Von der Töpfer - und Schusterstadt zur Industriestadt Peine

Diese wunderbaren Erzählungen der 1940er Jahre aus Mariannes Nachlaß versuche ich hier nachzuerzählen , und widme ihr diesen Beitrag.
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  • Diese wunderbaren Erzählungen der 1940er Jahre aus Mariannes Nachlaß versuche ich hier nachzuerzählen , und widme ihr diesen Beitrag.
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Um 1890 lag Peines Bekanntheit lediglich in der Bezeichnung "Schusterstadt".
Fast ein um das andere Haus in der Stadt hatte eine Schusterwerkstatt. Auf dem Katzenhagen wohnten im Verhältnis die meisten Schuster. Natürlich konnten sie ihre Arbeiten nicht allein in Peine verkaufen, so gingen sie auf die Märkte nach Gifhorn, Meinersen , ja sie waren auf vielen Märkten in Norddeutschland zu finden um ihre Schuhe absetzen zu können.

Für die Peiner Fuhrleute und Ackerbürger waren die Marktfahrten der Schuhmacher und Töpfer eine der sichersten Einnahmen. Als später die Schuhmacherei fabrikmäßig betrieben wurde, mußte sich mancher Schuhmacher nach einer anderen Erwerbsquelle umsehen. Ein Erwerbszweig, der auf die sich umstellenden Schuhmacher große Anziehungskraft hatte, war der Viehhandel.

Ein Senior der Peiner Fuhrleute war Fritz Bente, genannt "Kruckel". Er gründete am 4. November 1848 in der Echternstraße seinen Fuhrbetrieb mit einem Pferd und einem Planwagen. Der scherzhafte Name "Kruckel" war ein Ehrentitel von Mitbürger, da er sich aus kleinsten Anfängen mit Fleiß und Ausdauer "hochgekruckelt" hatte. Auch als ehrenwerter Schaffer des Freischießen nahm es der alte Bente nicht übel, wenn er von den Schützenbrüder angesprochen wurde :

"Na, Kruckel, gibst du einen aus ?" - Und er gab einen aus.

In der Zeit von 1848 bis ca.1880 wurde von der Echternstraße aus das Fuhrgeschäft betrieben , anfänglich pflügte der erste Fuhrmann Bente noch das Land der kleinen Leute. Er fuhr z.B. die Güter der Geschäftsleute vom Güterbahnhof ab. Seine Frau ging hinterher kassierte Frachtgelder und Fuhrlohn ab. Auch für die Spinnerei in der Echternstraße fuhr Bente mit Pferd und Wagen die Fertigware nach Hamburg und brachte Baumwolle mit zurück. Dafür war er 14 Tage zwischen Peine und Hamburg unterwegs.
Auf Betreiben der geschäftstüchtigen Frau von Sohn Wilhelm Bente, wurde das Fuhrgeschäft in die Braunschweiger Straße verlegt, da die Güterabfuhr der Bahn ein Hauptzweig des Geschäftes geworden war.

Eine neue Sensation ließ für die Bürger der Stadt Peine die Erlebniskette immer noch nicht abreißen. Die alte evangelische Kirche genügte den Ansprüchen nicht, es konnten in ihr nicht alle Gläubigen einen Platz finden.
Der Abbruch und der Aufbau der neuen Kirche hielt die Bürger 3 Jahre lang im Bann.
Andauernd rollten mit der Eisenbahn die großen Steine heran, wurden ausgeladen und zum Bauplatz gebracht. Leider forderte der Tod in dieser Zeit von drei Leuten das Leben , auch einige Verletzte mußten leiden.

Während der Bauzeit war im Jägerzelt in der Kaiserstr. (Beethovenstr.) eine Behelfskirche eingerichtet worden , in der in den drei Jahren einige Peiner getauft, konfirmiert und getraut worden sind.
Der Neubau der Jacobikirche war nun ein weithin sichtbarer Repräsentant der Stadt.
Der neue schlanke, formschöne Turm konnte mit volltönenden Dreiklang das neue Jahrhundert einläuten !

Neben den Vorstößen in die Hagenwiesen kommt den Bauplanungen im Süden der Stadt, z.T. nahe dem Walzwerk, größere Bedeutung zu. Ganz neue Straßenzüge hatten sich hier in die Feldmark hineingeschoben. Die Stadtväter stellte es immer wieder zu neuen Aufgaben an. So hatte Peine innerhalb zwei Jahrzehnte ein halbes Dutzend Schulen gebaut. Da Peine noch längst keine Mittel- oder Großstadt war nannte sie sich stolz : Industriestadt.

