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Bad Münder: Patienten sind keine Blockadetierchen

  • ... rund 800 Seelen wohnen hier, bald in Nachbarschaft zum Schweinestall ...
  • hochgeladen von Friedrich Schröder

Wenn es um die Einhaltung von Paragraphen geht, sind die Beamten im Kreishaus Hameln-Pyrmont in Hameln Spitze. So auch jetzt: Ein Bauer aus Nettelrede, Ortsteil der Kurstadt Bad Münder, will einen Stall für 1.000 Mastschweine bauen. Nicht irgendwo, sondern auf einem Acker zwischen Nettelrede und den nahegelegenen Reha-Kliniken am Deisterrand. Das Vorhaben erregte schon vor geraumer Zeit die Gemüter und der Rat beschloss eine Veränderungssperre für das fragliche Gelände. Nur, was nützte die Veränderungssperre, wenn im Bundesbaugesetz Privilegien für Landwirte festgeschrieben sind.

Im § 35 des Bundesbaugesetzes - Bauen im Außenbereich – heißt es: (1) Im Außenbereich ist ein Vorhaben nur zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen, die ausreichende Erschließung gesichert ist und wenn, wenn, wenn, wenn.

Die vielen „wenn“ nachzuhalten, ginge am Thema vorbei. Entscheidend ist, was das für den Landwirt bedeutet. Er kann im Außenbereich, irgendwo auf seinem Acker, eine Biogasanlage, eine Schweinemast oder einen Stall für Zigtausend Hühner bauen. Natürlich gäbe es eine Reihe von guten Gründen, den Bau solcher Anlagen im Außenbereich zu verwehren. Aber es gibt eine Reihe von Vorschriften, die solche Vorhaben eher unterstützen. Etwa eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Da werden Feldhamster gezählt, Windverhältnisse anhand alter Daten zugrunde gelegt, aber Menschen haben in solch einer Studie keinen Platz. Da sind Schutzabstände festgelegt, die mitnichten das Spektrum der negativen Beeinflussungen berücksichtigen. Wer sich gegen solch ein Vorhaben verwahrt, wird als „Wutbürger“ abgestempelt.

Aber sind in diesem Falle öffentliche Belange hinterfragt worden? Sind die Kliniken, die lediglich 800 Meter vom Schweinestall entfernt stehen, in den Genehmigungsprozess entsprechend § 35 Satz 1 des Bundesbaugesetzes einbezogen worden? Wohl kaum, denn sonst hätten sie keinen Widerspruch gegen den Bau des Stalls eingelegt.

Zu fragen ist also, ob die öffentlichen Belange hinreichend berücksichtigt worden sind. Je nach Planungsumfang gehören Feuerwehren und Rettungsdienste, etc., … zu Trägern öffentlicher Belange. Mit etc. könnten auch Krankenhäuser gemeint sein. Die einzubeziehen dürfte durchaus im Ermessen einer Genehmigungsbehörde liegen. Ist das getan worden?

Die Baubehörde beim Landkreis Hameln-Pyrmont erscheint mir wie die drei Affen: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Einfach nur genehmigen nach den Buchstaben des Gesetzes oder verfolgen, wer vorschriftswidrig tätig geworden ist. Ich denke nur an den Streit um den Nienstedter Maschendrahtzaun, der den Besitzer zur Weißglut brachte mit schwerwiegenden Folgen.

Natürlich will ich den Maschendrahtzaun nicht mit dem Schweinestall vergleichen. Der Landwirt befindet sich formaljuristisch im Recht. Es gibt also keinen Grund, auf ihn wütend zu sein. Vor ihm steht die Hamelner Behörde, wohlwissend, dass in der Nachbarschaft des Stalls seit Jahren Reha-Kliniken erfolgreich arbeiten. Dass dort jedes Jahr rund 2.000 Krebspatienten nach schwierigen Operationen, radiologischen Bestrahlungen und Chemo-Behandlungen betreut werden. Die von diesen schwierigen Eingriffen geschwächt wehrlos sein dürften gegenüber den multiresistenten Keimen, die in Zukunft mit der Abluft aus den Schweineställen entlassen werden.

Die mangelnde Sensibilität dieser Behörde gipfelte in der Genehmigung zum Bau des 1.000-Schweine-Stalls. Zu fragen ist, warum hat man dem Landwirt keinen alternativen Standort angeboten hat, um auf diese Weise die luftgetragenen Keime von den Kliniken fernzuhalten?

Dass in den Kliniken die Angst grassiert vor Multiresistenten Bakterienstämmen (MRSA), ist nachvollziehbar. Es ist wissenschaftlich belegt, dass von diesen Keimen tödliche Gefahren ausgehen. Trotz Filter können diese Keime auch an die Umgebung gelangen. Vom Stall in die Kliniken sind es dann nur noch 800 Meter Luftlinie.

Wer die Angst beurteilen will, sollte seine persönliche Betroffenheit nicht außer acht lassen. Denn morgen könnten auch der Landwirt, du oder ich Patienten der Klinik sein.

MRSA ist nicht mit „Wachtelkönigen“ oder „Geburtshelferkröten“ als Blockadetierchen zu vergleichen. MRSA ist mehr. MRSA ist eine große Gefahr insbesondere für immungeschwächte Patienten und kann tödlich sein.

