„Ich wollte meine eigenen Klänge hören“- Interview mit Hans-Jürgen Buchner

Der Keramikmeister Hans-Jürgen Buchner ist Musiker, Komponist, Frontmann und Gründer der Kultband Haindling. Der Name Haindling leitet sich von der niederbayerischen Gemeinde Geiselhöring, dem Wohnort Buchners, ab.
Der Stil der Gruppe, eine Mischung aus Popmusik, Jazz und bayerischer Volksmusik, ist unverwechselbar und über die Grenzen Bayerns bekannt.
Lieder wie „Paula“, „Spinn i“ oder allseits bekannte Filmmusik z.B. die, der „Rosenheim-Cops“, „Café Meineid“, verdanken wir der Band.

Hans-Jürgen Buchner, der seit seinem 4. Lebensjahr Musik macht, beschäftigt sich nicht nur mit Gedanken über Polarschmelze, Klimaerwärmung und Eisbären, sondern engagiert sich auch beim Bund Naturschutz für den Erhalt der letzten frei fließenden Donau. Mit myheimat (Lisa Schenk) sprach Hans-Jürgen Buchner über Eisbär Knut, Sitar-Klänge und „Nachtarbeit“ im Tonstudio.

Sie haben bereits 20 Alben produziert, woher nehmen sie die Ideen für so viele und hoffentlich noch weitere Projekte?
Buchner:
Die Ideen kommen durch das Ausprobieren, den Wunsch neue Klänge zu zaubern, mit Instrumenten, die nicht jeder hat. Ich bin auch inspiriert, wenn ich einen Auftrag für Filmmusik bekomme. Ich bin ein Auftragsmensch, durch einen Auftrag geht das viel einfacher für mich. Klänge, die dabei entstehen, verwende ich auch wieder in meinen Liedern.

Nach 25 Jahren Musikgeschichte fragen wir uns: Warum wird es da nicht langweilig?
Buchner:
Sagen das auch Politiker, denen reicht es ja auch nicht? Musik ist etwas Kreatives, man ist immer damit beschäftigt, nicht nur, wenn man damit arbeiten muss.

Woher stammt die Idee, ein Lied über einen Eisbären zu machen?
Buchner:
Mit dem Medienrummel über Knut, den Eisbären aus dem Berliner-, und Flocke aus dem Nürnberger-, Zoo kam mir die Idee. Dort kennt ein Eisbär nichts anderes als sein Gehege, er fühlt sich bestimmt nicht wohl, wenn er wüsste wo der Polar wäre.

Seine Lieder sind im bayrischen Dialekt. In erster Linie weil er ihn selber spricht, natürlich hätte er auch in Hochdeutsch singen können. Vor 26 Jahren aber, habe er sich gedacht, dass der Dialekt etwas Schönes sei und mittlerweile ist Buchner selbst ein Vorzeigeobjekt für den Staat Bayern und die Sprache, die bereits am Aussterben ist.

Was die „Schoasblosn“ oder auch Furzkissen für eine Funktion in seinen Konzerten haben, erklärt er so: Als die Band in Kanada war, haben sie diese in einem 1$ Shop gekauft. Mit diesen „Accessoires“ haben sie ein Lied komponiert. Der Spaßfaktor sei sehr groß gewesen und nichts anderes sollte dabei im Vordergrund stehen.

Hans-Jürgen Buchner, der nicht zum ersten Mal in Schrobenhausen spielte, besitz eine 150m² große Sammlung an ausgefallenen, aber auch traditionell bayrischen Instrumenten, z.B.: Flügelhorn, Tuba, Saxophon, Maultrommel, Tempeltrompeten aus Nepal…

Sehen Sie es als Aufgabe, Musik für Menschen zu machen oder machen Sie es in erster Linie für sich selbst?
Buchner:
Als ich vor 30 Jahren angefangen habe, Musik zu machen, hat es mich gestört, immer die Produktionen andere Leute im Auto hören zu müssen. Ich wollte meine eigenen Klänge hören und als ich noch nicht professionell Musik gemacht habe, musste ich mit einer 4 Bandtonspur jede Spur aufnehmen. Nun weiß ich, wenn ich ein Lied absegne, dass es anderen bestimmt auch gefällt.

Was stellt das Männchen, auf vielen T-Shirt die Sie und die Band tragen, dar?
Buchner:
Es ist ein indianisches Fruchtbarkeitszeichen und symbolisiert einen Maiskolben.

Sie mixen die Musik aus verschiedenen Kulturen zusammen. Sehen sie nicht eine Gefahr in der Vermischung?
Buchner:
Es ist vergleichbar mit dem Essen. Jeder von uns isst Obst aus anderen Ländern. Es ist nicht mehr wie früher, nun gibt es Dinge aus der ganzen Welt. Vor 30 Jahren war ein Sitar-Klang etwas Besonderes. Mittlerweile gibt es keine anderen Möglichkeiten mehr neue Musik „zu schaffen“, außer die Fusion und Würfelung verschiedener Richtungen. Es ist dabei niemand beleidigt.

Schwierig wird es wenn man Buchner die Frage stellt, ob es noch etwas Neues an Instrumenten oder Klängen gibt, das ihn reizen würde, auszuprobieren. „Die Welt ist nur begrenzt“, erklärt er. Es gibt nichts, was er noch nicht kenne. „Saiteninstrumente sind Saiteninstrumente, da gibt es nur noch Unterschiede in der Klangcharakteristik. Einen neuen Klang gibt es nicht mehr, höchstens elektronisch und dieses Repertoire ist schon ausgereizt“, erläutert Hans- J. Buchner.

Sie sollen nachts im Tonstudio stehen und Musik einspielen. Was hat es damit auf sich?
Buchner:
Ich war immer schon ein Nachtmensch und eigentlich beginne ich mit meiner Arbeit erst um ca. 20 Uhr, das geht dann meist bis 5 Uhr in der Früh. Nachts klingelt das Telefon nicht, man muss keine Post lesen… man hat einfach seine Ruhe.

Was sind weiter geplante Projekte in naher Zukunft?
Buchner:
Große Pläne wie eine Symphonie habe ich nicht, aber als erstes eine neue CD, die nächstes Jahr fertig wird. Im Februar 12 neue Folgen für: „Der Kaiser von Schexing“ und im Sommer wieder eine Tournee, die unter anderem Halt in Augsburg, am 22.07.09 um 20:30 Uhr, macht (Freilichtbühne).

myheimat bedankt sich recht herzlich für das Interview, die "Therapie für Geist, Seele und Ohren" und freut sich auf die Rückkehr aus China mit hoffentlich neuen ausgefallenen Instrumenten.

Bürgerreporter:in:

Lisa Schenk aus Friedberg

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