe des Buches noch eine Begründung extra geschrieben. Ein guter Einstieg also, zunächst das Inhaltsverzeichnis tatsächlich zu lesen – diese Liebe sollte man sich selbst unbedingt antun, denn es lohnt sich wirklich!

Wer wissen möchte, wer Xenia Kluleskowa, Jochen Jungmehl oder Frank Frieg sind, und was sie im Kapitel Selbstliebe 2.0 erleben, der liest jetzt erst einmal hier die Buchbesprechung weiter, und dann das Buch selber.

Herr Reichard ist ein Freund von treffenden Zitaten, und so ist denn auch das Werk mit Sinnsprüchen gespickt, beispielsweise als Einleitung zu den Kapiteln und natürlich als Tüpfelchen auf dem „i“ am Ende jeder Begründung für die Liebe sich selbst gegenüber. Die Zitierten sind in erster Linie natürlich namhafte Dichter aus allen Epochen, aber – und das macht das Buch noch lesenswerter, weil hierin der ganz besondere manchmal dunkle Humor des Autors aufblitzt – es wird auch mal ein Werbeslogan oder eine Liedzeile aus einem Popsong genannt.

Ja, und die Gründe an sich, fein säuberlich je auf zwei Seiten des Buches notiert, nebst erwähnten Zitaten, diese sind eine wahre Achterbahnfahrt für den Leser und immer wieder überraschend. In den Texten steckt zunächst einmal ganz viel Reichard. Wer seine Art zu schreiben bereits kennt, weiß, was gemeint ist. Viel Autobiografisches wird erwähnt: Zwischen den Zeilen offenbart sich der Mensch, der Ehe-Mann, der Vater, der Reisende, der Fußballer, der Bohemien, der Philosoph, der Musik- und Literaturliebhaber und -Kenner, kurz der Autor selbst.
Aber das wirklich Geniale ist das Wissen, das auf amüsante Art und Weise so ganz nebenbei vermittelt wird. Es ist zu merken, dass der Autor ein unglaubliches Gedächtnis für Geschehnisse hat. Und die wenigen Dinge, die er selbst nicht genau wusste, sorgfältig nachgeschlagen hat. In den Texten nimmt er den Leser mit, in seine Art, mit der Sprache und den Fakten zu spielen. Es ist wie Rad fahren, Seil springen, Musik hören und Fernsehen schauen auf 22 Kanälen in einer Bibliothek, in der gerade eine Freizeit-Messe stattfindet und gleichzeitig das Jahrestreffen der Freunde englischen Humors tagt.

Was hat der Leser also davon, wenn er dieses Buch liest? Zum einen etliche vergnügliche Stunden, in denen er schmunzelnd einiges darüber erfährt, wie diese Welt so tickt - aus der schrägen semivernünftigen Sicht des Autors, versteht sich. Vielleicht hat man danach auch ein klein wenig Sympathie für sich selber entdeckt - im besten Fall klebt sich der Leser schon während der Lektüre einen Zettel an seinen Spiegel, auf dem getreu der Anweisung in Kapitel 8, Grund 37 geschrieben steht: „Man of the Year“ und nickt seinem Spiegelbild lächelnd zu: „Wer sonst liebt dich, wenn nicht ich?“ (siehe Grund 42).
Hoffnungslose Fälle legen an dieser Stelle das Taschenbuch aus der Hand und fragen sich und ihr Spiegelbild vermutlich: „Niemand liebt dich, wieso ich?“ und verschenken die Literatur an empfänglichere Gemüter. Ob religiös, politisch, gesundheitlich oder sexuell gesehen – nach dem Genuss aller Kapitel, hat man Dinge erfahren, über die man so noch nie nachzudenken gewagt hat.

Fazit: Holger Reichard ist zum Glück kein Egoist, denn anders ist kaum zu verstehen, dass er diese seine Erkenntnisse über Selbstliebe, Egoismus und die Entdeckungsreise zu seinem eigenen „großartigen Ich“ mit der Leserschaft teilt. Danke dafür.

Buchtitel: „111 Gründe sich selbst zu lieben“
Eine kleine Verbeugung vor der eigenen Großartigkeit.
ISBN:3-89602-891-X
Preis: 9,90 €
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 276 Seiten
Autor: Holger Reichard

Bürgerreporter:in:

Moor Frau aus Uetze

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