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Eine Bärengeschichte

Nachdem Großvater-Bär und Großmutter-Bär gestorben waren, lebte der kleine Bär mit seiner Bärenmutti ganz allein. Er hatte zwar Schulfreunde aber nach Ende der Schulzeit ging jeder seinen eigenen Weg und allmählich verlor man sich aus den Augen. Ein Schulfreund wurde Lehrer, wie sein Großvater und einer wanderte sogar nach Amerika aus.

Der kleine Bär war nun nicht mehr klein, machte eine Lehre im kaufmännischen Bereich und verreiste nun nicht mehr mit Mutter-Bär zusammen, sondern auch öfters mal allein. Mutter-Bär machte sich dann immer Sorgen, denn ihr Sohn blieb für sie immer der kleine Bär. Einmal im Jahre 1972, als in München die Olympiade war und ihr kleiner Bär Urlaub in Istrien machte, waren ihre Sorgen berechtigt, aber auch wieder nicht. Sie hatte einen Brief, den sie an die Urlaubsadresse geschickt hatte, wieder zurückbekommen. Darauf stand "out Patja", das heißt übersetzt abgereist. Nun kreisten ihre Gedanken und sie malte sich die schlimmsten Geschichten aus. Die yugoslawische Botschaft wurde eingeschaltet und Rat bei einem Bärenfreund gesucht, den ihr kleiner Bär auf einer Reise an die französische Riviera kennengelernt hatte.
Der konnte sie dann ein wenig trösten, hatte er doch mit dem kleinen Bären schon so manches Abenteuer auf Mallorca und in Nordafrika überstanden. So richtig getröstet war Mutter-Bär aber erst, als der kleine Bär unversehrt wieder zu hause war und sie sich umarmen konnten.

Später lernte der "kleine Bär" auf einem Seminar eine Freundin kennen, die er Mutter-Bär vorstellte. Mutter-Bär war davon gar nicht erbaut, weil sie keine Überraschungen liebt. Außerdem meinte sie wohl, dass die Freundin nicht so recht zu ihrem Sohn passen würde. Der aber hörte nicht auf seine Mutter, sondern hielt die Verbindung aufrecht, auch wenn der dafür weit in den Norden und sogar in ein anderes Bundesland fahren mußte. Auf dem Weg zu seiner Freundin kam der "kleine Bär" öfter in der Nähe von Rendsburg vorbei, wo sein Vater wohnte. Dies wußte er aus alten Briefen, die er bei seiner Mutter gefunden hatte. Der Vater hatte die Mutter während des 2. Weltkrieges kennengelernt und fühlte sich damals noch zu jung zum Heiraten. Aus diesen Briefen ging auch hervor, dass er geheiratet und mit seiner Frau noch mehrere Kinder gezeugt hatte.

Der "kleine Bär" hatte sich öfter schon mal die Frage gestellt, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er mit einem Vater aufgewachsen wäre. Doch wenn und aber bringen einen ja nicht weiter, kennenlernen wollte er ihn jedoch schon. Seine Freundin bestärkte ihn in seinem Entschluß und so schrieb er ihm zunächst einen Brief, nachdem er zuvor in der Stadt das entsprechende Adreßbuch gewälzt hatte. Nach einer Weile bekam er Post von der Frau von Vater-Bär. Vater-Bär sei krank, würde sich aber bald brieflich melden. So war es dann auch und Vater-Bär schlug ein Treffen auf neutralem Boden in Hamburg vor. Etwas nervös war der kleine Bär ja schon, als er mit dem Zug in Hamburg eintraf und der große Augenblick näherrückte, aber sein Vater noch viel mehr, wie er ihm später in der Weinstube gestand, in die er ihn nach dem ersten Beschnuppern im Bahnhof und nach einem Spaziergang zum Elbufer geführt hatte. Als es Zeit war, um wieder nach hause zu fahren, hatten sich beide gegenseitig aus ihrem Leben berichtet und der Vater hatte eine Einladung nach Rendsburg ausgesprochen, um ihn seiner Familie vorzustellen. Diese Einladung nahm der kleine Bär gern an, denn er wollte seinen Vater noch näher kennenlernen und war auch neugierig auf Vaters Frau und seine Halbgeschwister.

Bald darauf bekam er Post von seiner jüngsten Halbschwester, die vorher noch nichts von seiner Existenz gewußt hatte, ihn herzlich begrüßte und es spannend fand, ein neues Familienmitglied kennenzulernen. Der Vater hatte nach ihm noch zwei Söhne und zwei Töchter gezeugt und war inzwischen fünffacher Opa und der kleine Bär somit fünffacher (Halb)Onkel. Zum Familientreffen waren bis auf den Halbbruder der mit Frau und den Zwillingstöchtern im Rheinland wohnt alle da, die Töchter auch mit Kindern und Ehemännern, insgesamt also mit ihm elf Personen. Da war richtig Leben in der Bude. Zum Essen war alles um einen großen runden Tisch versammelt und besonders der Halbbruder berichtete viele interessante Dinge aus seinem Leben. Der Vater machte vor dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang mit ihm, um ihm die Stadt und den Kaiser Wilhelm-Kanal zu zeigen. Die Töchter hatten ihnen aus dem Fenster nachgeschaut und berichteten später, dass beide den gleichen Gang hätten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. Diese Geschichte habe ich für Karola N. geschrieben, damit sie ihren vielen Bärenkindern etwas vorlesen kann. Sie wird auch genügend Phantasie haben, um diese Geschichte weiterzuspinnen, so wie Mutter-Bär es immer tat, wenn der kleine Bär noch eine Gute-Nacht-Geschichte hören wollte.

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6 Kommentare

Eure lieben Kommentare haben mir direkt Tränen der Rührung in die Augen getrieben. Vielen Dank dafür!
Vielleicht könnt ihr hier irgendwann einmal eine Fortsetzung der Geschichte lesen.

Na, Wolfgang, könnte das Bärenkind nicht Deinen Namen tragen? So liest es sich jedenfalls. Sehr gut geschrieben.

LG: Helmut

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