Namibia

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Eine Reise, angetreten um Tiere zu sehen und zu beobachten. Das war es auch. Das Füllhorn der Tierwelt tat sich uns auf. Wir waren begeistert. Wir waren überwältigt. Wir waren erstaunt. Wir konnten die Kameras nicht mehr still halten. Gern berichte ich an anderer Stelle von zwei Wochen Urlaub mit vielen Tiererlebnissen, die sicher immer in unserem Gedächtnis bleiben werden.
Namibia war aber auch etwas Anderes. Es war eine Begegnung mit deutscher Geschichte. Nichts aufregendes - kann man denken. Und doch!
Ja, an vielen Orten konnten wir in diesem Land einfach deutsch sprechen. Ja, es begegneten uns vielen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen vor vielen Jahren oder auch in der jüngsten Vergangenheit Deuschland verlassen hatten, weil sie einfach in Deutschland keinen Job mehr gefunden hatten. Da war die Hamburgerin in Swakopmund, die dort Schwarzwälder Torten verkauft. Die Reihe könnte beliebig fortgesetzt werden. Da war auch der junge Mann, der sich bereit erklärte, mit uns durch Katatula zu fahren. Katatula ist der Vorort von Windhoek, in den die einheimischen Volksstämme gedrängt wurden, als die partheid eingeführt wurde. Katatula ist größer als Windhoek selbst. Man hat hier die Menschen nach Stämmen einquartiert und auch die Haustüren zeigen an, ob hier ein Herero oder ein Nama oder ein Ovambo lebt. Und trotz hoher Armut geht es sehr, sehr sauber zu, soweit ein Leben ohne fließend Wasser dieses zuläßt. Durch dieses Gebiet fuhr uns also ein Einheimischer. Wir fragten ihn viel und er gab gern und bereitwillig Antwort. Er wußte ja , wir sind Deutsche. Und so fragten wir ihn schließlich auch, wie er denn sieht, dass unsere Vorfahren vor rund 100 Jahren fast ein Volk mit dem Aufstand der Hereros vernichtet habe. Er sagte aus tiefer Überzeugung: Es gibt doch keine Sippenhaftung. Was könnt Ihr dazu? Wir alle schwiegen ein paar Sekunden, erstaunt über diese Aussage.
Und es geschah noch etwas. Wir erkundeten Windhoek. Irgendwo sprach uns in heimatlich klingendem Deutsch, also total fehlerfrei ein ca. Anfang 30 Jahre alter Schwarzer an. Er kam so offen auf uns zu, dass auch wir sofort offen waren und neugierig, was er von uns wollte. Hier an unserem letzten Tag in Namibia, in unseren letzten Stunden in diesem Land wurden wir zum zweiten Mal in berührender Weise mit deutscher Geschichte konfrontiert. Er erzählte uns seine Vergangenheit in der DDR. Wir horchten auf. Offensichtlich hatten wir irgendwie schon mal davon gehört, aber eben irgendwie. Nun stand deutsche Geschichte vor uns. Er gehörte zu den ca. 100 Kindern, die in die DDR kamen, um den Wirren im eigenen Land zu entgehen, die zum Teil keine oder eine zerstörte Familie in der Heimat als Kleinkinder hinter sich gelassen hatten und die dann bei Grenzöffnung einfach wieder in das Land zurück geschickt wurden, mit dem sie Mühe hatten sich noch zurecht zu finden, denn ihre Familien waren verstreut, nicht mehr vorhanden ....
Hier könnte die Geschichte enden. Aber wir hatten in Namibia ein Buch erstanden. Kind Nr. 95. Und im Lesen dieses Buches stand immer wieder dieser junge Mann aus Windhoek vor uns und seine Geschichte berührte uns immer mehr.
Hier könnte die Geschichte enden. Und dann gab es gestern einen Krimi im Fernsehen. Soko Leipzig. Und die Story spielte in Namibia. Und es ging um Menschen, deren Leben Jahre in der DDR bedeutet hatten und die bei Grenzöffnung nach Namibia geschickt wurden.
Namibia war ein tolles Erlebnis, wegen der verschiedenen Landschaften, wegen der tollen Tierwelt und .... wegen der besonderen Berührung mit deutscher Geschichte. Für mich wird es immer eine Reise bleiben, die mich in besonderer Art berührt hat.

Bürgerreporter:in:

Evelyn Werner aus Seelze

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