Gut Duttenstedt – Das war einmal! 1997 - Vor 20 Jahren wurde der Abriss des Herrenhauses beschlossen

Seitenansicht des Herrenhauses
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Die kleine Straße die Dorf-abwärts führt heißt „Zum Gute“, doch das vermutete herrschaftliche Anwesen findet man hier nicht, oder besser gesagt, nicht mehr! Wir befinden uns im Dorf Duttenstedt, das erst seit 1974 ein Ortsteil von Peine ist. Die Ortschaft hat eine lange eigene Geschichte. Der Ort wird für das in einer Urkunde des Kaisers Otto II. aus dem Jahre 973 erwähnte Duttenstedt gehalten. Der Ortsname setzt sich aus der Person Dodo oder Doddo und dem althochdeutschen Wort stat = der Ort, die Stätte, zusammen. Dörfer der Region die auf „stedt“ enden, gelten als Gründungen aus der Zeit um 800 bis 1000. Der Rittersitz befand sich seit dem 12. Jahrhundert im Besitz der Herren von Oberg, die auch die Gerichtsbarkeit über Duttenstedt und den Nachbarort Essinghausen seit 1387 bis zur westfälischen Fremdherrschaft ausübten. Das Geschlecht ist mit Hilmar Ludwig Wilhelm Graf von Oberg 1861 im Mannesstamme erloschen. Er und sein Bruder Benedikt Wilhelm Georg, der bereits 1819 starb, waren am 10. Juli 1803 in den preußischen Grafenstand erhoben worden.

Die Grafen waren „echte“ Napoleon-Fans

Beide Grafen galten als große Verehrer Napoleons. Dieser hatte seinen Bruder, Jerome Bonaparte, als König von Westphalen eingesetzt. Benedikt und Hilmar, als Leiter des Kantons Schwicheldt im Oker-Departement, bekamen auf Antrag im März 1812 vom König Jerome ihre vollen Adelsdiplome und Wappen bestätigt. Das drückten sie sogar baulich aus, denn eine noch erhaltene Holzbüste des Königs bekrönte das Eingangsportal zum Herrenhaus. Hilmar bezeichnete sich nun als „Königlich Westphälischer Ehrenstallmeister und Commandeur des Ordens der Westphälischen Krone“.

Schnaps, Champignons und Schafe

Das große Herrenhaus, das so genannte „Ritterhaus“, war ein relativ junger Fachwerkbau aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die rechteckige, ehemals ganz von einem Wassergraben umgebene Anlage, war bis 1846 Sitz der Herren von Oberg zu Duttenstedt. 1296 besaßen die von Oberg bereits einen Meierhof in Duttenstedt. Es ist vermutet worden, dass vorher bereits die zwischen 1269 und 1372 erwähnten Herren von Duttenstedt, hier ihren Sitz hatten. Die genaue Entstehungszeit ist unbekannt; die Ortschronik spricht von einer ehemals „festen Wasserburg“. Nach dem Aussterben im Mannesstamm, erbte die Tochter des letzten Grafen, Frau von Veltheim, das Gut. Sie erbaute den großen Brennereihof. Der östliche Flügel wurde als Schnapsbrennerei genutzt, der westliche Teil zur sogenannten, damals berühmten, „spanischen Schafzucht“. Der nördliche Teil, der 1870 abbrannte war Dresch-Diele. Nach Aufgabe der Brennerei, versuchte man im Keller die Champignon-Zucht betreiben.
In den 1930er Jahren wurde das Gutshaus im Erdgeschoss teilweise von Richard Lies als Rind- und Schweineschlachterei genutzt.

Braunschweig, Hannover und 1866 Preußen

Das einstige Gut, bereits 1846 von der hannoverschen Regierung erworben, wurde 1856 den für das Krongut ausgeschiedenen Domänen beigelegt. 1866 wurde das Gut eine preußische Domäne. Die Separation, wonach die Bauern ihren eigenen Grund und Boden bewirtschaften konnten, und der spätere Ankauf von Grundbesitz durch Verkauf der Domäne, brachten dem Dorf großen Fortschritt, wenn auch alle Betriebe dadurch mit Hypotheken belastet waren. Vom Jahr 1862 an, nach dem Bau der Zuckerfabrik Peine, begannen das Gut und die Bauern mit dem Anbau von Zuckerrüben, dessen Ertrag neben der Milchviehhaltung lange Zeit die Haupteinnahme der Landwirtschaft war. Die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum ersten Weltkrieg war für Duttenstedt auch die „goldene Zeit“ der Spargelernte. Jeder Landwirt, der einen geeigneten Acker besaß, baute Spargel an.
In den 1990er Jahren verfiel das Herrenhaus zusehends. Vergeblich bemühte sich der heutige Beauftragte für Bau- und Kunstdenkmalpflege der Stadt Peine und 1. Vorsitzende des Kreisheimatbundes Peine, Dr. Ralf Holländer, um den Erhalt des Bauwerkes. Letztlich entschied 1997 der Besitzer Achim Grete den vollständigen Abriss des Gebäudes. „Es ist schon bedauernswert, dass dieses ortsgeschichtliche Juwel nicht zu retten war. Sicher wäre es heutzutage durchaus ein bereichernder Anziehungspunkt für unsere Region“, resümiert Holländer.

Bürgerreporter:in:

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