Ausgesperrt und abgezockt - eine wahre Geschichte

22. Januar 2011
Privathaus, Springe

Die Rentnerin hatte es eilig. Sie stand unter Stress. Ihr Mann lag im Krankenhaus, der Telefonanschluss funktionierte seit zwei Tagen nicht und dann auch das noch!

Sie kam vom Einkauf zurück, stellte ihre Tasche ab und wollte schnell in den nahen Computershop, um Hilfe wegen des Telefons zu erbitten. Als sie draußen vor der Haustür stand, hatte sie statt des Türschlüssels den Briefkastenschlüssel in der Hand, und die Tür war zu. Sie hatte sich ausgesperrt!
Es war kalt und regnete; zum Glück hatte sie einen Mantel übergezogen und die Mütze aufgesetzt. Weder Geld noch Handy hatte sie bei sich.

Was nun? Panik brach aus. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie ja bei ihrer Nachbarin den zweiten Kellerschlüssel deponiert hatte - durch den Keller kann man ihre Wohnung auch erreichen. Sie klingelte. Gott sei Dank, die Nachbarin war zu Hause und gab ihr den Schlüssel. Aber der half leider auch nicht, weil ihr eigener Schlüssel von innen steckte. Nun war guter Rat teuer - was sich noch bewahrheiten sollte!

In den "Gelben Seiten regional" bei der Nachbarin fand sie unter Springe:
"Mr. Sicher - Schlüsselnotdienst 24 Std., ab 48,-, über 25 Jahre, Hauptstr." und eine Tel.-Nr. mit der Vorwahl 05045 (Bennigsen)
Bei Anruf wurde ihr in 20 Minuten Rettung zugesagt. Sie wartete und fror. Nach etwa einer dreiviertel Stunde bog endlich das rote Auto des Notdienstes um die Ecke. Es sah ziemlich verbeult aus. Ihm entstiegen zwei ältere Männer, von denen jedoch nur einer "arbeitete", der andere sah zu. Der Arbeiter versuchte nun mit einem Stück Draht zwischen Tür und Rahmen zu kommen, was nicht gelang: "Die Tür ist zu dick". Keine Chance!
Die Rentnerin, schon völlig entnervt, schlug die Kellertür zum Öffnen vor. Der Tross zog in den Keller. Der Mann "feilte" kurze Zeit an dem vorhandenen Sicherheitsschlüssel herum, steckte ihn zusammen mit einem Draht ins Schloss und öffnete auf geheimnisvolle Weise die Tür, obwohl auf der anderen Seite der zweite Sicherheitsschlüssel steckte. Sie wunderte sich, wie einfach das ging!
Er betonte noch, dass der Schlüssel durch das Feilen nun leider unbrauchbar geworden wäre, er jedoch sofort einen neuen machen könne. Dazu müsse er aber mit der Maschine in die Wohnung, was die Rentnerin ablehnte.

Draußen neben seinem Auto kassierte er 70 Euro für diese Arbeit, die höchstens 15 Minuten gedauert hatte. Die alte Frau war so erschrocken über die Höhe, aber auch erleichtert über die offene Tür, dass sie vergaß zu protestieren und eine Rechnung oder Quittung zu verlangen.

Als sie anschließend in Ruhe den als unbrauchbar bezeichneten Schlüssel ausprobierte, passte er einwandfrei ins Schloss und wies auch keinerlei Spuren einer Feile auf.
Die Männer hatten sie offensichtlich getäuscht, ihre Notlage schamlos ausgenutzt und abgezockt. Und dabei sah das im Branchenbuch nach einer ganz soliden Adresse aus!

Sie fragt nun, ob das die gängige Praxis bei den Schlüsseldiensten, zumindest bei einigen, ist und ob bzw. was sie nachträglich dagegen unternehmen kann.

Vielleicht ist jemand unter den Lesern, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und ihr einen Rat gibt.

Bürgerreporter:in:

Irmgard Richter-Brown aus Springe

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