Uroma allein auf großer Reise ´Teil 3

Das kleine Flugzeug welches vor der „Tür“ stand, fand ich ganz süß. Fast hatte ich den Eindruck, es stünde auf meinem Hof. Ein paar Stufen führten ins Innere. Rechts zwei Sitze, links zwei Sitze, das Ganze Innen lang und schmal. In dem Mittelgang konnten auch große Leute problemlos stehen. Doch die Sitzplätze seitlich waren wirklich nur zum Sitzen geeignet, lach. Wer geschickt war, konnte ein kleines Tischchen aus der Armlehne zaubern. Mir half jemand.
Doch so langsam interessierten mich die niedlichen kleinen Nebensächlichkeiten nicht mehr, der Magen fing an zu knurren. Zweieinhalb Stunden sollte dieserer Flug dauern, es wurden jedoch drei Stunden daraus. ( alles stimmte, die Zeitverschiebung hatte ihre Hände im Spiel, lach)
Sicher wäre ein großes Flugzeug nicht voll geworden, so man nahm ein Kleines. Große Autos sind auch schneller dachte ich. Von wegen, große Autos, kleine Autos, große Flugzeuge, kleine Flugzeuge. Alle brauchen ihre Zeit. Waltraud hat noch nicht so viele Weltreisen gemacht um sowas beurteilen zu können.
Beim aussteigen des ersten Flugzeuges drückte man uns auf der letzten Stufe als Abschiedsgeschenk ein kleines Brötchen n die Hand. Und wenn ich sage „ Kleines“, dann meine ich auch „Kleines“- - und inzwischen waren fast fünf Stunden vergangen, in denen man auf Trapp gehalten wurde und kein Ausbrechen zum Essen fassen möglich war.
Vorne in dem kleinen Flugzeug waren vier 1. Klasse Plätze, sie bekamen dort Knabberzeug und Getränke serviert. Denen, welche hinter ihnen saßen, lief das Wasser im Mund zusammen und verschlangen mit zwei Bissen das kleine Ding und bastelten die kleinen Tischchen wieder in die Armlehne.

