Im Springer Wahlkampf aufgespießt – Impressionen

... keine Ausssicht mehr vom Schwarzer Koppelweg auf Kaiserallee und Jagdschloß ...
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  • hochgeladen von Friedrich Schröder

Freitag, 12. August 2011. Eiligst werden Wahlkampfstände vor dem Amtsgericht aufgebaut. Die FDP setzt auf rote Luftballons und überzeugende Argumente. Die SPD verteilt Knoppers, die knusprig & crispy Milch-Haselnuss-Schnitten, die mit einem Bildnis der Bürgermeisterkandidatin versehen sind. Zum Reinbeißen schön.

Unterwegs treffe ich die Kandidatin. Begleitet wird sie von dem frischen Bewerber für den Orts- und Stadtrat Wolfgang Klemmt. Ich stelle mich vor und komme mit ihnen ins Gespräch. Jedoch interessieren mich die sozialdemokratischen Allgemeinplätze nicht, sage ich ihnen, sondern komme auf den Punkt: Wie stehen Sie zur Methangasfabrik am Schwarzer Koppelweg, frage ich sie.

Etwas verwirrt über diese konkrete Frage antwortet sie ehrlicherweise, darüber wisse sie nicht viel. Herr Klemmt schaltet sich ein und stellt Fragen über Fragen, die im Grunde unter den Mitgliedern der SPD seit Bekanntwerden des Methangasprojekts hätten diskutiert und beantwortet werden müssen. Ich verspreche ihm, ihnen beiden vertiefende Informationen zum Thema Methangasfabrik und dem Springer Projekt zukommen zu lassen.

Bei den freien Demokraten lässt sich das Gespräch leichter an. Hier konstatiert man, dass der gewählte Standort für die Methangasanlage wohl doch nicht der geeignete sei. Bei der Frage, ob die Art und Weise des Verfahrens denn in Ordnung sei, spüre ich Verunsicherung. In der Sache würden sie es gern mit dem niedersächsischen Umweltminister halten würden, der sich kürzlich gegen den massiven Ausbau von Methangasfabriken und der Vermaisung der bäuerlichen Landwirtschaft ausgesprochen habe.

Am Stand der Genossen stoße ich mit meiner ablehnenden Haltung auf Unverständnis. O-Ton: Was soll denn Atomenergie ersetzen? Ganz bestimmt nicht Biogasanlagen, erwidere ich, Windenergie sei erprobt und könne Elektrizität ohne Dreck produzieren, sagte ich, aber die verschandeln doch die Landschaft, höre ich von einem jungen Genossen. Wohl kaum, war meine Antwort. Windkonverter seien zwar gewöhnungsbedürftig, aber unter den Anlagen könne man Ackerbau und Viehwirtschaft ungestört betreiben - Geruchs- und Emissionsfrei. Und, setzte ich fort, man müsse auch gesundheitliche Aspekte beachten. Zu denken wäre an EHEC, Botulismus, Übernitrierung der Äcker, dosiertes Versauen des Grundwassers. Da mischt sich ein älterer Genosse ein: EHEC und Botulismus habe es schon immer gegeben! Vor dreißig Jahren habe man auch schon Monokulturen gehabt, und zwar an Getreide. Ich erwidere: Wir reden nicht über die Vergangenheit, sondern über das hier und heute.

Kommt der Ortsbürgermeisterkandidat heran und fragt, sich über mich beugend, wo denn meiner Meinung nach die Anlage stehen solle. Ich antworte, sie könnte an der B 217 bei Seedemünder stehen, denn dort drüben wachse auch der meiste Mais. Und dann haut es mir fast die Beine weg als er daraufhin sagt, dann liege Springe ja in der Hauptwindrichtung und der Geruch würde über die Stadt ziehen. Ich erwidere: Da der Wind, wenn er nicht aus Westen weht, hauptsächlich aus östlichen Richtungen kommt, zieht der Gestank auch von dort über die Stadt.

Ich wende mich ab, das war mir zu dumm. Ich will die Freiwilligen der IG „Schwarzer Koppelweg“ treffen. Sie leisten Kärrnerdienste, so weiß ich, im Grunde für alle Bürger in Springe. Sie gehen auf die Menschen zu, kommen mit ihnen ins Gespräch und sammeln erfolgreich Unterschriften gegen die Methangasfabrik. Und sie werben für das Bürgerforum am 19. August 2011 um 18 Uhr im Kulturheim nahe des geplanten Standorts des Paradeprojekts des Stadtrats.

Eine gewisse Verunsicherung war den Politikern anzumerken und es drängte sich der Verdacht auf, dass es parteienintern an der Basis kaum vertiefende Gespräche, geschweige denn Abstimmungen zu diesem brisanten Thema gegeben hat. Der heutige Aufruf der IG in der NDZ dürfte die Parteien polarisieren.

Welche Partei das Rennen machen wird, ist offener denn je. Große Chancen wird jene haben, die sich klar gegen die Biogasanlage in Stellung bringt.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

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