OFFEN GESAGT ...alle Welt freut sich über den Karfreitag!

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OFFEN GESAGT,...
...alle Welt freut sich über den Karfreitag!

Vielleicht freut sich nicht alle Welt, aber es sind doch schon sehr viele Menschen. Freuen? Über Karfreitag freuen? - Das ist doch einer der best geschützten Feiertage überhaupt. Die Stimmung in der Öffentlichkeit sollte mehr nahe Moll bleiben; keine öffentlichen Feste.
Das „KAR“ in dem Namen des Tages ist eigentlich deutlich genug, Klage, Kummer, Trauer. Und wenn in den Kirchen überhaupt ein Schmuck zu finden ist, dann dominiert Schwarz. - Du wirst sagen: „Aber Freude drückt sich doch irgendwie ganz anders aus.“ - Und wer sich dieser Haltung anschließt, wird viel Bestätigung rundherum finden. Dennoch bleibe ich dabei, dieser traurige Freitag ist schließlich für mich ein Tag der Freude.

In unserer Wohnung hängt gut sichtbar Kreuz aus Glas, eine Handarbeit aus dem Bayrischen Wald, so groß wie ein DIN-A4-Blatt. Dick, durchsichtig, schwer; mit Schründen Und auf dem Längsbalken zieht sich von oben nach unten eine Farbbahn, In einem dicken scheinbar nur roten Farbklumpen beginnend eine Bahn bis fast ganz nach unten, und dort dominiert auf einmal die Farbe Blau, wieder wie ein Klumpen, oder ein Tropfen. Allein durch die Bewegungen im Raum erscheint das ganze Kreuz immer wieder anders, spiegelt die unterschiedlichsten Dinge des Raumes wider. Und genau in diesem Kreuz hat der Künstler eine Idee von Karfreitag aufleuchten lassen. Eine Idee, die Freude schenken kann. Das Kreuz hat überall seinen Platz für mich. Ich darf es ansehen und hindurchschauen. Ich kann in diesem Kreuz die Welt mit ganz anderen Augen sehen und erstaunlich oft husche auch ich durch das Bild, es dauert lange, bis ich das wahrnehme - auch die anderen Menschen, die für einen kurzen Moment darin aufscheinen. Das Kreuz ist scheinbar leer, kein aufgelegter Körper ist zu sehen, es sind nur unsere, wenn wir davor stehen. Da ist die rote Spur, die aus einem noch ganz schwachen Blau des Himmels quillt und sich wie unbemerkt nahezu ganz in dieses tiefhimmlische Blau verwandelt – unten, hier bei mir auf dem Boden. Der Himmel auf Erden.

Und das alles nur, weil da einer war, der nicht Recht behalten wollte, der nicht seine Kraft vorführte, der... einfach nur ängstlich und traurig war, der schreiend Schmerzen ausgehalten hat, ohne sich billig zu verteidigen und der dann immer noch die Kraft hatte, zu sagen. „Du wirst morgen mit mir im Paradies sein!“, „Du übernimmst jetzt meine Verantwortung dieser Frau gegenüber, und Du meinem Freund gegenüber!“
Jetzt möchte ich zu gerne das dumme Gesicht derer sehen, die kaum 48 Stunden später erkennen mussten, dass sie mit all ihrer List und Tücke und mit allen ihren Waffen und Sicherheitsvorkehrungen die Verlierer sind. Immer sind sie es, auch wenn ihre Blutspuren grausam sind. Wer redete heute noch von einem Kajaphas oder von einem Pilatus in kleinen Nebensätzen, wenn da nicht der Sieger gewesen wäre?

Der Grund für die Freude über den Karfreitag liegt in dem leeren Kreuz noch am selben Tag und in dem ebenso leeren Grab zu Ostern. Erst waren die Freunde des Jesus, die ihn nicht würdelos am Kreuz zurücklassen wollten, sondern ihm ein ehrendes Grab schenkten. Und dann war es mein Gott, der das Leben über alles liebt, von Anfang an.
Und darum, wenn Du Dich jetzt „nur“ auf den Karfreitag freust, weil Du dann arbeitsfrei hast, dann ist es gut so, freue Dich! Und vielleicht denkst Du in einem ruhigen Moment daran, wem Du diesen freien Tag zu verdanken hast! - Das wäre ja schon mal ein Anfang.
Und dann uns allen FROHE OSTERN!

(veröffentlicht am 21.4.2011 in der wöchentlichen Rubrik OFFEN GESAGT, im "Deister Anzeiger", einer Heimatbeilage von Hannoversche Allgemeine Zeitung und Neue Presse)

Bürgerreporter:in:

Christel Pruessner aus Dersenow

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