Siegfried Born: Deutsche Bischofskonferenz stoppt Missbrauchsaufklärung

Deutsche Bischofskonferenz stoppt Missbrauchsaufklärung

Von Siegfried Born

Deutsche Bischofskonferenz hat die bisherige Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut in Niedersachsen zur Aufklärung der Missbrauchsfälle beendet. Christian Pfeiffer soll nicht mehr weiter aufklären. In diesem Zusammenhang drängen sich eine Reihe von Fragen auf, die beantwortet werden müssen, wie z. B. diese: Weshalb ist es jetzt zur Beendigung der bisherigen Zusammenarbeit gekommen und weshalb soll Christian Pfeiffer nicht mehr weiter recherchieren? Haben die Verantwortlichen innerhalb der katholischen Kirche, hier insbesondere die Deutsche Bischofskonferenz, Angst vor der Veröffentlichung von Namen, von Diözesen, in denen besonders starker Missbrauch festzustellen ist? Ist es zum Stopp der Missbrauchsaufklärung nur deshalb gekommen, weil der Widerstand gerade aus Regensburg und München so enorm stark gewesen ist? Kommt die Deutsche Bischofskonferenz möglicherweise einer Weisung aus Rom nach?

Antworten auf diese drängenden Fragen versucht Siegfried Born zu geben, der sich schon einmal mit diesem Thema unter dem Titel: „Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nimmt immer größere Ausmaße an“ beschäftigt hat:

Plötzlicher Sinneswandel der Katholischen Kirche in Deutschland zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ist Schlag ins Gesicht der Opfer

Die Nachricht über das Ende der bisherigen Zusammenarbeit der Katholischen Kirche mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut in Niedersachsen, an dessen Spitze der renommierte Kriminologe Christian Pfeiffer steht, platzte am gestrigen 9. Januar 2013 herein wie eine Bombe. Warum jetzt?, so fragen sich die Menschen. Warum dieser Schritt, der auf schreckliche Weise offenbart, dass nun die Katholische Kirche anscheinend wieder zurück will hinter ihre hohen Mauern aus Schweigen, Verbergen und Vertuschen. Wie anders ist dieser Schritt sonst erklärlich? Ist doch noch allen in Erinnerung, dass nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe vor gut zwei Jahren endlich schonungslose Aufklärung zugesagt worden ist, nachdem die Bundesjustizministerin, Leutheuser-Schnarrenberger, damit gedroht hatte, dass die Ermittlungsbehörden nicht davor zurückschrecken würden, von sich aus gegen die Täter innerhalb der Kirche zu ermitteln, wenn nicht die Kirche selbst an der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle tatkräftig mitarbeiten würde.

Noch vor zwei Jahren:
Schonungslose Aufklärung wurde zugesagt

Für schonungslose Aufklärung machten sich seinerzeit die Verantwortlichen innerhalb der Katholischen Kirche stark und sagten zu, ein unabhängiges Institut mit dieser Aufgabe zu beauftragen. Diesem sollten die notwendigen Akten frei zur Verfügung gestellt werden, damit von unabhängiger Seite den zahllosen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Angehörige der Katholischen Kirche nachgegangen werden könne. So weit so gut. Endlich, so glaubten die Missbrauchsopfer, die Eltern dieser Opfer, die Öffentlichkeit insgesamt, endlich öffnet sich dieser verkrustete Apparat namens Katholische Kirche und endlich wird recherchiert, wer wann wem ein Leid in Form sexuellen Missbrauchs zugefügt hat. Und diese Aufgabe sollte nun das zurückgepfiffene kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen leisten. Die Missbrauchsopfer hofften zu Recht darauf, dass nun endlich die Verantwortlichen beim Namen genannt und zur Rechenschaft gezogen würden, zumindest aber, dass weiterem sexuellem Missbrauch von Kindern und Jungendlichen in dieser Hinsicht ein Riegel vorgeschoben würde.

Warum der plötzliche Sinneswandel und die plötzliche Beendigung der Zusammenarbeit mit dem renommierten Forscher aus Hannover?

