Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt

„Gabi hat am letzten Sonntag die Kollekte geklaut und es mit dem Pfarrer getrieben.“ oder „Klaus hat sich für die letzte Mathearbeit vorher die Lösungen besorgt.“
Gerade Kinder und Jugendliche verbreiten derlei Dinge jeden Tag zuhauf in ihren Blogs in Foren oder via Messenger. Dabei sind das noch die harmloseren Beispiele! Viele ahnen nicht einmal, welchen Schaden sie auf gesellschaftlicher und vor allem psychischer Ebene anrichten. Die scheinbare Anonymität des Internets lässt die Hemmschwelle deutlich sinken.

Oftmals werden jedoch gezielt Unwahrheiten oder beleidigende Einträge gemacht, die einzig und allein darauf abzielen, die darin genannten Leute zu diffamieren und ihnen zu schaden.

Manche gehen so perfide zu Werke, dass man ihnen bereits eine hohe kriminelle Energie attestieren muss, getrieben von "Machtdemonstration“ und auf der Suche nach Anerkennung, kurzum narzisstischer Überhöhung.
Je größer die Unwahrheiten und Beleidigungen oder andere Denunziationen werden, desto mehr anonymisieren diese Täter ihre Einträge so, dass zwar noch jeder weiß, von wem die Rede ist, aber ja kein Name genannt wird.

Solche Einträge lauten dann beispielsweise: "Der Nachbar von rechts unter mir lauert kleinen Kindern auf" oder "Der Typ, der die Zeitung bringt, ist ein Schwachkopf, außerdem klaut er alles was nicht angebunden ist, warum darf der frei herumlaufen?"

So weiß zwar jeder, der den Blog- oder Forenschreiber kennt, um wen es sich handelt, aber der so Beschuldigte wird nicht namentlich genannt – und hat somit kaum eine legale Handhabe, gegen derlei Denunziationen vorzugehen. Der gänzlich falsche Weg, auf den sich viele verzweifelt und verletzt einlassen, ist das "verbale Zurückschießen". So wird man schnell vom Opfer zum Täter und der eigentliche Aggressor lacht sich eines ins Fäustchen! Denn so ist am Ende kaum noch nachvollziehbar, auch im Bezug auf die Schwere der Anschuldigungen, wer/was letztendlich der Auslöser des eskalierten Cybermobbings war und der eigentliche Täter geht womöglich Straffrei aus.

Wenn man das Internet durchforstet, stößt man immer wieder auf die gleichen Ratschläge, wie man mit Cybermobbingattacken richtig umgeht:, denn – eines vergessen die Täter, die sich zumeist in Sicherheit wähnen - das Internet ist keine rechtsfreie Grauzone!

§185 StGB soll Betroffene schützen!

Deshalb:

1. den Beitrag sichern und ausdrucken. Dabei sollte man darauf achten, dass der Name (zumeist Nickname des Mobbenden) oder ein Foto nebst Datum auf dem Ausdruck zu sehen ist, um beweisen zu können, dass es diesen Eintrag gab, für den Fall, dass der Täter diesen Beitrag später löscht.

2. den Blog- oder Forenbetreiber anschreiben. Diesen darauf aufmerksam machen (mit Namen, Datum und Auszug oder komplettem Text) wozu dieser Beitrag dient und/oder dass dieser Beitrag die Rechte Dritter verletzt.
Den Betreiber ferner dazu auffordern, den Beitrag zu sichern, die IP und Anmeldedaten des Verfassers herauszugeben und den Eintrag anschließend löschen zu lassen.
Zumeist reagieren Betreiber jedoch gar nicht oder halbherzig bzw. verweisen darauf, dass ja keine Namen (so dies nicht geschehen ist) genannt wurden. In diesem Fall noch einmal anschreiben oder sich anwaltliche Hilfe suchen und den Betreiber abmahnen lassen.

3. Polizei und Anwalt aufsuchen.
Sobald die nötigen Daten vorliegen, sofort Strafanzeige stellen! Und, was die weitere Vorgehensweise angeht, sich von einem auf Cybermobbing oder Internetrecht spezialisierten Anwalt beraten lassen.

Cybermobbing kann neben empfindlichen Geldbußen auch mit bis zu 5 Jahren Haft bestraft werden.

Bürgerreporter:in:

Oliver Wehse aus Seelze

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