Bei klarem Kopf: Kein neues Kohlekraftwerk!

"Wie kann einer, der bei klarem Kopf ist, noch ein Kohlekraftwerk bauen?“ Diese rhetorische Frage formulierte Michael Kohlhaas (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung). Da allerdings warf Andreas Streim als Moderator von der Märkischen Allgemeinen Zeitung, Redaktion Wirtschaft und Soziales ein, dass Wiebke Lass, Volkswirtin am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die die Veranstaltung kurzfristig absagen musste, in einer Studie zur zukünftigen Stromversorgung auch 3 neue Kohlekraftwerke vorgesehen habe. Das PIK habe offensichtlich unterstellt, dass die Abtrennung und Einlagerung des bei der Kohleverstromung entstehenden Kohlendioxids (carbon capture and storage, kurz CCS) funktioniert. Michael Weltzin, Referent für Klimapolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag vertrat die Meinung, auf jeden Fall komme CCS zu spät und werde zu teuer. Erneuerbare Energien würden dann billiger sein. Klimaschutz sei ohnehin das beste Konjunkturpaket.
Veranstalter war die Heinrich-Böll-Stiftung zusammen mit der Grün-Alternativen Liste Potsdam (GAL) im Rahmen einer bundesweiten Hochschultour. Vor der Frage des gestrigen Abends im Uni-Campus Griebnitzsee „Wer bezahlt die Klimawende?“ wurde zunächst gefragt: Wieviel kostet sie? Weltzin berief sich auf den Stern-report und antwortete 1% des Bruttoinlandsproduktes, aber Nichtstun koste bis zu 20%! Es gibt also keine Alternative. Zahlen wird der Konsument, so Kohlhaas, jedoch gäbe es sehr unterschiedliche Konsumenten.

Tina Löffelsend, Klima-Expertin Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte das Ziel, pro Kopf dürfe jeder Mensch jährlich nur noch 2 Tonnen Kohlendioxid ausstoßen, weil es bedeute, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Ökosteuern und Emissionshandel müssen sich ergänzen. Auch aus dem Publikum bekam sie Unterstützung darin, dass in Zukunft vieles anders und weniger gemacht werden müsse. Der Lebensstil müsse sich ändern, z. B. Entschleunigung statt oft und schnell irgendwo hinzufahren. Kohlhaas gab in der munteren Diskussion zu bedenken, dass das die Haltung „not in my backyard“ (nimby) sehr verbreitet ist, also die anderen sollen was tun, nicht man selber. Man könne auf keine Maßnahme verzichten. Die Lebensstildebatte müsse politisch angestoßen werden. Im übrigen sei Verzicht langfristig ein Gewinn.

Bürgerreporter:in:

Jost Kremmler aus Potsdam

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

84 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.