Und das wohl mit Recht, denn die Spritfabrik Wrede, Malzheine, Bade, Westphal, Sonnenberg um nur einige Namen zu nennen, wurden für jedes Kind ebenso ein Begriff wie der Name : PEINER WALZWERK.
Dieser Begriff wird vielleicht verständlich wenn man bedenkt, daß z.B. 1907 die heimatliche Eisenindustrie 6 1/2 Millionen Mark Frachtkosten für Eisen- und Kohlenfracht an die Bahn zahlen mußte.
Die bauenden Völker wurden durch die Peiner Träger ständig an Peine erinnert.
Ehe es soweit war, wurden die Erzeugnisse der Ilseder Hütte in fremden Werken verarbeitet. Zwei Jahre lang war eine Pferdebahn die einzige Verbindung von der Hütte nach der Bahn-Station Peine.

Schließlich stellte sich die Notwendigkeit eines eigenen Walzwerkes heraus, welches dann unserer Heimatstadt Peine den industriellen Aufschwung brachte. In den besten Zeiten hatten Peine - Ilsede eine Gesamtbelegschaft von über 7 000 Mann.
Aber nicht nur das Haupterzeugnis Eisen machte unsere Heimat in der Welt bekannt, da waren Nebenprodukte die nicht minder Wert waren. Mit den Hochofenschlacken der Ilseder Hütte, sind unzählige Straßen im ganzen Land gepflastert worden.
Kein Landwirt möchte auf das Thomasmehl aus Peine als Düngemittel verzichten.

In dieser Zeit begann auch die Stadt Peine zu wachsen. Um den Wilhelmsplatz, heute Friedrich-Ebert-Platz, wurde ein Haus nach dem anderen gebaut, und ein markantes Wahrzeichen der Stadt, der lebenswichtige Wasserturm. Die bis dahin einsam weit vor dem Hohen Tore liegende "Belvedere" (Peiner Festsäle) wurde nun in die Gemeinschaft der Häuserreihen aufgenommen.

Peines Stadtväter wurde bald klar das der Wasserturm auf dem Wilhelmsplatz einen Kollegen haben mußte. Bestimmt waren in erster Linie technische Voraussetzungen ausschlaggebend, sodas der Herzberg der beste Standort für den Turm wurde. Schon einmal wurde der Herzberg allein durch eine Aufforstung verschönert.
Der Beschluß der Stadtväter stand fest , dort auf dem grünen Hügel des Herzberges kommt der Wasserturm hin.
Das Material rollte heran, der Grundstein wurde gelegt, stetig schob sich das Bauwerk in die Höhe. Zur Bestätigung, das der Turm wirklich zum König des Herzberges bestimmt war, setzten ihm die Bauleute eine vielzackige Krone auf.

Eine Woche vor dem Freischießen zieht in Peine immer der Trommelboes durch die Straßen , er trommelt das kommende sommerliche Ereignis ein und damit sich die Peiner zu diesem Fest früh genug rüsten konnten. In den kommenden Tagen waren besonders die Kinder in ständiger Aufregung. Wie oft liefen sie zur Bahn-Rampe um nachzusehen, ob schon wieder Schausteller mit großen bunten Wagen angekommen waren.

Mit freudigen Augen stellten sie fest , das ist Haases Berg- und Talbahn, das ein Pferdekarussel, da eine Luftschaukel und dort noch eine Schmalzbäckerei. Und am nächsten Tag kam noch die Rutschbahn, und die Riesenradschaukel kam auch mal wieder zum Schützenplatz. All das wollte abgefahren werden von der Bahnrampe, in diesen Tagen verloren Bentes Pferde viel Schweiß.
Was der Festtagskuchen für die Peiner war, war die größere Haferration für Bentes Pferde an den Vorfesttagen. Sie ließen aber auch keinen noch so schweren Wagen stehen, eher rissen die Stränge und Leinen.