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MaststallNettelrede

8 Kommentare

Lieber Andreas,

wie wäre es, wenn Du Deine Textbausteine mal überarbeiten würdest. Gleichlautende Einlassungen hattest Du schon vor einiger Zeit abgesondert. Zur Sache:

Natürlich gab es Bauernhöfe mit Misthaufen vor der Tür. Die Hofbewohner lebten damit. Nur, der Mist stammte nicht von Tausenden Hühnern, von Hunderten Schweinen oder Puten, die Zeit ihres Lebens mit Antibiotika vollgepumpt wurden.

Ob Schwein, Kuh, Huhn oder Gans - die Bauern kannten ihre Tiere und auch der Tierarzt, der sie bei Bedarf behandelte.

Was die wissenschaftliche Komponente Deiner haarsträubenden Behauptungen angeht, so empfehle ich Dir, am 27. Januar 2014 nach Bad Münder zu fahren. Dort findet im Martin-Schmidt-Konzertsaal eine Informationsveranstaltung statt. Der Mikrobiologe Wolfgang Witte vom Robert-Koch-Institut referiert zum Themenkomplex MRSA.

Ein MRSA-spezifisches Update würde auch Dir sicherlich helfen.

-- hallo Friedrich, und weitere User, wenn ich so in den MRSA Berichten schaue, ist die direkte Kontakt Übertragung wohl die häufigste Ursache von weiteren Ansteckungen etc.
-- hierzu kann ich nur auf folgende Berichte verweisen....
http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/t...

-- Auszüge....

Innerhalb der MRSA-Gruppe gibt es unterschiedliche Typen. Interessant ist, dass bei den bisherigen MRSA-Krankenhausinfektionen kaum die Typen auftreten, die typischerweise in den Schweinställen gefunden werden. So konnte 2007 in einer groß angelegten Studie nur in 11 von 4370 MRSA-Isolaten (= 0,3%) der schweinespezifische Typ ST398 nachgewiesen werden. Das heißt, die bisherigen Probleme in den Krankenhäusern sind kaum auf Einträge aus Schweinestallungen zurückzuführen.

In den letzten zwei Jahren sind mehrere Forschungsprojekte angelaufen, die einerseits die Verbreitung von MRSA in den verschiedenen Tierherden, aber auch die Bedeutung der Tiere als MRSA-Erregerreservoir abklären sollen. Ein weiteres Ziel dieser Projekte ist, die möglichen Übertragungswege zwischen Tier und Mensch genauer zu bestimmen.

http://www.mrsa-net.nl/de/oeffentlichkeit/mrsa-all...

VG Grüße Werner

> "Lieber Andreas, wie wäre es, wenn Du Deine Textbausteine mal überarbeiten würdest. Gleichlautende Einlassungen hattest Du schon vor einiger Zeit abgesondert."

...und es ist, wie ich sagte.

Das Problem, dass sich Keime verändern und Antibiotika allein schon aus diesen natürlichen Ursachen irgendwann nicht mehr wirken, weil es den Keim, gegen den es entwickelt wurde, eben nicht mehr gibt, sondern nru noch seine mutierten Nachfahren, gab es schon immer.

Dass man dazu beitrug, indem Ärzte die Vergabe nicht immer korrekt durchzogen, ist auch ein alter Hut. Ebenso, dass die Patienten dadurch, dass sie die Pillen falsch oder zu kurz einnahmen, extrem mitschuldig waren,

> "Natürlich gab es Bauernhöfe mit Misthaufen vor der Tür. Die Hofbewohner lebten damit. Nur, der Mist stammte nicht von Tausenden Hühnern, von Hunderten Schweinen oder Puten, die Zeit ihres Lebens mit Antibiotika vollgepumpt wurden.
Ob Schwein, Kuh, Huhn oder Gans - die Bauern kannten ihre Tiere und auch der Tierarzt, der sie bei Bedarf behandelte"

Es geht um Keime. Denen ist wurscht, wie viele Tiere es gibt, wenn sie sich verbreiten.

Und wenn du selbst im Artikel Angst hast, dass sich Keime knapp einen Kilometer weit von einem Bauern zur Klinik verbreiten können, warum sollten dann Keime zwischen Mensch und Mensch oder Bauernhof und Bauernhof anders verbreitet werden?

Es ist auch falsch, dass sich NUR in der Massentierhaltung diese Keime durch Antibiotika bilden. Das passiert bei jeder Benutzung, egal, ob nun 500 Tiere beim Biobauern, 5000 beim normalen Bauern oder 50000 beim Großbauern damit behandelt werden.

Da ist auch weniger die Anzahl der Tiere ausschlaggebend, sondern wie und wie häufig die Antibiotika zum Einsatz kommen.

Und gegen eine Verringerung der Nutzung (vergl. DK) hätte ich nichts - nur Panikmache gegen Bauernhöfe finde ich falsch.

Und wenn man Kliniknutzer vor solchen Infektionen schützen will, wäre primär wichtig, die Hygiene in den Kliniken zu verbessern und den Ärzten das Hände reinigen beizubringen.

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