Renaissanceprunk und „Schwarzes Gold“ - Gemischter Chor mit Rekordbeteiligung auf letzter Fahrt

Fast alle Teilnehmer der Tagesfahrt sind auf dem obligatorische Gruppenfoto zu sehen.
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  • Fast alle Teilnehmer der Tagesfahrt sind auf dem obligatorische Gruppenfoto zu sehen.
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Hotteln. Drei Plätze waren im Bus noch frei, als sich der Gemischte Chor Hotteln zusammen mit Förderern und Gästen am 16. August 2008 gut gelaunt auf den Weg in die fürstliche Residenzstadt Celle machte.

In Adelheidsdorf kurz vor den Toren Celles wurde das traditionelle zweite Frühstück eingenommen. Auf einer Wiese nahe der Hengstprüfungsanstalt wurden in herrlicher Morgensonne Tische und Bänke aufgestellt. Insofern war erneut von allen auch das beste Wetter eingepackt worden. Irmtraut Bäte, Inge Fuhrberg, Christa Nieden und Brigitte Warneke hatten tags zuvor für 47 Personen Brote belegt und morgens Kaffee und Tee gekocht. Zu Weintrauben schmeckten Käsebrote, Wurst- oder Schinkenbrote konnten mit Gewürzgurken gegessen werden. Anneliese Othmer spendierte allen abschließend noch reichlich Schokoladenbonbons. Heike Gabloffsky erhielt vom Chor zu ihrem siebten Hochzeitstag eine Flasche Sekt, die sie mit Ehemann Heiner, ihren Eltern und ihrer Oma in Erwartung eines schönen Tages leerte.

Das Schloss der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg mit seiner Renaissancefassade, seinen Giebeln und Erkern präsentierte sich auf der Anhöhe ebenfalls von Sonne angestrahlt von seiner besten Seite. Teilweise in Museumspantoffeln wurde eine Führung durch die Prunkräume absolviert, die das Leben bei Hofe mit seinen Höhen und Tiefen erlebbar werden ließ.

Dirk Warneke, der seit 1999 federführend zehn Tagesfahrten ausgearbeitet hatte, fungierte dabei als Reisebegleiter augenscheinlich so beeindruckend, dass sich eine Celler Schlossführerin erkundigte, ob Warneke professionell Reisen leite. Im Schloss wurden das noch heute mit einem eigenen Ensemble bespielte historische Schlosstheater, die Schlossküche sowie die einzigartige protestantische Schlosskapelle mit Renaissance-Ausstattung besichtigt. Anderthalb Stunden Führung vergingen wie im Flug. Abschließend wurde die Gruppe für ihr diszipliniertes Verhalten gelobt: „Solche interessierten Gruppen dürfen wir leider nicht immer begrüßen“, wurden die Hottelner im Schlosshof verabschiedet.

Nach individuell gestalteter Mittagspause in der Celler Innenstadt war die Gruppe zur Kaffeetafel im Erdölmuseum in Wietze angemeldet. Gestärkt konnte allerhand Wissenswertes über Öl und seine Förderung erfahren werden. Das einst die Landschaft beherrschende „Schwarze Gold“ ist hier heute Geschichte. Die noch im Wietzer Ölfeld vorhandenen Ölvorkommen wären mit modernster Technik in nur sechs Tagen gefördert. Dafür würde der Aufwand sich finanziell allerdings auch dann nicht lohnen, wenn der Ölpreis noch viel weiter über seine historische Höchstmarke hinaus steigen würde. Im Jahre 1858 wurde in Wietze, am Rande der Lüneburger Heide gelegen, eine der weltweit erstes Bohrungen niedergebracht, was im „Klein Texas der Südheide“ einen wahren Ölboom auslöste. Zuvor – und stellenweise auch heute noch – konnte Öl auf Wasserlachen und Pfützen einfach abgeschöpft werden, weil es mit dem Grundwasser an die Oberfläche gedrückt wurde. 1963 endete das Ölzeitalter.

Eine Ausstellung vermittelte unterhaltsam den Rohstoff Erdöl, seine Gewinnung und vielfältige Verwendung und Produktion vom Aspirin bis zur Zahnbürste. Die Führung war teilweise sehr detailliert und speziell, beeindruckte aber durch ihren Informationsgehalt sowie aufgrund technischer Vorführungen. Auf Knopfdruck wurden im Modell Ölbohrungen anschaulich erläutert und auf dem ca. zwei Hektar großem Freigelände wurden u.a. mehrere historische „Pferdekopfpumpen“ gleichzeitig in Bewegung gesetzt, die über Gestänge von einer Dampfturbine aus angetrieben wurden. Förder- und Bohreinrichtungen aus der Zeit von 1900 bis heute gab es zu bestaunen. Krönender Abschluss war eine Fahrt mit der Feldbahn „Dicke Berta“, die mehrfach über das Museumsfreigelände rumpelte.

Die Reste des Frühstücks gab es als Abendessen auf der Autobahnraststätte Hannover-Wülferode. Hier sollte sich nun zeigen, dass die Schnapsgläser nicht umsonst mitgebracht waren, denn noch manche Flasche wurde geleert – egal ob mit Wasser, Bier, Cola oder eben Schnaps gefüllt.

Auf dem Rastplatz pausierte auch ein Bus mit Sängerinnen des Frauenchors Hameln-Wangelist, die in Walsrode waren. So ergab sich die Gelegenheit, gemeinsam Bekanntes zu singen. Für alle Mitreisenden erklangen z.B. „Die Gedanken sind frei“, „Dona nobis pacem“ oder der Kanon „Abendstille überall“. Unter dem Dirigat von Ehrenmitglied Rolf Sterner (81) aus Heinde, bis vor fünf Jahren mehr als drei Jahrzehnte Chorleiter in Hotteln, ließen sich gut vierzig Stimmen auch nicht vom Lärm der Autobahn 7 irritieren. Beschwingt und musikalisch erfüllt machten sich die Sängerinnen und Sänger auf den Heimweg. Premiere war, dass Hotteln sogar vor der geplanten Rückankunft erreicht wurde – auch wenn es nur zehn Minuten waren.

Aber nach dem letzten Sing- und Übungsabend des Gemischten Chores Hotteln werden damit nun auch die Tagesfahrten des Vereins endgültig nur noch dankbare Erinnerungen an schöne Tage.

Noch einmal kommen die verbliebenen 41 Mitglieder am 27. September zusammen, um mit der vorgesehenen Auflösung 118 Jahre Vereinsgeschichte abzuschließen.

Bürgerreporter:in:

Dirk Warneke aus Sarstedt

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