Eine Wanderung mit Hindernissen

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Die Reaktionen eines Urlaubers lassen mit zunehmender Dauer der Untätigkeit des Geistes und des Körpers nach. Das dieser Prozess aber so schnell verläuft, gab mit während einer Ägyptenreise zu denken. Sowas kommt schleichend und man merkt es nicht, weil alle anderen Urlauber das gleiche Leiden befallen hat und somit als „Kontrollorgan“ ausfallen. Dabei wollte ich von meinem Urlaubsort am Roten Meer nur ein wenig über den Tellerrand hinaussehen und merkte: Das ist eine gewaltige logistische Aufgabe, die nicht so nebenbei erledigt werden kann! Ich plante eine Wanderung in die angrenzende Wüste. Vor allem die in der Nähe sich kristallklar abzeichnenden, zackig und schartig in den Himmel ragenden Gebirge ,die bis in Höhen um 2000 m ansteigen hatten es mir angetan.
Aus dem Flugzeug boten sie mit den darin deutlich sichtbaren, trocken gefallenen Wadis, einen imposanten Eindruck.
„Da muß ich hin“ und Fotos schießen, nahm ich mir vor. Später, nach der Eingewöhnung im fremden Land, wollte ich „dahin.“ Ich kam nicht „dahin“, ich kam nicht einmal in die Nähe der Berge. Das hatte mehrere Gründe. Der Fotoapparat streikte. Das musste er zwangsläufig, denn der Akku steckte noch im Ladegerät. Und er steckte nur deshalb noch darin, weil mich die oben erwähnte Urlauberkrankheit – Trägheit – infiziert hatte.
Dann entdeckte ich, dass auch meine Brille noch im Hotel lag und ging den langen Weg zurück. Das hatte Vorteile, denn mein Elan war nach anderthalb Stunden unnötigem bergan laufen verraucht und ging ich den zweiten Teil der gleichen Wanderung überlegter an.
Vor allem setzte ich mir realistische Ziele. Die Berge, die ich zu erreichen hoffte, wichen während meiner erneuten Wanderung immer weiter zurück, je näher ich ihnen kam. Immerhin fand ich auf dem Weg zu ihnen viele andere lohnenswerte Fotomotive. Das entschädigte mich und bald senkte sich sacht die Sonne auf die Berge nieder und verschwand schließlich – ein Feuerwerk am Himmel hinterlassend - hinter den Bergspitzen, die mir unter den sich verändernden Lichtverhältnissen immer niedriger und ferner schienen. Dafür gaben sie eine wunderschöne Kulisse für die untergehende Sonne ab. Ein „Wüstensonnenuntergang“ war eines meiner Ziele gewesen und dieses Ziel hatte ich erreicht, wenn auch die anvisierten Berge bald in unerreichbarer Ferne in der Dunkelheit verschwanden.
Ich hatte Glück. Ein offener Lastwagen hielt an und nahm mich mit zurück. Von Bezahlung wollte der Fahrer nichts wissen und wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Ich glaube, er wäre mir ernstlich böse gewesen, wenn ich „Fahrgeld“ auf dem Sitz vergessen hätte. So unterließ ich das und wie schieden freundschaftlich unter gegenseitigem Winken.
„Gutgelaufen und Gutgefahren“, meine Wanderung – wenn auch „Doppeltgelaufen.“ Doch die „verlorenen Berge“ nagen noch immer an mir und vielleicht nehme ich ein Taxi, um sie zu ergründen. Doch ich fürchte, dorthin führt gar keine Strasse!

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Nieschalk aus Nordstemmen

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