Bald standen Bier- und Tanzzelte einträchtig neben Schaubuden, Karussels, Bäckereien, Zuckerstangenbuden, Luftschaukeln und andere Belustigungen. In Zelten feierten die jeweiligen Vereine mit Familienangehörigen unter sich. Die Kinder und Jugendlichen vergnügten sich auf dem Festplatz und tauchten im Trubel von Kapellen und Karusselorgeln unter. -

Nach Petroleumlampe und - kanne wurde auch bald die Feuerstange, dieses übergroße Zündholz, in die Requisitenkammer geliefert. Vater Willführ brauchte die Laternen plötzlich nicht mehr mit der Feuerstange anzünden. Es gab den neuen Kinderruf in Peine : " Das Licht geht an !"
Jede Laterne trug jetzt im Innern ein kleines, nie verlöschendes Flämmchen , das sich allabendlich, durch höhere Gaszufuhr, zur leuchtenden Flamme vergrößerte. Zu Tagesbeginn hörte die Gaszuführung fast ganz auf, sodaß die helle, große Flamme ausgehen mußte. Schließlich leuchteten Nachts über 400 Gaslampe in Peine.

Mit der Zeit ragten immer mehr Giebel, Zinnen und Türme von öffentlichen Gebäude oder Schulen , aus den verschiedenen Stadtteilen heraus und verrieten die Ausdehnung von Peine schon von ferne.
Nur in der Nacht war das Walzwerk nicht zu schlagen.
Seine schon aus großem Umkreis sichtbare Feuersäule, die jeweils aus einem der sechs Konverter - Kamine hervorschlug und den Himmel zu heizen versuchte, war der gigantische Höhepunkt eines Wahrzeichens überhaupt. Wunderbar hob sich der feurige "Goldregen" am dunklen Nachthimmel ab, um als erloschener heißer Dreck sich auf die Hausdächer der benachbarten Straßen , darüber hinweg auf die allzunahen fruchttragenden Äcker abzulagern , Boden und Pflanzen am Atmen zu hindern , wenn sich in der Nahzone der Ascheregen zu dicht auftrug.
Das war die Schattenseite dieses tollen, nächtlichen Schauspieles.

Was war denn jetzt schon wieder in Peine los ?!
Säulen aus Zement und eisernen Träger wuchsen aus dem Boden und bildeten Spalier zu beiden Seiten des Schienenstranges , welcher vom Hüttenwerk Ilsede durch die Stadt ins Walzwerk mündete. Von Säulenpaar zu Säulenpaar schob sich ein Spurband laufend weiter vor und wurde so auch zum Dach für den unteren Schienenstrang. Manche Straße überquerend, bekam die so entstandene Brücke selbst noch einen Schienenstrang.

Endlich stand die Hochbahn fertig da ! Ein neuer Zeuge der ungeheueren Entwicklung der Stadt Peine. Der 1. Zug rollte donnernd zwischen Himmel und Erde an den oberen Stockwerken der Häuser vorbei, durch eine feste Wand zu jeder Seite gesichert. Es war wirklich ein besonderer, eigenartiger Zug.
Die eisernen "Suppenterinen", aus denen das rotglühende, flüssige Eisen unter mächtigen Deckel hervorleuchtete, wurden von einer Lokomotive vom Hüttenwerk auf diesem erhöhten Wege in das Walzwerk gezogen. Auf den Schienensträngen zu ebener Erde lief der Personen - und Güterverkehr, wenn an der Hauptstr. die Schranken geschlossen waren , konnten die Fußgänger einen Tunnel benutzen.

Welch Peiner Bürger hatte so eine Entwicklung vorausgeahnt ? Ein unscheinbares Landstädtchen war aus einem Dornröschenschlaf erwacht , und das Walzwerk konnte unbestreitbar als weckender Prinz gelten.

Dann kam der August 1914.
Die Briefträger hatten viel zu tun und brachten jedem wehrfähigen Mann einen blauen Einstellungsbescheid ins Haus. Dann standen die Männer in Felduniform am Bahnsteig und warteten auf den Zug der sie in Sammeltransport in die jeweilige Garnison bringen sollte.
Eine düstere Wolke , fast unsichtbar , zog sich über die Völker der Erde zusammen.
Die Menschen hielten einander an , drückten sich stumm die Hände und Tränen kamen in ihre Augen , denn die Wolke ließ Leid und immer nur Leid fallen.-

Auf dem Walzwerk hatte der Krieg mit einschneidenden Änderungen eingegriffen. Der Großteil aller gesunden Männer im wehrpflichtigen Alter fiel plötzlich aus. Der Strom, der vor und nach Schichtwechsel die Straße nach dem Werk belebte, war sichtlich dünner geworden und hatte nur eine Auslese altender Männer , sowie einige junge Burschen welche das Freiwilligenalter noch nicht erreicht hatten.
Aber nach einer Umstellungszeit schwoll der Strom der Arbeiter wieder an , aber , - , Frauen, nur Frauen und Mädchen schoben sich in die gelichteten Männerreihen.

