Glienicker Brücke und die Grenzöffnung 1989

Gedenktafel auf der Berliner Seite
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Grenzöffnung als Teil ihrer wechselvollen Geschichte

Die Rolle der Glienicker Brücke im Kalten Krieg der beiden Lager in der Weltpolitik wandelte sich mit der Grenzöffnung in den Novembertagen des Jahres 1989. Die Mythen und Legenden, die sich um dieses Bauwerk rankten, wirken auch in der heutigen Zeit nach. Vorab sei gesagt, dass die Brücke auch nach der Grenzöffnung eine bewegte Zeit erlebt und die „Brückengeschichten“ unverändert im Interesse der Medien sind und die Brücke bei vielen Veranstaltungen und Kundgebungen eine wirkungsvolle Kulisse bildet.

Die Grenzöffnung am 9. November 1989 an den Berliner und Potsdamer Grenzübergangstellen ging zunächst an der Glienicker Brücke vorbei. Hier wirkte noch der Status der Brücke als Übergang für die Alliierten Militär Verbindungsmissionen und Diplomaten wie ein gewisser “Schutzschild“. Jahrelang hatte sich der Nimbus einer Sonderstellung dieses Übergangs auch in den Köpfen der DDR-Bevölkerung verankert. Wen wundert es daher, dass die wenigen DDR-Bürger, die in den Abend und Nachtstunden des 9. November an diesem Ort um eine Ausreise nach Westberlin nachsuchten, die Forderungen der Grenztruppen zur Umkehr befolgten. Ihnen wurde der Weg zu den anderen Grenzübergangsstellen nahe gelegt. Es wäre wohl anders gekommen, wenn sich, wie an den anderen Grenzübergängen, mehrere hundert Ausreisewillige eingefunden und nachhaltig die Ausreise verlangt hätten.
Im Rahmen kurzfristig durchgeführter Absprachen zwischen dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, und Vertretern der DDR nahm die bereits von Momper seit langem angedachte Öffnung der Glienicker Brücke für den Reiseverkehr Gestalt an. Was sich 1988/1989 hinter „verschlossenen Türen“ abspielte, entsprach den Wünschen und Vorstellungen des Senats von Berlin, der in Verhandlungen diese Wünsche immer wieder vorgetragen hatte, so dass die DDR mit der Planung einer für den Reiseverkehr geeigneten Grenzübergangsstelle begann. Forderungsprogramme mit allen Einzelheiten der baulichen Ausgestaltung lagen bereits im Entwurf vor. Für die vorgesehene Fußgänger und Pkw-Abfertigung, ein Dienstgebäude und Kontrollgarage waren die Standtorte konzipiert Dazu wäre das Territorium zwischen der Villa Schöningen und der Tankstelle genutzt worden. Für die Bewohner der Schwanenallee einschließlich des Kinderwochenheims war eine andere Zufahrt vorgesehen. Mit der Grenzöffnung folgten unmittelbar der Ausbau vorhandener und die Schaffung neuer Übergänge. Da man seitens der DDR von einem längeren Zeitabschnitt des Bestehens zweier deutscher Staaten ausging traf dies auch für den Übergang Glienicker Brücke zu. Kurz über lang hätten diese Gestalt angenommen. Die Unterlagen wurden präzisiert, es kam aber infolge der rasanten „Annäherung“ beider deutscher Staaten nicht mehr zu weiteren Aktivitäten.

Jedenfalls kam es im Verlauf des 10. November 1989 zu der Festlegung für die Grenztruppen, Passkontrolle und Zollverwaltung, am gleichen Tag um 18.00 Uhr die Schlagbäume zu öffnen. Zusätzliches Personal wurde bereitgestellt. Der verantwortliche Leiter der Passkontrolle entschloss sich, wegen des starken Andrangs bereits um 17.30 Uhr mit der Abfertigung zu beginnen.
Im Sog der Glienicker Brücke strömten Auto- und Menschenschlagen nach Berlin West. Viele Reporter versuchten in diesen Tagen dieses Phänomen zu ergründen. Das zweite Wochenende zeigte einen kaum zu bewältigenden Andrang für die Kontrollkräfte. Hinzu kam die Tatsache hinzu, dass die eine Hälfte der Brücke nach wie vor für die Abfertigung der Militär Verbindung Missionen der Alliierten ein Tabu war. So strömten Kolonnen von Fußgängern über die schmale Fußgängerspur. PKW aller Fahrzeugtypen reihten sich hintereinander und bemühten sich um ein Vorankommen.
Wodurch zog die Glienicker Brücke wie ein Magnet an. Zum Einem war sie für die Potsdamer der nächstgelegene Grenzübergang, zum anderen hinterließ die Propagierung von Mythen und Legenden spektakulärer Agentenaustausche sowie anderer Vorkommnisse in den Medien des Westens ihre Spuren. Viele DDR-Bürger wollten einmal diese geschichtsträchtige Brücke passieren und quälten sich regelrecht durch das Potsdamer Stadtgebiet, um einen Blick von dem zu erhaschen, was sie nur vom Hörensagen kannten. Später schuf eine direkte Buslinie der BVG zwischen dem Potsdamer Bassinplatz und dem S-Bahnhof Berlin Wannsee für den Reisverkehr viele Erleichterungen. Obwohl der Reiseverkehr über die große Grenzübergangsstelle Drewitz geringer war, ließ es sich mancher nicht nehmen, einmal über die Brücke zu fahren bzw. zu gehen. Auch die Westberliner wollten nur einmal diesen Trubel in Augenschein nehmen und zumindest bis zur Brückenmitte zu gehen. Auch der Bundespräsident Richard von Weizsäcker suchte in Begleitung des Regierenden Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, am 12. November 1989 die Glienicker Brücke auf und überschritt die Grenze um wenige Meter, klopfte mit der Hand gegen das angebrachte Verkehrsschild mit der Aufschrift, Deutsche Demokratische Republik, Potsdam und freute sich sichtlich darüber. Mit Passkontrolleuren führte er, umringt von zahlreichen Bürgern ein reges Gespräch.

Die Aufzählung aller Ereignisse, Veranstaltungen, Besuche von Persönlichkeiten und andere Höhepunkte würden zusammengefasst ein dickes Buch füllen. Täglich passieren zahlreiche Reisebusse aus allen Herren Ländern und der Potsdamer Stadtrundfahrten diese Brücke und nutzen diesen Nimbus als „Werbegag“. Mitunter wird hierbei der Boden der Realität verlassen, zahlreiche Stores erfunden und falsche Darlegungen zu Einzelereignissen propagiert.

Fakt ist, dass die Glienicker Brücke auch in der Zukunft ihren Nimbus nicht verlieren und für ewig in der Geschichte verankert sein wird.

Bürgerreporter:in:

Hans-Dieter Behrendt aus Potsdam

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