Hornist Christoph Eß bietet bläserische Virtuositäten

Residenzkonzert Oettingen – Bayerisches Kammerorchester Bad Brückenau dirigiert von Johannes Moesus

Einen unterhaltsamen Konzertabend versprach das Programm des Residenzkonzertes mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau und seinem Chefdirigenten Johannes Moesus. Für die Werke von den Komponisten der Klassik bot der Festsaal des Schlosses Oettingen wieder einmal den idealen Rahmen und die passende Stimmung, zumal beim Beginn um 17 Uhr die untergehende Sonne die wunderbar geschmückten Wände und die Medaillons an der Decke in wohliges Licht tauchte und die Dämmerung das Konzert zu einem Abenderlebnis werden ließ.
Das „Notturno F-Dur“ von Michael Haydn trug nicht nur mit dieser Bezeichnung, sondern vor allem mit seinem leichten, beschwingten Beginn musikalisch zu einer Abendstimmung bei, mit dem teilweise sehr zart gestalteten Menuett und dem nachdenklich wirkenden Adagio. Das abschließende „Presto“ ließ dieses Notturno dann doch noch temperamentvoll ausklingen und seiner Bestimmung als unterhaltsame Musik entsprechen. Die höfische Gesellschaft liebte diese Art von musikalischem Zeitvertreib ebenso wie das große Vergnügen der Jagd, die musikalisch stets mit dem Klang der Hörner assoziiert wurde. In der Vielzahl der Hornkonzerte fallen die des ehemaligen Wallersteiner Hofkapellmeisters Antonio Rosetti durch einen hohen spieltechnischen Anspruch auf, ein Zeichen dafür, dass am Hofe des Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein hervorragende Bläser gewesen sein mussten. Dies war erkennbar an der Schwierigkeit des Solohornes ebenso wie an den begleitenden Stimmen der Oboen im „Konzert für Horn und Orchester Es-Dur“, für das Orchesterleiter Johannes Moesus, zugleich Präsident der Internationalen Rosetti-Gesellschaft, als geradezu dafür prädestinierter Dirigent den jungen Hornisten Christoph Eß gewinnen konnte. Dies erwies sich als ein guter Griff, denn der Solohornist bei den Bamberger Symphonikern beherrschte Rosettis anspruchsvolles Hornkonzert perfekt, mit warmer Tongebung und leichtem Ansatz. Mit kaum merkbaren Atemzügen gelangen ihm lange zusammenhängende Phrasen und weite Melodiebögen, ein Beweis für seine hervorragende Atem- und Anblastechnik. Dies führte in der „Romanze“ auch zu einem sehr schön fließenden, ausdrucksvollen Vortrag, aber auch zu sauber ausgespielten Kadenzen mit bläserischen Virtuositäten.
Den zweiten Teil des Konzertes bestritt das Bayerische Kammerorchester mit den „Altmeistern“ der Klassik, Leopold Mozart mit der „Sinfonie D-Dur“, die im Fasching des Jahres 1756 mit dem Titel "Baurenhochzeit" von Leopold Mozart komponiert worden sein soll und damit als ein typisches Beispiel für die musikalische Unterhaltungsmusik seiner Zeit gelten kann, zwar teilweise mit originellen Ideen, wie das Stakkato-Andante, doch nicht ausgesprochen genial. Dafür stand allerdings sein Sohn Wolfgang Amadeus, dessen Rondosatz aus dem „Es-Dur-Hornkonzert“ beim Publikum des völlig ausverkauften Konzertes besonders begeistert aufgenommen wurde. Christoph Eß wählte sich dieses Stück offenbar aus, um seine spieltechnischen Fertigkeiten auf seinem Instrument demonstrieren zu können, sowohl in den lyrischen als auch attackierenden Teilen. Dieser relativ kurze Höhepunkt fand in Joseph Haydns „Sinfonie A-Dur“ eine typisch klassische Ergänzung mit einem stets von neuem angefachten Presto-Satz, einem schwingend tänzerischen Andante, dessen melodiöser Verlauf von einem zart gehaltenen Menuett zuerst fortgeführt, dann aber abrupt beendet wurde. Im Schlussatz glänzten die Hörner und Oboen mit ihrem farbigen Spiel und den exakten Einsätzen, die Dirigent Johannes Moesus mit seinem sehr bewegten Dirigat anregte. Dafür bekamen der agile Chef und die engagierten Musiker des Bayerischen Kammerorchesters so reichlich Beifall gespendet, dass sie noch den interessanten Presto-Satz aus der „2. Sinfonie“ des Chevalier Joseph Boulogne als Zugabe boten, der als Zeitgenosse Joseph Haydns als erster dunkelhäutiger Komponist in Paris damals Aufsehen bei Musikliebhabern und bei den Frauen erregte. (emy)

Bürgerreporter:in:

Ernst Mayer aus Nördlingen

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