Hierfür scheint es zwei starke Gründe zu geben, die nun vonseiten der Katholischen Kirche ins Feld geführt werden. Da wird zum Einen genannt, dass die Art von Christian Pfeiffer mehr und mehr bei Teilen der Deutschen Bischofskonferenz auf Kritik gestoßen war, weil dieser sich nicht gerne reinreden lässt. Zum Anderen haben aber Teile der Deutschen Bischofskonferenz aus den südlichen Bereichen Deutschlands, wie Regensburg und München, die zu den eher konservativen zählen, ihren Druck dahingehend ausgeübt, nunmehr die Zusammenarbeit zu beenden, während in NRW die Diözesen Köln, Aachen, Paderborn, Münster und Essen sich vorbildlich für die uneingeschränkte Aufklärung der Missbrauchsfälle und der Prävention einsetzen (was das Normalste in dieser Situation ist).

Deutsche Bischofskonferenz zerstritten?

Weitere Fragen tun sich jetzt auf: Ist die Deutsche Bischofskonferenz gespalten in zwei Lager, wie Kirchenkenner jetzt vermuten? Diese Frage muss wohl mit einem klaren Ja beantwortet werden. Die beiden Lager sind die Befürworter der uneingeschränkten Aufklärung der Missbrauchsfälle und die Gegner. Vielleicht sind auch schon Namen von Tätern bekannt geworden mit Zuordnung zur jeweiligen Diözese und Hinweise der Tatzeiten, die heute zu strafrechtlichen Verfolgungen führen könnten, weil die Taten noch nicht verjährt sind (wobei der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nie verjähren kann!). Und vielleicht ist es dem eher konservativen Flügel der Deutschen Bischofskonferenz gar nicht recht, wenn Namen von Tätern (auch nur intern) aufgedeckt werden. Wieder einmal müssen wir feststellen, auch wenn darauf hingewiesen wird, dass alsbald ein anderes Institut mit der Aufklärung der Missbrauchsfälle beauftragt werde, dass sich die Gruppe derjenigen, die lieber verschweigen und vertuschen möchte durchgesetzt hat zu Lasten derjenigen, die sich für schonungslose Aufklärung in der eigenen Kirche stark machen.

Gab es eine Weisung aus Rom?

Aber neben der Zerstrittenheit könnte noch ein weiterer Grund für die abrupte Beendigung der lückenlosen Aufklärung der Missbrauchsfälle in einer Weisung von ganz oben liegen. Möglicherweise hat der Heilige Stuhl in Rom die Deutsche Bischofskonferenz angewiesen, die Zusammenarbeit mit dem kriminologischen Institut in Niedersachsen umgehend zu beenden. Vielleicht war es Rom doch zu heikel geworden, was da Stück für Stück ans Tageslicht gekommen wäre mit der Nennung von Tätern, die in der Hierarchie der Katholischen Kirche nicht nur ganz unten stehen.

Aufklärung der Missbrauchsfälle muss unverzüglich fortgesetzt werden – Täter müssen psychologisch betreut werden

Die Deutsche Bischofskonferenz ist gut beraten, will sie nicht noch mehr an Glaubwürdigkeit verlieren, umgehend ein anderes Institut mit der Aufklärung der Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen zu beauftragen und zwar ohne Bedingungen. Jetzt darf nicht lange gewartet werden, sonst steht der Verdacht sehr schnell im Raum, dass an einer lückenlosen Aufklärung gar kein Interesse mehr besteht. In einem solchen Fall müsste die deutsche Justiz damit beginnen, von sich aus die Täter zu ermitteln und vor ordentliche Gerichte zu bringen, damit diese ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können. Niemand, auch nicht Kirchenvertreter, sind berechtigt, Kinder oder Jugendliche sexuell zu missbrauchen. Diese Taten stehen unter Strafe und müssen geahndet werden. Dies sind die Täter ihren unzähligen Opfern mehr als schuldig. Zudem sollten unabhängige Beauftragte die einzelnen Diözesen aufsuchen und präventiv tätig werden.

Bürgerreporter:in:

Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen

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