Mit Gisela im Elsass – auf der Weinstraße von Heiligenstein bis Colmar

in Itterswiller
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Heiligenstein: Um sein Dorf zu bereichern, beschloss Vogt Erhard Wantz im 18. Jahrhundert, auf einer Gemeindewiese die zu wenig Heu einbrachte, einen Weinberg anzulegen. Sehr zum Schaden der Nachbarstädte teilte er ihn unter den Bürgern des Ortes auf. Die aus Chiavenna in Norditalien eingeführten Setzlinge erbrachten den bemerkenswerten Clivner Wein, der die Gegend berühmt machte. Das Wantz-Denkmal schmückt die Fassade des Rathauses und trägt die Inschrift: „Wissen führt zum Fortschritt“.

Auf der rechten Seite in der Ferne grüßen die zwei runden Türme von Schloss Andlau.

Barr ist für seinen Weinmarkt im Juli bekannt. Der Weinmarkt besteht seit 1906 und zählt zu den ältesten der Region. Dreihundertfünfzig verschiedene Weine sind zu kosten. Hier in der Region wächst ein besonders guter Sylvaner.

In Mittelbergheim befinden sich zahlreiche alte Häuser mit schönen aus den Felsen herausgehauenen Kellern, in denen der berühmte hiesige Wein gelagert wird.

Wir kommen nach Itterswiller. Dieses sehr schön gelegene Dorf zieht sich auf dem oberen Hügel an einer alten römischen Straße entlang. Die Kirche besitzt unter ihrem Glockenturm eine romanische Freske. Am Ende der Ortschaft auf der rechten Seite steht eine alte, runde Weinpresse aus Holz.

Wir kommen durch Nothalten, das noch schöne alte Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert, vor allem um seinen Renaissancebrunnen herum hat.

Blienschwiller taucht vor uns auf. Es hat einen spitzen Kirchturm auf einem romanischen Unterbau. Die Hauptstraße ist von schönen Fachwerkhäusern gesäumt. Das Rathaus aus dem Jahr 1602 hat eine Fassade mit einer gewölbten Arkade und Vorhalle.

In der Ferne sehen wir schon Dambach-la-Ville. Am Ortseingang auf der rechten Seite in den Weinbergen liegt die kleine Kapelle Saint-Sebastian. Sie besitzt den schönsten Barockaltar des Elsass: Er ist aus Holz und wurde zwischen 1690 und 1696 geschnitzt; man kann an ihm die heilige Familie in einer Fülle von Blumen, Früchten, Trauben und Maria in ihrer elsässischen Tracht aus dem 17. Jahrhundert bewundern. Das Beinhaus trägt folgende Inschrift: „Was Du bist, sind wir einst gewesen“. Dambachs Weinbau geht so weit zurück, dass eine Sage der Geschichte zu Hilfe geeilt ist........Es war einmal ein kleiner, sehr neugieriger Junge, der eines Tages im tiefen Wald einen großen Beeren beim Fressen von eigenartigen Früchten überraschte. Als der Bär fort war, wollte das naschhafte Kind seinerseits von diesen goldgelben Trauben kosten, die recht edel zu sein schienen. Es fand sie köstlich und beeilte sich, sie seinen Eltern zu zeigen. Auch sie ließen sie sich gut schmecken und entdeckten bald darauf, die mysteriösen und starken Eigenschaften des Traubensaftes. Dieser „magische“ Trank verlieh ihnen großen Mut, selbst den, die wilden Tiere für immer zu vertreiben, um die erquickende Kletterpflanze anzubauen. Noch lange Zeit danach sprach man von dieser Begebenheit und aus diesem Grunde ist auch der Bär im Wappen der Stadt abgebildet. Dambach-la-Ville ist noch heute die elsässische Gemeinde mit dem flächenmäßig größten Weinbau von 400 ha. Das heute blumengeschmückte Dambach hat aus seiner Vergangenheit drei Stadttore erhalten, des weiteren Gräben und Stadtmauern und viele typische Häuser.

