Egestorfs Vize-Ortsbürgermeister ein Don Quichote?

... hat Ortsvize Müller schon gewonnen? ...
5Bilder

Natürlich fragt sich der geneigte Leser, wo, wer, wie, was Egestorf ist. Davon gibt es drei. In der niedersächsischen Nordheide, bei Barsinghausen am nördlichen Deister. Und – idyllisch gelegen in den nördlichen Ausläufern des Süntel gehört Egestorf drei zum Sprengel der Kurstadt Bad Münder. Wer durch Eimbeckhausen fährt, kann leicht das kleine gelbe Verkehrsschild mit dem Ortshinweis auf Egestorf übersehen, es sei denn, er weiß, wo er hin will.

Man fährt die wenigen Kilometer von Eimbeckhausen durch eine sanftwellige Landschaft mit Weiden und gelbblühenden Rapsfeldern. Dazwischen einige Obstbäume. Alles sehr naturbelassen, romantisch. Am Ende der Straße biegt man nach rechts ab und ist gleich in Egestorf. Schmucke Vorgärten gibt es da, liebevoll restauriertes Fachwerk und den Schaafstall. Egestorf ist ein blühendes Gemeinwesen mit Kultur, so erscheint es auf den ersten Blick und aus der Ferne. Dass der Schein trügt, dafür sorgt Vize-Ortsbürgermeister Müller.

Dem Vize ist das Kulturzentrum des Mediziners Kircherts offenbar ein Dorn im Auge, obwohl es exakt in das Ortsbild passt. Tradition überlieferter Baukunst als Verbindung zur überlieferten Kunst. Dass der Schaafstall eine Erfindung eines Mannes mit Herz ist, scheint jedoch den wählerstimmensuchenden Müller zu stören. Untertags kümmert sich Dr. Ernst-Jürgen Kircherts um das Innenleben von Menschen in einer nahegelegenen Klinik. Seine Freizeit widmet er den sinnlichen Faktoren unseres an reizüberfluteten Daseins. Er ist nun Manager, für Kunstschmaus, der über Augen und Ohren die Herzen seiner Gäste erreicht. Kurzum: Kircherts bereitet Freude.

Dass der Schaafstall als Plattform der Kunst weit über die Grenzen Egestorfs hinaus bekannt geworden ist, hat dem Profil der Kurstadt Bad Münder ganz sicher nicht geschadet. Aber der Vize-Ortsbürgermeister Müller sieht sich gestört, wenn vier bis sechs Mal im Jahr zwischen 16 und 20 Uhr in der Durchgangsstraße zusätzlich 50 bis 70 Autos stehen. Diese rollen quasi lautlos an, Menschen in „Schlips und Kragen“ entsteigen erwartungsvoll den Fahrzeugen und streben dem Schaafstall zu. Teilweise werden die Autos auch zur Hälfte auf dem Gehweg geparkt in einem Ort, an dem man zu dieser Zeit sonst kaum einen Menschen auf der Straße sieht. Der Vize sieht das anders. Er sei im höheren Auftrag unterwegs, Anwohner hätten sich beschwert, wiederholt bemühte er die Polizei.

Der Traum von der Verbesserung seiner Wählerquote wird den Vize wohl umgetrieben haben. Anstatt sich auf den Zug der Popularität seines Ortes zu setzen und die Bürger zu überzeugen, dass das gut ist, was der Nachbar in Herzensangelegenheiten auch für die Egestorfer tut, schwingt er die Keule. Er läßt Polizei aufmarschieren.

Im Zirkus unserer Welt erscheint mir Müller als ein Ritter von der traurigen Gestalt, der die Polizisten, die auf sein Geheiß hin von Bad Münder nach Egestorf hin ausrücken, für seine nicht nachvollziehbaren Motive nutzt. Der Stellvertreter Müller träumt wahrscheinlich von anderen Regeln und Belohnungen als seine Mitmenschen, die es eigentlich zufrieden sind, Kircherts und den Schaafstall in zu haben.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.