"Gespräch mit dem Teufel" im Gericht

1. November 2010
19:30 Uhr
Amtsgericht, 31832 Springe
Noch ist die "Bühne" im Gericht leer
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Am Montagabend fand unter dem Motto "Literatur im Gericht" das erste Mal eine Lesung statt, zu der der Kulturkreis Springe e.V. eingeladen hatte.
Der Saal im Amtsgericht Springe war bis auf den letzten Platz besetzt; einige Stühle mussten sogar noch hinzugestellt werden.
Auf dem Programm stand "Gespräch mit dem Teufel .....und weitere erbauliche Geschichten von Leszek Kolakowski".

Wir waren gespannt!

Die beiden Vortragenden Eckhard Gruen vom Theater Nordstadt aus Hannover und Prof. Alfred Schröcker aus Wunstorf betraten die "Bühne". Dazu gesellte sich zur musikalischen Umrahmung Vicky Kovacs mit ihrer Querflöte, anstatt des angekündigten Herrn mit Violine. Auch gut.

Die Lesung entpuppte sich als ein erfrischendes, humorvolles Zwiegespräch zwischen Gott bzw. Jehova und dem Teufel. Keinesfalls war es nur das Ablesen philosophischer Texte, wie ich vermutet hatte.
Wir erlebten die Schauspieler in ihren jeweiligen Rollen, mal allein, mal verteilt, einfach wunderbar!
Und dann der Text. Ich muss gestehen, dass ich von Leszek Kolakowski bisher nichts gelesen hatte. Umso überraschter war ich, wie lustig Philosophie sein kann. Alle Geschichten wurden vom Publikum mit Schmunzeln und Lachen begleitet.
Z.B. " Doktor Luthers Gespräch mit dem Teufel (Wartburg, 1521)", worin Luther den Teufel mit den unflätigsten Worten beschimpft, zum Schluss sogar ein gefülltes Tintenfass nach ihm wirft und dabei den Spiegel -mit seinem eigenen Bild darin- zerstört.
Anderen Geschichten liegen alttestamentarische Erzählungen zugrunde: Die Schöpfung der Welt, Kain und Abel, die Eselsgeschichte mit Bileam, Hiob oder Rahab. Sie werden von Kolakowski in sehr moderner Weise umformuliert und ausgelegt, "zur Belehrung und Warnung", wie er selbst sagt. Alle Geschichten haben am Ende nicht nur eine Moral.

Mit Dank und viel Applaus wurden die Künstler, die auf ein Honorar verzichtet hatten, verabschiedet. Statt Eintrittsgeld hatte der Kulturkreis um Spenden für die Springer Tafel e.V. gebeten.

Wer war Leszek Kolakowski?
Er wurde am 23. Oktober 1927 in Radom/Masowien geboren und starb am
17. Juli 2009 in Oxford/England. Er war ein polnischer Philosoph, Philosophiehistoriker und Essayist, wird vielfach als der prominenteste zeitgenössische polnische Philosoph angesehen. Er war Träger zahlreicher Auszeichnungen, u.a. wurde er 2007 mit dem "Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft" geehrt.
Nachdem er 1968 in Polen wegen seines Eintretens für oppositionelle Studenten Lehrverbot erhielt, ging er ins Ausland. 1966 war er schon aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen worden. Nach einigen Gastvorlesungen in den USA kam er schließlich 1970 als Forschungsprofessor ans All Souls College in Oxford, dem er seitdem ohne Unterbrechung angehörte.
Bis zur Wende 1989 war er mit einem Einreiseverbot nach Polen belegt.
Sein Leichnam wurde dann aber in Polen beigesetzt; eine polnische Zeitung krönte ihn posthum zum "König von Mitteleuropa". (entnommen Wikipedia)

Bürgerreporter:in:

Irmgard Richter-Brown aus Springe

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