130 Jahre Peiner Krankenhäuser - Vor 100 Jahren wurde das zweite Stadt-Krankenhaus in der Sundernstraße eröffnet

Das alte Krankenhaus an der Sundernstraße in Peine
3Bilder
  • Das alte Krankenhaus an der Sundernstraße in Peine
  • hochgeladen von History 4 free

Das zentrale Klinikum Peine ist lange schon zu einer festen Institution und Anlaufstelle für kranke Menschen geworden. Doch was da, einmal ganz locker gesagt, „mitten in der Pampas“, weit vor den Toren der Stadt 1971 einst als Kreiskrankenhaus Peine errichtet wurde, bildet nur das vorläufige Endprodukt einer Reihe von Vorgänger-Bauten. 1887, also vor genau 130 Jahren, war es noch die Stadt Peine, die ein erstes Krankenhaus in der Sedanstraße mit gerade einmal 10 Betten unterhielt, bei gut 8000 städtischen Einwohnern. Das erscheint wenig, doch darf man nicht vergessen, dass damals z.B. Hausgeburten durch Hebammen üblich waren und insbesondere klassische Landärzte noch bei „Wind und Wetter“ ihre regelmäßigen Patientenbesuche durchführten. Ansonsten fand Krankenpflege oft nur in den eigenen vier Wänden statt!

Neubau in der Sundernstraße

1917, also mitten im Ersten Weltkrieg, wurde endlich ein großer Neubau in der Sundernstraße fertiggestellt. Dieses neue Stadtkrankenhaus verfügte mit 95 Betten über die fast zehnfache Kapazität des Vorgänger-Hauses. Doch nach gut einem Jahrzehnt reichte auch das nicht mehr aus und man erweiterte 1928 bereits auf 170 Betten. Ebenfalls während des Ersten Weltkrieges gab es für Kriegsversehrte im ehemaligen Kinosaal des Gasthauses „Zum Weißen Roß“ in Hohenhameln ein sogenanntes Heimatlazarett.
1939 war wieder Krieg und das Peiner Stadtkrankenhaus konnte nun bereits 245 Bettstellen vorweisen. 1945 wurde ein Teil des Verwaltungsgebäudes des Schachts Emilie in Klein Bülten beschlagnahmt und darin ebenfalls ein Lazarett eingerichtet, welches nach 1946 als Landeskrankenanstalt Klein Bülten weitergeführt wurde. Nur ein Jahr später platzte das Stadtkrankenhaus mit 650 Betten und 6 Ausweichhäusern bereits aus allen Nähten! Immerhin übernahm der Landkreis 1949 als Kreiskrankenhaus die Anstalt in Klein Bülten mit nur 20 Betten.

Von der Stadt zum Landkreis

1951 kamen in der Sunderstraße noch einmal 60 Bettstellen dazu, bis man 1958 den Landkreis als alleinigen Träger für das Kreisgebiet Peine festlegte. Ein Jahr später wurde das alte Kreiskrankenhaus Klein Bülten aufgegeben und die Anlage in der Sundernstraße vom Landkreis übernommen. Es vergingen jedoch nur 2 Jahre, bis der Kreistag 1961 einen vollständigen Neubau südlich des Mittellandkanals nahe der Simonstiftung beschloss. Ein Jahrzehnt später und fast 50 000 000 DM ärmer nahm der Landkreis den Neubau mit 525 Betten (also weniger als zuvor!) in Betrieb; zeitgleich schloss das alte Krankenhaus Sundernstraße; es wurde 1973 abgerissen. Treibende Kraft für das Projekt war damals die Peiner Landrätin (1964-72) Hertha Peters. Die 1987 gebaute hölzerne Fußgängerbrücke über den Kanal zum Krankenhaus wurde nach ihr benannt.

Vom Kreiskrankenhaus zum Klinikum

2003 aber gab der Kreis die Einrichtung in private Hände. Die Klinikum Peine gGmbH wurde als Tochtergesellschaft der Stiftung Allgemeines Krankenhaus Celle gegründet und am 01. September gleichen Jahres ging das Peiner Krankenhaus in deren Besitz über. Das AKH Celle und das Klinikum Peine verfügen aktuell zusammen über 947 Planbetten. Das Peiner Klinikum hat neun ärztlich geleitete Fachabteilungen und versorgt jährlich ca. 14.000 stationäre Patienten.

Stichwort „Krankenhäuser“

Erste Krankenhäuser soll es schon in der Antike gegeben haben. Im frühen Mittelalter entstanden Krankenhäuser besonders in größeren Städten der arabisch-islamisch Welt, deren Gelehrte und Ärzte bereits Medikamente entwickelten und Operationen auf vergleichsweise hohem Niveau durchführten. Im europäischen Mittelalter diente ein „Krankenhaus“ auch als Armenhaus oder Unterkunft für Pilger. Die damals verwendete Bezeichnung Hospital (Hospiz) leitet sich über vom lateinischen Wort hospes für „Gast, Fremder“ ab. Mönche und Nonnen dienten damals als Personal. Nahe der alten Nikolaikapelle in der Horst existierte früher auch bei Peine ein Hospiz mit Raum für 6 „arme“ Frauen, das sogenannte Horsthospital.
Im 18. Jahrhundert kamen dann die ersten modernen Krankenhäuser in den Städten auf. Seit der Gründung allgemeiner Krankenhäuser wurden die Hospitäler immer weniger eine Stätte der Versorgung für Arme, sondern ein Platz intensiver medizinischer Diagnostik und Therapie, sowie ein Platz der Lehre und Ausbildung.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine ökonomische Durchdringung des Krankenhauswesens ein, die die Art und Weise der Leistungserbringung im Krankenhaus sehr umfassend und nachhaltig veränderte. Ausgehend von den USA gewannen Markt- und Wettbewerbsmechanismen in den Krankenhaussektoren von nahezu allen Industrieländern massiv an Bedeutung, was letztlich zu einer bis heute anhaltenden „Industrialisierung des Krankenhauswesens“ führte, deren gesamtgesellschaftliche Folgewirkungen noch immer nicht abschließend beurteilt werden können.

Bürgerreporter:in:

History 4 free aus Peine

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

11 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.