Alkohol - er kann nicht ohne ihn...

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Er kam zu mir, sagte, er könne nicht mehr so weitermachen, mit der Sauferei. Wie er wohl davon kommen könne, war sein Ansinnen. Er meinte ich könne ihm helfen, weil ich doch auch Alkoholiker sein. Das stimmt wirklich, ich bin Alkoholiker. Seit 20 Jahren lebe ich Alkoholfrei. Aber heute habe ich doch keinen Bezug mehr zu Therapie und Diskussion zum Thema. Soll ich mich deswegen weigern? Kommt gar nicht in die Tüte. Er hat mich ausgesucht ihm zu helfen. Und nun bin ICH dran; ich mußte es einfach tun. Vor 20 jahren haben es andere für mich getan. Aber kann ich helfen? Wer kämpft kann verlieren. - Aber wer nicht kämpft der hat schon verloren. Also werde ich tun was ich kann...

Und er fragte:

1. Wie wichtig war dir der Rückhalt durch deine Frau? – Erst dachte ich, ohne meine Frau und meine Freunde würde ich das nie schaffen. Doch bekam ich mit, dass ich es alleine viel besser schaffen würde. Ich wusste ja noch nicht genau was mein Problem war und warum ich zu Flasche griff. Aber trotz allem, Anne begleitete mich durch die schweren Zeiten, genauso wie meine Freunde und meine Arbeitskollegen; naja ein Teil wenigsten.
2. Wie hast du die Konfrontation in deinem Umfeld mit Alkohol überstanden, beim Einkauf auf Feiern etc.? – Am Anfang hat mich Anne überall hin begleitet. Mich kontrolliert und Überwacht. Sie hat alles durchsucht und überall herumgeschnüffelt. Sie wollte alles wissen und über alles informiert sein…. So kam es mir jedenfalls vor. Wahrscheinlich war das sogar so. ;-)
3. Ist Alkohol in Lebensmitteln wirklich so schlimm? – Alkohol macht in Speisen nichts und auch in Getränken nichts. Solange DU da nichts von isst oder trinkst. Für dich bedeutet er überall eine große Gefahr; unterschätze ihn ja nicht. Es ist aber nicht das bisschen Alkohol in der Soße der dich Umbringt. Es ist vielmehr dein Kleinhirn; es sagt nämlich, wenn du mit dem bisschen Alkohol in der Soße klar kommst, dann macht eine Flasche nichts und dann macht auch eine ganze Kiste nichts. Doch das ist eine LÜGE des Kleinhirns… jedes bisschen Alkohol bringt dich in Gefahr. BEACHTE DAS
4. Wie hast du es geschafft, wenn du Geld hattest keinen Alkohol zu kaufen? Ist es besser wenn meine Freundin/Frau erst mal alles verwaltet? – Erst hat mich Anne permanent überwacht. Aber sie war ja auch nicht immer an meiner Seite. Also war mein Bester Schutz mein eigener Wille, nicht zu saufen. KEINEN TROPFEN. Weil du ja die Verantwortung für dein Tun hast, führe ein Haushaltsbuch (ganz genau). Was bekommst du an Geld? Wofür gibst du es aus? Bei dieser Gelegenheit lernst du gleich wo dein Geld bleib. Denn das spart. Und sparen wirst du noch genug müssen. Aber das kommt es später…
5. Hast du deinen Freundeskreis geändert? Wie nimmt der Freundeskreis es auf, achten die darauf nicht in deinem Beisein zu trinken? In der ersten Zeit jedenfalls? – ja ganz rigoros. Ich habe Jahrelang meine Stammkneipe nicht mehr betreten. In der Kneipe war ich bis heute nicht wieder gewesen. Mein Freundeskreis trinkt auch heute noch Alkohol, auch in meinem Beisein. Sie frage auch immer wieder ob ich nicht mittrinken will. Sie machen auch Anspielungen und versuchen mich zu Erpressen. So ein Starker Mann kann doch ein Bier trinken. Wenn du nicht mithalten kannst bist du kein Mann. Denn sie haben kein Problem mit Alkohol… Doch ich weiß was ich will und das brauche ich nur mir zu zeigen. Ich bestelle einen Kaffee. Auch keine Getränke in der Form einer Bierflasche; denn – auch das Verführt. Der Teufel Alkohol hat seine Hörner überall.
6. Wie lange dauert es ca. bis man sich so halbwegs im Griff hat? – Also erst mal hat dich der körperliche Entzug im Griff. Dann kommt die richtig anstrengende Kopfphase. Danach muss man nur noch 7mal die Woche aufpassen. Und dann kommt die Zeit, in der du bei jedem Anblick von Alkohol darüber nachdenken musst was du willst. Dann irgendwann, und das kann dauern, wirst du wissen, du bist der Herr deines Kopfes. DU WILLST NICHT TRINKEN.