Im Werksanzug , Jacke und Kniehose , standen sie in Arbeits - und Maschinensälen, waren sie draußen in der Hofkolonne und in den Lagern tätig. Sie saßen als Rangierer auf den Güterwagen und liefen in Uniformen als Schaffner durch die Personenzüge. Das "schwache" Geschlecht bewies seine Stärke und Können , überall standen die Frauen ihren "Mann".

Daß der Krieg Opfer forderte , wurde den Peiner u.a. in der Einrichtung eines Lazarettes veranschaulicht. Die Bodenstedtschule wurde für diesen Zweck geräumt.
Kinder der übrigen Schulen bekamen dadurch Zuwachs, denn alle Klassen mußten zusätzliche Schulbänke aufnehmen, auf denen die Bodenstedter Platz nahmen.
Dem Lazarett folgte bald ein Ehrenfriedhof für die gefallenen Soldaten. Eine Beutekanone wurde im zweiten Kriegsjahr auf den Marktplatz gestellt. Je länger der Krieg dauerte, um so mehr Merkmale ließ er zurück. Fleisch - und Fettrationen wurden weniger und kleiner , schließlich waren alle Hauptnahrungsmittel wie Brot und Kartoffel eine schlimme Mangelware. -

Die Zahl der Kranken wuchs im ganzen Reichsgebiet, so eben auch in Peine.
Die Peiner Bevölkerung atmete auf, als trotz der Kriegsorgen nahe des Herzberg ein Bau fertig wurde, der schon seit Jahren notwendig war. Das neue Krankenhaus war ein schöner und eindrucksvolles Haus geworden, die Einrichtungen welche neuste Erfahrungen und Errungenschaften entsprachen, konnte nun vielen Kranken zur Rettung und Genesung dienen.

Nach diesem unseeligem Krieg folgte in Abständen von wenigen Jahren weitere Bauplanungen , die ganz neue Stadtteile entstehen ließen. So z.B. an der Sedanstraße, dem Schwarzen Weg, Duttenstedter Straße, am Herzberg und in den Kammergärten. Auch das Walzwerk baute weitere Wohnungen für seine Arbeiter und Angestellten. Ein architektonisch ganz eigenes Gesicht bekam der "Sackpfeifenberg" bis an die "Sechs Linden".

Das Werk baute aber nicht nur Wohnungen.
Lange Zeit hatten die großen Schornsteine der vereinigten Werke in Ilsede und Peine keinen Zuwachs bekommen , als sich ihnen nach 1920 doch noch ein Spätling zugesellte , und zwar auf Ilseder Boden. Dieser Schornstein übertraf alle bisherigen Schlote in Peine und Ilsede , er wurde so hoch daß er seinen Rauch fast ohne Übergang den Wolken des Himmels geben konnte . . . .
Die Begründung für seine Höhe soll in dem starken "Tabak" liegen den er raucht , der gasgiftige Qualm sollte die unter ihm lebenden Menschen nicht belästigen . -

Eine besondere Kulturtat des Werkes bzw. der Ilseder Hütte ist der Bau der " Peiner Festsäle ", einer der modernsten Bühnen des ganzen Landes. Schauspielkräfte aus Hannover, Braunschweig und Hildesheim bescheren der Peiner Bevölkerung genußreiche und erhebende Stunden auf dieser Bühne. Aber auch die Tonfilmkunst fand in den Festsälen eine würdige Stätte.

Die Eule , Wahrzeichen Peines , wollte sich in ihrer beschaulichen Ruhe nicht wieder stören lassen und war nicht bereit , ihren Platz hoch über den Wipfeln des Herzberges aufzugeben. Die Peiner sahen sich nach einem zweiten Wahrzeichen um und fanden es in den inzwischen in Stadt und Dörfer bekannt gewordenen Härkeschen Pferdeköpfen.
Ehe ihr Kopfbild an allen Gasthäuser prangte , den Gästen sich auf den Bierdeckel zeigte , von den Rückwänden aller Gespannwagen , später auch von motorisierten Fahrzeugen der Brauerei grüßte , trabten sie selbst lange und lebendig durch die Straßen unserer Stadt. Und das waren Gäule ! Besonders von der Jugend wurden die schweren Kaltblutpferde eingehend bestaunt, wenn sie vor einer Gastwirtschaft standen, wo der lederbeschürtzte Bierkutscher leere gegen volle Fässer eintauschte.
Oder die Bengels sahen in der "Kleinen Schützenstraße", vor der Stalltür stehend, dem Kutscher beim Tränken, Füttern und Aufschirren zu.

