Australia – großes Kino pocht an Gefühle

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Wer Australia noch nicht auf seinem Schirm hatte, sollte es sich rasch überlegen. Solch ein Epos kann man nicht auf die lange Bank schieben. Von den Hauptdarstellern Nicole Kidman als Lady Sarah Ashley und Hugh Jackman als Drover einmal abgesehen – sie sind eine Klasse für sich – ist es die Rolle des Mischlingsjungen Nullah, der Herzen höher schlagen und Frauen wie Männer zum Taschentuch greifen lässt.

Mit Leichtigkeit wird der Zuschauer durch die ersten Sequenzen gelenkt, die klischeehaft in England beginnen, als Lady Ashley entscheidet, nach Australien zu reisen, zu ihrem Mann, der in der Unwirtlichkeit der Kimberley Ranges im Nordwesten Australiens eine Rinderfarm betreibt. In Darwin angekommen sucht sie nach Drover, der sie, von ihrem Mann angekündigt, zu ihm bringen soll. Drover, ein Viehtreiber mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, nimmt sie unter seine Fittiche, bringt sie zur Farm, auf der nur noch der Leichnam ihres ermordeten Mannes auf sie wartet.

Aber sie trifft auch auf den Mischlingsjungen Nullah, gespielt von Brandon Walters, der ihren toten Mann gefunden und auch Spuren entdeckt hatte, dass Mr. Ashley nicht von einem Aboriginalspeer getötet worden war. Richtig spannend wird es, als australische Polizisten nach Nullah zu suchen beginnen. Es war seinerzeit gängige Politik der Weißen, den Ureinwohnern die Kinder zu entreißen, um sie in staatliche Heime, Missionsstationen oder bei Pflegefamilien unterzubringen. Sie sollten zu Weißen erzogen werden. Von jetzt an verliert Australia seine herbe Leichtigkeit und wandelt sich zum packenden Melodram, das zu Herzen geht.

Dass sich Witwe Lady Ashley und Drover am Ende in dem von Japanern zerbombten Darwin wiederfinden, gehört zu diesem Film wie die Kimberley Ranges als dramatisch schaurig schöne Kulisse. Und das Nullah mit seinem Großvater auf dem Traumpfad ins Arnhemland zieht, ist nachvollziehbares Ritual.

Die Spannungsbögen des Films sind mehrdimensional aufgebaut. Was an Handlungen im Vordergrund geschieht, bekommt durch den Filmhintergrund eine Tiefe, die der Weitläufigkeit und Dramatik der Landschaft Rechnung trägt. Wer schon einmal in Australien war, wird sich auf angenehme Weise wiedererkennen. Wer das Vergnügen noch nicht hatte, wird Australien brauchen „wie Diabetiker die Insulinspritze“. Ich jedenfalls könnte meine Koffer gleich wieder packen.

Alle Fotos habe ich in den Kimberley Ranges im letzten Jahr aufgenommen.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

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