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Das Schweigen der Hämmer! - 1961 endete die Ära der innovativen Schmiede-Dynastie Wolf am Peiner Friederich-Ebert-Platz.

Wo heutzutage Automobile der Anwohner parken und vorwiegend Geschäftskunden ihre Einkäufe tätigen, erklangen noch in den 1950er Jahren laute Hammerschläge und kündeten von einem fast ausgestorbenen Handwerk, dem Schmieden. Am Peiner Friederich-Ebert-Platz (ehemals „Wilhelmsplatz“) befand sich einst seit 1899 die Schmiede Wolf & Sohn.
Marianne Samel (geb. Wolf) hat als Enkelin des Firmengründers, nicht nur fast ihr ganzes Leben in dem Firmen-Anwesen Wilhelsmplatz Nr. 6 und 7 verbracht, sondern auch die Historie ihrer Vorfahren anhand uralter Fotos beschrieben. Die Anfänge reichen noch ins 19. Jahrhundert zurück, als der aus Schlesien stammende Heinrich Rohse in der Luisenstraße eine erste Schmiede unterhielt. 1899 – 1900 fand dann der Umzug zum Wilhelmsplatz statt, wo im Hinterhaus Nr. 7 eine neue Schmiede eingerichtet wurde. 1921 übernahm Rohses Schwiegersohn Friederich Wolf den Betrieb für 10 000 Mark. Schon 1930 wurde im Garten eine neue, moderne Schmiede erbaut. Der gleichnamige Sohn legte 1935 die Meisterprüfung ab und übernahm den Betrieb seines Vaters. Wie dieser auch bereits war er nun ebenfalls Obermeister der Peiner Schmiede-Innung. Nebenberuflich wirkte er ferner als Lehrer an der landwirtschaftlichen Berufsschule Edemissen. Auch der 1942 geborene Bruder von Marianne Samel hieß Friederich und erlernte das Handwerk im elterlichen Betrieb. In den Anfängen der Schmiede waren vorwiegend noch die Peiner Fuhrleute die Stammkunden, denn die schweren Zugpferde wurden dort regelmäßig beschlagen. Aber auch Wagenreparaturen wurden ausgeführt und natürlich die eiserne Beringung der hölzernen Wagenräder angebracht. „Das geschah mit Hilfe des sogenannten Glühofens, in dem die Eisenreifen auf Kohlen geglüht worden“, beschreibt Marianne Samel. „Mindestens 4 Leute waren dann nötig, um den heißen Reifen mit Zangen aus dem Ofen zu holen und ihn auf das Holzrad zu schlagen, welches ob der Hitze oft Feuer fing! Dann wurde schnell mit Wasser gelöscht. Nach dem Abkühlen saß der Eisenring dann bombenfest“, erinnert sich die Schmiede-Tochter.

Pferde fraßen Wäsche !

Vor den riesigen Pferde habe sie als Kind immer Angst gehabt, wenn die Männer sie einfach darauf gesetzt hätten. „Die Gäule haben mir einmal sogar meine Puppenwäsche von der Leine gefressen! Da hat es mir gereicht. Mein Respekt vor Pferden ist bis heute geblieben“, so Samel. Nach 1945 spezialisierte sich ihr Vater auf landwirtschaftlichen Fahrzeugbau und entwickelte einen 3-Seiten-Kipper als Anhänger. Das bekannte Wolfenbütteler Unternehmen Gebrüder Welger meldete darauf ziemlich bald ein Patent an, entwickelt worden waren die Kipper jedoch durch den Peiner Schmied. Bis 1948 schlug man sich noch mit Reparaturen durch, die in Naturalien wie Getreide oder einem halben Schwein bezahlt wurden, dann kam die DM und damit auch das Wirtschaftswunder. Im gleichen Jahr wurde Wolfs Entwicklung schon auf einer Ausstellung für landwirtschaftliche Maschinen bestaunt, wo auch u.a. Hermann Ohland aus Alvesse und R. Schuppik-Sohn (Pflug-Bau aus Münstedt) vertreten waren. Der Betrieb boomte zwar, aber es herrschte Platzmangel. Regelmäßig mussten deshalb Reparaturen an den Nutzfahrzeugen auf der Straße erledigt werden. Besonders insofern endete laut Marianne Samel die Zeit der lauten Hämmerschläge am Friederich-Ebert-Platz im Jahre 1961.

Bier statt Eisen!

Noch einige Jahre verpachtete Wolf die Schmiede an die Braunschweiger Wolters Brauerei. Durch ein eingebautes Kühlhaus diente sie als regionales Zwischenlager. Letztlich aber war dann auch die Tordurchfahrt für die modernen, großen Laster zu klein und man baute die alten Gemäuer zu den heutigen Wohnungen um. Der umfangreiche Foto-Nachlass, der ein besonderes Kapitel der Peiner Wirtschaftsgeschichte dokumentiert, ist ab sofort im Peiner Stadtarchiv einsehbar.

  • Kippanhänger 1952 vor der Peiner Schmiede
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  • Glühofen und der Jauchewagen im Innenhof
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  • Mit dem geliebten BMW Dixi auf Ausflug
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