7. Kannst du heute Lebensmittel zu dir nehmen, in denen Alkohol verarbeitet ist oder muss man immer aufpassen? – Nein auch heute meide ich jedes Speise die nach Alkohol riecht oder schmeckt. Weil ich ja keine Alkohol will. Ob ich ihn vertrage; so etwas brauche ich daher nicht testen. ICH WILL JA KEINEN ALKOHOL.
8. Wie schwer ist es bei Problemen und/oder persönlichen Niederlagen, Arbeit, Beziehungen oder z.B. den Tod eines Menschen nicht gleich Rückfällig zu werden? – Sauschwer – wenn man so weiter macht wie mit Alkohol. Du brauchst Freundin/Frau, die Familie und Leute die dir Vertrauen und denen du vertraust. Du musst nämlich lernen zu sagen was DU willst. Das musst du einem Menschen sagen, der zu dir gehört, der es ernst mit dir meint und nicht einer mit Bier gefüllten Flasche. Sie kann nur deinen Geist vernebeln. Sie kann aber nicht mit dir leiden, mit dir trauen, sich mit dir freuen, mit dir Spaß haben. Sie kann nur deinen Kopf voll machen und deine Geldbörse leer machen.
9. Haben dir Gespräche bei Therapeuten geholfen? – Ja klar!! Er war mein Spiegel der Wirklichkeit. Er hat die Sache mit anderen Augen gesehen. Er hat mir die Wahrheit gesagt, auch wenn ich sie nicht wissen wollte. ER WAR EHRLICH.
10. Sollte ich meine Frau/Freundin mit einbeziehen beim Therapeuten? Eigentlich möchte ich das nämlich? – Dann ist die Sache doch klar – sie geht mit. Sie steht zu dir und will wissen was läuft. Es hat auch den großen Vorteil, dass du es nicht nochmal erzählen musst und sie alles aus erster Hand hört. Bei der Gelegenheit gibt es auch Dinge die SIE ändern muss. DENN ALKOHOLISMUSS WIRD VON VIELEN PERSONEN MITGETRAGEN. Dieses geschieht bewusst oder unbewusst.
11. Ist es schwer für dich wenn andere trinken, in deinem Beisein oder eine Fahne habe? – Ja klar!! Denn ich will ja keinen Alkohol in meiner Nähe. Also kann ich auch bestimmen ob ich das zulasse. Wenn ich nicht trinke und andere das tun, kann ich zusehen oder aber gehen. Ich handhabe das so – solange ich den ‚Dialekt‘ noch fehlerfrei verstehe, habe ich Spaß mit meinen Mitmenschen. Wenn ich nicht mehr will und es mich stört, dann gehe ich… - im Zweifel zu meinen Freunden. Dort trinke ich einen Kaffee, ein Wasser oder starre Löcher in die Luft. Dabei erzähle ich ihnen wie schwer mir das fällt, mit Menschen umzugehen die ‚Saufen‘. Denn meine Freunde/Familie verstehen mich… - DIE SIND FÜR MICH DA, weil SIE es wollen. Und nicht weil ich sie durch mein Verhalten dazu zwingen.
12. Ist die Gefahr eines Rückfalls sehr hoch? – Richtig groß!! Die ganze Welt um dich rum bleibt wie sie ist; nur DU änderst dich. Der Alkohol ist ein Erbarmungsloser Gegner. 80% aller Alkoholkranken werden im ersten Jahr nach erkennen der Krankheit wieder Rückfällig. Kein Medikament hilft, kein Arzt bietet Schutz – aber DEIN WILLE VERSETZT BERGE!!
13. Ist es normal, dass man Angst hat es allein nicht zu schaffen? Die habe ich nämlich extrem! Ich habe Angst meine Freundin/Frau zu verlieren und dann ganz abzustürzen! – Klar darf man da Angst haben und die hat wohl auch jeder. Alkohol ist ja auch kein kleiner Schuljunge dem man gegenüber steht. Es ist ein ausgewachsener und gerissener Endgegner. Der kennt alle Tricks!! Glaub mir. DU MUST DA RICHTIG AUFPASSEN. Wenn er kann, wischt er dir eins aus!!

So das war die letzte deiner Fragen. Die letzte deine Fragen heute. Aber ich weiß – es gibt jeden Tag neue; stelle sie. FRAGE WEN DU WILLST - ABER FRAGE. Und lass dir helfen, dann kann du dir selber helfen. Und nur diese Hilfe führt zu deinem Ziel. Also Schluss jetzt. Jetzt bist du dran, mach den nächsten Schritt. Es sind noch viele Schritte. Manche machst du mit deiner Frau/Feundin. Manche machst du unter Bewachung. Viele machst du mit guten Freunden. Aber die wirklich Meisten machtest du alleine. --- Schritt für Schritt für Schritt… GEH DEINEN WEG

Bürgerreporter:in:

Andreas Schulze aus Seelze

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