Vor uns sehen wir die Ruine der Burg Ortenburg, die das Dorf Scherwiller überragt. Ihre hinterlassenen Spuren lassen Überbleibsel der kleinen Burg Ramstein erkennen, die in großer Eile errichtet worden war, um den schrecklichen Nachbarn zu belagern. Beide Burgen wurden 1633 von den Schweden zerstört. In Scherwiller muss man sich rechts halten um in das Innere des Dorfes zu gelangen, wo sich die alte Leibgarde mir einem Erker aus dem Jahr 1670, der mit Waschplätzen gesäumte Bach und schöne, alte Häuser verbergen. Während der Weinernte herrscht hier die fröhliche Atmosphäre des wichtigsten Weinmarktes der Gegend, die für ihren Riesling berühmt ist. Hier wie auch in Epfig findet man die kleinen Tonherzen an den Giebeln vor. Hierbei handelt es sich um einen schönen, leider in Vergessenheit geratenen Brauch: Diese kleinen, unerreichbaren Herzen wollten zum Ausdruck bringen, dass ein anderes unter dem Dach existierte, das auf den Märchenprinzen des Weines wartete........Nüchtern ausgedrückt, da wohnt eine Frau drin, die einen Mann zum Heiraten sucht.

Wir kommen nach Chatenois, das alte Castinetum der Römer. Die Stadt wurde im 13. Jahrhundert von den Straßburger Bischöfen, denen die Burg gehörte, gut befestigt. Ihre Ruinen sind um die Kirche herum und in der Rui du Tir zu sehen. Am besten geht man durch den Hexenturm dorthin. An den alten romanischen Wachtturm, der im 16. Jahrhundert mit einem eigenen Glockenturm und einem Wachhäuschen versehen wurde, wurde 1750 die Kirche angebaut. Hier sind besonders zwei interessante farbige Basreliefs aus Holz zu sehen, die im 16. Jahrhundert nach Dürer-Stichen geschaffen wurden. In der Hauptstraße erfordern, außer dem Rathaus von 1493, einige alte Häuser unsere Aufmerksamkeit. Und den seit 1904 genutzten salz-, eisen- und jodhaltigen Quellen ist bestimmt der Wein von den berühmten Hängen des Hahnenberges vorzuziehen.

Wir kommen nach Kientzheim. Dieser ruhige kleine Ort schöpft aus seinem hervorragendem Wein die Anregungen für seine Legenden, Träume und Einfälle. War nicht seine Burg, eine mächtige und stolze Ruine, die nun mit ihrer Kapelle unter dem Schutz historischer Bauwerke steht, die Wohnung eines alten Einsiedlers der, um sich vor Gästen zu schützen vorgab, in der Burg spuke es und außerdem sei sie von allerlei seltsamen Vögeln bewohnt! Heute ist sie in jedem Fall das Paradies von Adlern, Geiern, Bussarden und Falken. Sie fliegen frei über den Weinbergen aber gehorchen, weil sie dressiert sind., ihren Herren. Dies ist eine der großen Attraktionen den Weinstraße. Hier kann man die Wandlung der Raubvögel bewundern, den fast rituellen Tanz des Sekretärs, der seine Beute mit den Füßen zertritt und die Schauspielerei der Geier. Unter ihnen macht Schnaps, so genannt wegen seinen versoffenen Aussehens, seinem Gefährten Yul, glatzköpfig wie Brünner, den Startitel streitig. Hier im Wald der Vogesen leben vollständig akklimatisierte Affen aus dem Atlasgebirge.

Wir sehen schon von weitem die Hochkönigsburg. Die Anlage auf einem 270 m langen Felsrücken in 755 m Höhe beherrscht die Ebene und ist schon von weit her an ihren charakteristischen Türmen zu erkennen. Es ist nicht verwunderlich, dass dieses Schloss zu einem der zehn meistbesuchten Bauwerke Frankreichs gehört. Wilhelm II. wollte 1901 aus den Ruinen (die imposantesten dieses Gebietes) eine Burg wie aus dem 15. Jahrhundert errichten lassen. Sie sollte jenen ähneln, die einst die Täler überwachten. Der Architekt aber zog einem getreuen und genauen Wiederaufbau ein Schloss im Baustil seiner Zeit vor. Bei der Besichtigung der Anlage mit dreifacher Umfassungsmauer, Wachtürmen und Gräben durchstreifen wir Wohnräume mit Möbeln aus dem 15. und 16. Jahrhundert, eine zweistöckige Kapelle, einen Rittersaal mit Wandmalereien, ein Jagdzimmer und einen Waffensaal. Die Geweihe an den Wänden hat Kaiser Wilhelm selbst erbeutet, allerdings bei Jagden im Schwarzwald. Der Kaiser soll für diesen Neubau zwischen 1901 und 1908 die ungeheure Summe von vier Millionen Reichsmark ausgegeben haben.

Saint-Hippolyte liegt am Fuß der Hochkönigsburg. Seinen Namen leitet es von dem im 8. Jahrhundert vom heiligen Fulrad, einem Abt aus Saint- Denis, aus Rom mitgebrachten Reliquien ab. Diese Reliquien werden noch immer sorgfältig in einem Schrein aufbewahrt. Die Stadt gehörte einst dem Herzog von Lothringen, der sie auch im 8. Jahrhundert mit einer Stadtmauer versehen ließ.