Unser kleines Flugzeug flatterte wie eine Ente in der Luft. Jeder stärkere Luftzug hob und senkte es und mir kam der Gedanke, ob das mit dem kleinen Brötchen und dem leeren Magen nicht eine Vorsehung von ungeheurem Nutzen war.
So kamen wir doch recht gut in Kansas City an, bald polterte auch das Gepäck auf das Band und alle Schlösser waren noch zu.
Also: Die Waltraud ist da, der Koffer ist da, nur meine liebe Schwester Inge, welche mich abholen wollte, war nirgends wo zu sehen.
Ich denke: „Bill und Inge haben mich noch immer gefunden und werden mich auch heute finden.“ Auf den Straßen kann immer etwas dazwischen kommen schön brav hier sitzen bleiben und warten.“
Nach einen halben Stunde war mir die Sache doch nicht mehr ganz geheuer und ich fing an, nach Inges Telefon Nummer zu suchen und hatte sie wirklich im meinem Handy gespeichert. Was ein Glück !!
„Liebe Waltraud, du bist total blauäugig! Die Welt ist so groß, und wie schnell kann man verloren gehen.“
Oh Gott - - ich ahnte es, doch jetzt wusste ich es. Das Handy konnte hier nicht funktionieren. Ich hatte es nicht vorbereitet für diese Reise. Nur ein Piep- piep- piep, - das war alles. Und die liebe Waltraud regt sich noch immer nicht auf. Ich denke: „ Das kann nur das Alter sein. Siehst du, auch das hat etwas für sich.“
Nach kurzer Zeit war der kleine Flughafen menschenleer, dann kommt man sich so ganz allein schon recht verloren vor. Einzig eine nette Dame in einem kleinen Raum war noch anwesend und wenn die nun auch noch wegging??
Ich bitte sie, Inges Nummer anzurufen und muss mir das Grinsen verkneifen als sie mitleidig mein altes Handy ansieht und denkt: „ Damit kann man doch nicht telefonieren“.
Und siehe da, Inge geht am anderen Ende an die Strippe und ist erstaunt dass ich auf dem Flughafen auf sie warte. Sie hatte erst am Montag den 4. Mit mir gerechnet. Bill ruft von hinten:“ Inge, in German haben Monat und Tag eine andere Reihenfolge“! Ich kündigte mich für den 1. 4. an und Inge las nur den 4. Sie wäre erst drei Tage später zum Flughafen gekommen.
Jetzt hatten wir Ortszeit halb sieben Uhr abends und Inge sagte wir sind in drei Stunden bei Dir, halte so lange durch.
OK, halten wir also so lange durch. Aber mit zwei Taschen und einem Koffer konnte ich mich nicht bewegen. Und als ich endlich den Platz der Kofferkulis fand, kam ich an die Fahrzeuge nicht dran.
Ich dachte es sei wie in Frankfurt, einfach nehmen und so. Nein, das ging nicht.
Ich muss dazu sagen mein Englisch in Wort und Schrift ist gleich null, was ein ganz schönes Hindernis sein kann. . Da stand zwar etwas von drei Dollar, aber war mir sofort klar, damit konnten sie die Leihgebühr nicht meinen, das musste etwas anderes sein.
Schweren Herzens gab ich dem Automaten einen Dollar, das war früher in DM gerechnet viel Geld, doch er gab den Wagen dafür nicht her!!
Also gehe wieder zu der netten Dame von vorhin. Sie sah mich traurig an und zeigte drei Finger hoch, und ich musste an die fünfhundert Dollar denken welche ich mitgebracht hatte und ihr Wert sank in den Keller. Dem Automaten warf ich noch zwei Dollar in den Rachen die er zufrieden schluckte und hatte einen Wagen.
So, das hätten wir auch.
Und als hätte ich mein ganzes Leben lang noch nichts anderes getan als auf amerikanischen Flughäfen nach etwas Essbarem zu suchen ging ich in den Außenbereich und sondierte die Umgebung. Zuvor hatte ich die Innenräume abgesucht, das Gebäude war in Hufeisenform gebaut, aber riesig. An jeder Biegung fand man einen sogenannten ‚Restroom‘ der Hinweis auf Toiletten. Ich kam auf den tieferen Sinn warum man diesen Räumen den Namen Restroom gab, es soll sicher ein Hinweis auf Räume sein, wo man die Reste der Mahlzeiten hinbrachte.
Als ich Inge darauf ansprach lachte sie und meinte es solle bedeuten Ruheraum. Ich erwiderte „ Das kommt aufs Gleiche raus. Wenn man in Nöten ist, beruhigt das kolossal, wenn ein Örtchen gefunden hat wo man in Ruhe Geschäfte erledigen kann“. Wir waren uns einig und lachten uns halb tot.
Das war die Sache mit dem stillen Örtchen.
Nur eins konnte ich nicht verstehen. Bei so vielen Restrooms sollte es doch auch Essrooms geben. Den gesamten Innenbereich hatte ich durchkämmt und konnte nichts dergleichen finden.
Also draußen weiter suchen. Schon fast am Ende des Rundbogens wurde ich pfündig.
Ich hatte gleich den Eindruck, das hier ist nicht mein Ding. Was die Anderen auf den Tellern hatten, regte nicht gerade meinen Appetit an, aber es sollte ja auch nur etwas gegen den Hunger sein. Dafür wird es schon reichen. Und wie sagte meine Tante Mathilde früher immer: „ Der Hunger treibt‘s e’napp“
Die Hälfte kam in dem Magen, die andere Hälfte in die Mülltonne, so müsste es schon eine Weile reichen. Nur das mit dem Dollar konnte ich nicht verstehen. Dieser Saufraß kostete mich 14 Dollar!
Jetzt waren schon 17 Dollar weg und ich saß noch immer auf dem Flughafen. Inge schrieb mir: „ Du brauchst nur für dich Taschengeld mit zu bringen, den Rest machen wir.“
Bill hatte eine Erbschaft gemacht.
Ich also zurück an die Stelle wo ich glaubte, dass mich Inge dort suchen würde, dem zentralsten Platz, da, wo das Rollband für die Koffer sich befand und meiner Beobachtung nach alle Reisenden diesen Platz durchquerten.
Drei Stunden waren nun vergangen, ab und zu war ich eingeschlafen mit den Füßen auf den Gepäckstücken damit mir keiner etwas nehmen konnte, aber noch immer keine Inge da und Waltraud hatte noch immer ihre Ruhe weg. Vielleicht war sie inzwischen auch viel zu müde um sich auf zu regen.
Noch eine Stunde sollte es dauern bis Inge genau an der Stelle wo ich wartete in die Halle kam, und sie glaubte, ich sei sauer weil sie mich versetzt hatte.
Wir fielen uns in die Arme und sie fragte: „Bist du Böse“?
Ich sagte:“ Warum? Du bist doch da!“ Und wir lachten beide.
Um halb drei in der Nacht waren wir zuhause, Ich rechnete nach und stellte fest, dass ich 27 Stunden auf den Beinen war.
Trotz der Müdigkeit schwätzten wir unentwegt im Auto bis das Essen von vorhin sich auch mit mir unterhalten wollte. Saures Aufstoßen von der Mahlzeit am Flughafen setzte dem ein Ende. Es verbrannte mir fast den Kehlkopf und ich hätte meinem Gefühl nachgeben und alles in den Müll kippen sollen.
Doch wenn der Hunger und die Vernunft sich streiten siegt der Hunger.
Also gut. Bei Inge trinke ich kalte Milch in kleinen Schlucken und das Problem ist gelöst.
Sie zeigt mir mein Bett, auch ein Ziegenstall wäre mir in diesem Augenblick recht gewesen, raus aus den staubigen Klamotten und rein ins Bett. Fast hätte ich eine Trittleiter gebraucht um hinein zu kommen. Es ist ein wunderbares, über 100 Jahre altes Bett. Eigentlich ist es gar nicht so alt, es ist nur gut 20 Jahre älter als ich, lach.

Nun war mein Körper jedoch durch die Zeitverschiebung und die 27 Stunden an einem Stück wach Sein ins Schleudern geraten, nach vier Stunden wurde ich wach und hatte Hunger.
Ich schlich wie ein Geist durch das unbekannte Haus, wollte doch niemanden wecken. Ich wusste noch dass wir durch die Garage in die Küche kamen und fand auch den Lichtschalter. Durch die Teppiche und barfüßig war ich nicht zu hören. Unter einer Glocke fand ich Brot, sogar Vollkornbrot, die Butter stand auf dem Tisch und Wasser aus dem Hahn war genug da. Das Wasser schmeckte zwar nicht und Inge sagte tags darauf: „Das kann man so nicht trinken, das muss erst durch einen Filter aber ich hatte es vertagen.“
Um sieben Uhr in der Frühe war ich schon wieder wach und Inge sagte: „Wenn du OK bist, gehen wir einkaufen.“

Bürgerreporter:in:

Waltraud Meckel aus Offenbach

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

19 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.