Als die Brauerei durch die trinkfeste Bevölkerung der Stadt, des Kreises und der ganzen Provinz in die Lage versetzt wurde ihren Betrieb zu vergrößern , erschien das Bild dieser Pferdeköpfe als Zeichen der Erzeugnisse der Brauerei Härke an ihrem höchsten Bauwerk. So wurde das so erhöhte Brauerei - Quallitätszeichen zum schmunzelnd hingenommenen Wahrzeichen für Peine.

Die Anfänge der Brauerei Härke liegen in der alten, kleinen Brauerei Rauls.
Die alte Frau Elise Härke war eine geborene Scheele und stammte aus einer Brauerei in Anderten bei Hannover. In ihrer väterlichen Brauerei war ein Braumeister Härke tätig, der sie heiratete und mit ihr nach Peine zog , wo sie 1891 die Brauerei Rauls käuflich erworben haben.
Der Umsatz von Härke-Bier wurde derartig groß, das z.B. nach Braunschweig das zwanzigfache an Bier geliefert wie in Peine getrunken wurde. Selbst in Hannover und Hamburg ist Härke ein Begriff geworden.
Im Kriege lieferte Härke nach allen Fronten . Von hier sind eine große Menge Fässer nicht zurückgekommen, sodaß ein Faßmangel auftrat , die Neuherstellung scheiterte am Holzmangel.
Der letzte Härke ist leider durch einen Autounfall ums Leben gekommen.

Endlich hatte ein Obermeister des Werkes eine Vorrichtung ausgeklüngelt , die dem glühenden Kalk - und Eisendreck beim " Blasen" und Hochgehen der Bessumer Birne den Weg in die Weite verwehrte. Nun war die "Feuersäule" plötzlich weg.
Ein weithin sichtbares Wahrzeichen des Peiner Walzwerkes war verschwunden.
Nur eine braune Rauchwolke quoll immer noch während des Blasens aus jeweils einem der 6 Konverter-Kamine und wälzte sich über Stadt und Felder. Die Bürger mußten weiter ihre Augen zukneifen um diesen feinen Dreck nicht in die Augen zu bekommen.

Allzu bald begann auf politischen Gebiet wieder ein nervöses Hasten und Rennen um ungewissen und zweifelhaften Preis.
Noch einmal fanden sich die Sportler der ganzen Welt, mit ihren Vertretungen auf der Olympiade 1936 zu Berlin, in friedlicher Eintracht zusammen. Es sollte für lange Zeit das letzte Mal sein. Der Flamme der friedlichen Wettkämpfe, folgte nach wenigen Jahren ein verheerender Brand : der zweite Weltkrieg.

Wieder trugen die Briefträger stapelweise die Einstellungsbefehle , die oft millionenhaft zu Todesurteilen wurden , in die Wohnungen der Menschen. Frauen und Mädchen lösten ein zweites Mal die Männer an ihren Arbeitsplätzen ab, und wieder wurden Lebensmittel rationiert.

Das Aufgebot des " Volksturmes" kündigte dann das bittere Ende an.
Über die betäubenden Sondermeldungen ging es bald zu dem Sirenengeheul der Fliegeralarme und der grauenvollen Bombennächte. Das fast unbeschädigte Peine nahm einen Flüchtlingstrom nach dem anderen auf. Das Walzwerk hatte einige Treffer abbekommen , besonders das Trägerfeld wurde verwüstet , hierbei waren auch Menschenleben zu beklagen. -

Die historische Geschichte sagt uns , daß im April 1945 eine Abordnung unter der Führung des Peiner Bürgermeister, den amerikanischen Truppen, welche auf Peine vorrückten, entgegen fuhren. Die Peiner Abordnung wurde an der Fuhsebrücke vor der Mühle Eixe von den Amerikaner in Empfang genommen. Später traf die Abordnung mit einem amerikanischen Kommando in Peine ein, wo die Verhandlungen zur Übergabe der Stadt beendet wurden.

Amerikanische Offiziere haben ausgesagt, daß ihre Luftwaffe bereitstand, um im Falle des Widerstandes sofort einzugreifen. Das Schicksal der Stadt hing damals an einem seidenen Faden.
Dem Mut der Männer, die als Abordnung hinausfuhren, verdanken Peiner die Erhaltung ihrer Heimatstadt.

Quelle : " Heimat unterm Rauch "

Bürgerreporter:in:

ADOLF Stephan aus Peine

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