Auf unserer linken Seite sehen wir Bergheim, dass auch hinter einer Stadtmauer liegt. Diese Gesamtansicht der mittelalterlichen Umwallung verdeutlicht einem das Verteidigungssystem der Städte. Heute dient sie nur noch dazu, einen angenehmen Spaziergang zu machen. In der höher liegenden Kirche wurden erst vor kurzem Fresken aus dem 14. Jahrhundert entdeckt. Bergheim - der deutsche Soldaten-Friedhof liegt, von Weinbergen umgeben, auf dem "Grasberg". Im Hintergrund sieht man die Hochkönigsburg. Vom Haus des Friedhofsverwalters führt, ansteigend in mehreren Kehren, ein ca. 200 m langer Fußweg zum Friedhofseingang. 5.308 Kriegstote fanden auf dem "Grasberg" ihre letzte Ruhestätte. Ursprünglich waren sie in 225 Orten im Departement Haut-Rhin bestattet.

Ribeauville liegt vor uns und am Eingang des Strengbachtales. Es gehört zu einem Höhepunkt im Elsass. Die bewaldeten Berge sind von drei Burgen gekrönt. Die Geschichte berichtet, die drei Gutsherren hätten sich jeden Morgen dadurch begrüßt, dass sie einen Pfeil von einem Schloss zum anderen geschossen hatten. Eines Tages aber wurde einer der Drei von einem Pfeil tödlich getroffen. Die beiden anderen sollten den Rest ihres Lebens damit verbracht haben, sich gegenseitig mit dem Tod zu belasten. 1284 – 1287 wurde die Stadtmauer errichtet und Ribeauville wurde 1290 zur Stadt erhoben. Ribeauville besitzt noch zwei Kirchen. Die Kirche Saint Gregor wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Die Kirche Notre-Dame, eine ehemalige Augustinerkirche ist jetzt ein Kloster.

Wir sehen auf der linken Seite Zellenberg, das seinen Weinberg überragt. Der Ort ist einzig in seiner Art. Diese Bauweise findet man sonst eher in der Provence. Ursprünglich war hier die Zelle eines Einsiedlers. Am Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Dorf sogar zu Stadt erhoben. Die Burg wurde während der Französischen Revolution zerstört. Die Kirche mit ihrem achteckigen Oberbau wurde um 1760 barockisiert.

Auf der rechten Seite in der Senke liegt Riquewihr, das wir besuchen werden. Eine Verordnung der Gemeinde aus dem Jahr 1575 erlaubte nur den Anbau edler Rebensorten. Diesem verdankt der Ort seinen Reichtum. Riquewihr wurde über Jahrhunderte vor Zerstörungen bewahrt. Der Ort aus dem 16. Jahrhundert ist ein lebendiges Museum. Autoverkehr ist im Stadtinneren untersagt. Hier lohnt es sich mal einen ganzen Tag zu verbringen. Es gibt so viel hier zu entdecken. 1320 wurde Riquewihr zur Stadt ernannt. Die Altstadt mit ihrem rechteckigen Grundriss hat ihren Renaissancerahmen zum großen Teil erhalten. Wir bleiben hier aber nicht einen ganzen Tag, weil wir ja noch weiterfahren nach Colmar.

Während unserer Weiterfahrt auf der „Route d´ Vin“ begegnen wir wieder, wie in Bergheim, dem letzten Krieg,

Mittelwihr wurde total zerstört und musste ganz neu wieder aufgebaut werden.

In Bennwihr blieb allein das Kriegerdenkmal aus dem ersten Weltkrieg unversehrt. Der Ort musste nach 1945 auch wieder ganz neu aufgebaut werden.

Sigolsheim – der ganze Ort lag 1945 in Trümmern. Der französische Soldatenfriedhof, der die wiederaufgebaute Stadt und die Weinberge überragt, hat 1600 Gräber von Soldaten, die für die Befreiung ihres Landes gestorben sind. Es konnte die romanische Kirche aus den Jahren 1200 – 1220 gerettet werden.

Ingersheim wurde bei den Kämpfen um Colmar 1944 – 1945 so stark zerstört, dass nur noch zwei Gebäude aus der Vergangenheit erhalten blieben. Das alte gotische Rathaus aus dem Jahre 1416 mit einem freistehenden Glockenturm, sowie das jetzige Rathaus aus dem 18. Jahrhundert.

Wir kommen nach Colmar. Über diese Stadt folgt ein gesonderter Bericht: http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/beitrag/87655...

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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