Kater Jerry´s traurige Geschichte

Eigentlich ist es ein Nachruf auf einen wundervollen kleinen Kater, den ich Jerry genannt hatte.

Es war im Februar 2008. Es war ein kalter Tag, ein Sonntag. Ich fuhr von Wirmighausen nach Gembeck, quer durch die Felder und an einigen WKA´s vorbei. Ich hatte die letzte Windkraftanlage bereits passiert, als ich im linken Augenwinkel etwas wahrnahm. Ich machte eine Vollbremsung und war froh, dass kein anderer Wagen hinter mir war. Ein Stück zurück gefahren, sah ich was es war: Ein kleiner Kater saß ganz oben auf der Plattform der Gittertreppe. Die Stufen waren mit Wiener Käsewürstchen vom Aldi ausgelegt.
"Ausgesetzt". Das war mein erster Gedanke. Das kleine Katerchen war handzahm, kam sofort, wußte, dass ich ihm helfen würde. Zuerst mal nach Hause und sparsam Futter geben. Er hat es dankbar angenommen und dann nur noch geschlafen. Am nächsten Tag erst einmal zum Tierarzt. Geschätzte 8 Monate alt, aber gesund. Kein Chip, keine Tätowierung. Die Anzeige in der Zeitung hätte ich mir sparen können. Wer sucht schon nach einem ausgesetzten Tier?
Ich ließ Jerry kastrieren und chippen und habe ihn bei TASSO eV registriert. Er lebte sich so wunderbar ein, verstand sich mit meiner damals 12jährigen Katze Paulchen. Jerry war Freigänger, er liebte es, die Gegend auszukundschaften, kam immer wieder zurück. Nie war irgend etwas.
Mitte Januar 2009 fing er an zu spucken. Er quälte sich so, es war schlimm. Er schickte mir ein Wort: "Vergiftung!" Ab zum Tierarzt, sagte ihm, welches Wort ich im Kopf habe. Es war der 16. Januar. Jerry mußte beim Tierarzt bleiben. Blutentnahme. Tropf. Es war eine Vergiftung, eine toxische Vergiftung. Mit dem Tropf wurden die Nieren gespült. Am 17. Januar, morgens um 08.00 Uhr rief der Tierarzt mich an. "Ich weiß" habe ich gesagt. "Jerry ist gestern Abend um 22.45 Uhr gegangen." Der Tierarzt hat mir die Zeit bestätigt, da er wegen eines Notfalls am späten Abend in der Praxis war.
11 Monate durfte ich Jerry bei mir haben. Eine tolle Zeit. Er hatte Glück, dass ausgerechnet ich ihn gefunden hatte. Ich, die Tierliebe.
Aber was sind das für Menschen, die ein Tier im Winter bei Eiseskälte auf eine Gitterplattform setzen, wohlwissend, dass das Tier auf dem Gitter nicht laufen kann?
Mich erschreckt die Kälte in manch menschlichem(?) Herz.

Bürgerreporter:in:

Meike Gerhard-Eiben aus Twistetal

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