Zum Tag des offenen Denkmals
Das "Millibänkle" oder die "Dorfzeitung"

Foto: Helmut und Manfred Steppich, Christa Mack, Ingrid Schöniger un Wolfgang Thomer freuen sich über das fertiggestellte Millibänkle mit Original-Millikannen.
  • Foto: Helmut und Manfred Steppich, Christa Mack, Ingrid Schöniger un Wolfgang Thomer freuen sich über das fertiggestellte Millibänkle mit Original-Millikannen.
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Das Milchbänkle – Milchsammelstelle und „Dorfzeitung“
Von Rosmarie Gumpp

Nordendorf: Erstmals nach der Corona-Pandemie findet am Sonntag, 10. September 2023 der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ins Leben gerufene „Tag des offenen Denkmals“ statt. Er steht unter dem Motto „Talent Monument“ und soll die gesamte Bandbreite denkmalgeschützter Objekte in den Mittelpunkt rücken. Einbezogen sind auch Denkmäler, die auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar wirken, jedoch bei genauerem Hinsehen doch faszinieren und uns Informationen über das Leben früherer Generationen liefern. Der Kulturkreis Nordendorf e.V. unter der Leitung von Ingrid Schöniger wollte die Vergangenheit wieder aufleben lassen und entschied sich, ein „Millibänkle“ zu bauen und wieder aufzustellen. Früher stellten die zahlreichen Milchbauern Butter oder Rahm aus der Milch selbst her. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden Molkereigenossenschaften zur Milchverarbeitung. Zum Sammeln der Milch waren in Nordendorf mehrere Milchbänkle aufgestellt, von den Bewohnern liebevoll „Millibänkle“ genannt. Nach dem Melken am Morgen und am Abend brachten die Landwirte oder ihre Frauen die gefüllten Milchkannen zum Bänkle. Mit dem Pferdefuhrwerk und später mit dem Traktor holten die Fahrer Steiner und Munz aus Blankenburg die Milch ab und lieferten sie in der Molkerei von Wilhelm Feiertag in Westendorf zur weiteren Verarbeitung oder zum Weitertransport ab. Die leeren Kannen wurden wieder zurückgebracht, freitags auch die bestellten Molkereiprodukte wie Käse, Quark, Butter und Magermilch für die Schweinemast geliefert. In Nordendorf standen fünf Milchbänkle an folgenden Stellen: Schmutterstraße (Käserei Reißler), Donnsbergstraße (altes Lagerhaus), Hauptstraße Nord (Haus Elmar Leib), Dorfmitte (Bushaltestelle) und Hauptstraße Süd (Haus Clement). Um 1970 hörten viele Milchbauern auf, 1972 stellte auch die Molkerei in Westendorf ihren Betrieb ein. Die „Millibänkle“ wurden überflüssig und abgebaut. Die noch wenigen Milchbauern auf ihren größeren Höfen wurden ab da mit dem Milchtankwagen direkt angefahren. Ingrid Schöniger, die Vorsitzende des Kulturkreises Nordendorf e.V. hatte die Idee, ein „Millibänkle“ wieder ins Leben zu rufen. Die technische Ausführung übernahmen Manfred Steppich, Helmut Steppich und Elmar Schöniger. Manfred und Ingrid Steppich stellten für das Aufstellen des „Millibänkles“ einen Platz auf ihrem Hof in der Donnsbergstraße zur Verfügung und sie übernehmen auch die Pflege. „Wir wollen dem Millibänkle ein Denkmal setzen und dieses wieder in Erinnerung rufen“, so Ingrid Schöniger. Das Milchbänkle hatte für die Bewohner auch eine gesellschaftliche Bedeutung. Denn dort erfuhr man den neuesten Dorftratsch, hier trafen sich die Kinder zum Spielen, später dann die Jugendlichen, um das eine oder andere Bier zu trinken oder auch zur Partnersuche. Neben dem neu aufgestellten Milchbänkle informiert eine Texttafel über dessen Bedeutung. Die Informationen trug Wolfgang Thomer zusammen. Die beiden Milchkannen, die noch ihre Originalnummer tragen, stifteten Franz Eberle und Gerhard Schröttle. Die Vorstandschaft des Kulturkreises Nordendorf freut sich über interessierte Besucher (nicht) nur am Tag des offenen Denkmals.

Bürgerreporter:in:

Rosmarie Gumpp aus Ellgau

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