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Mutig in die Manuale gegriffen

Musikalischer Herbst in St. Georg Nördlingen - Lutherchoräle in der Orgelmusik mit Klaus Ortler

In einer kurzen Begrüßung eröffnete Dekan Gerhard Wolfermann den diesjährigen „Musikalischen Herbst“ in der Nördlinger St. Georgkirche. Geprägt von der Luther-Dekade liege der Schwerpunkt der Konzertprogramme auf Luthers Kirchenmusik. Dass Klaus Ortler, der Organist der katholischen Nachbargemeinde St. Salvator, mit diesem Thema den Anfang mache, beweise das gut nachbarschaftliche Zusammenleben der Gemeinden.
Mit weit ausgedehnten flüssigen Tonleiterfolgen stimmte der Organist mit Sigfrid Karg-Elerts „Choralfantasie“ über „Ein feste Burg ist unser Gott“ sehr temperamentvoll auf das Konzert ein, um dann mit einem der zahlreichen Choralvorspielen zu Luthers Kirchenliedern den großen Meister der protestantischen Kirchenmusik, J. S. Bach, ins Spiel zu bringen. Dessen Vorspiel zu „Nun komm der Heiden Heiland“ war trotz des zeitlichen Abstands eine passende Hinführung auf Hugo Distlers differenzierte Choralvariationen aus dessen „Partita“ zum selben Thema. Zwei wunderbare Beispiele aus J.S. Bachs „Kanonischen Veränderungen“ ließen dessen überragende Kompositonskunst erfahren, wie er mit über- und unterlegten Kanons die einfache Liedmelodie „Vom Himmel hoch“ in ein kunstvolles Werk verwandelte. Demselben Lied widmete sich Sigfrid Karg-Elert, ein spätromantischer Zeitgenosse Max Regers, in einer Improvisation, die die Grenzen der traditionellen Harmonik ausreizte ohne den tonalen Raum zu verlassen.
Die „Fugette“ J.S. Bachs über „Das sind die zehn Gebot“ eröffnete Klaus Ortler mit seinem präzisen Spiel. Die eindringlichen Wiederholungen am Anfang konnten als strikte Ermahnung zur Einhaltung der Gebote verstanden werden, von der würdevollen Darstellung des einzigartigen Gottes bis zum Bild des schwachen sündenhaften Menschen.
Hans Friedrich Micheelsens „Toccata über „Nun bitten wir den heiligen Geist“ begann mit einem liedhaften Praeludium mit synkopischen Spielereien versetzt, bevor das originale Lied erschien. In den folgenden Variationen entstand mit prägnanten Punktierungen und rhythmischen Unterlegungen eine spieltechnisch virtuose Ausdeutung der im Lied ausgedrückten Bitte um den rechten Glauben. Sehr bedeutsam wirkte dabei der feierlich gestimmte Cantus firmus (Hauptstimme) im Orgelpedal.
Direkt in die Lutherzeit führte Samuel Scheidt die Zuhörer mit seinen „Choralvariationen“ über „Vater unser“. In der von Klaus Ortler getroffenen Auswahl der Verse wurde die textgebundene Komposition erkennbar in der ehrwürdigen Gestaltung des himmlischen Vaters oder der unterwürfigen Melodieführung im Bass bei der Bitte um Sündenvergebung und Schulderlass. Fröhlichen Charakter erhielt der Schlussvers mit der hoffnungsvollen Bitte: „Stärk unsern Glauben allermeist!“ Theologisch legten Scheidt und Felix Mendelssohn-Bartholdy das lutheranische Bekenntnis in gleicher Weise aus, doch entstand Mendelssohns „Sonate“ über „Vater unser“ in einem ganz anderen musikalischen Umfeld. Seine romantische Ader erwies sich als nahezu unübertroffen in den mehrstimmigen Choralteilen. Er schuf extreme Stimmungsbilder wie die schreiende und jubelnde Toccata im Gegensatz zu den kunstvollen Ranken der Fuge und dem unerwartet innigen Finalsatz.
Sein großartiges Orgelspiel brachte Klaus Ortler aber besonders in Max Regers überwältigender Choralfantasie über „Ein feste Burg“ zur Geltung. Hier konnte er mutig in die Tasten greifen und die reichlich in der St.-Georgs-Orgel vorhandenen Register ausleben, mit den Füßen rasante Pedalkunststücke vollbringen und die schrägen Akkorde bis in den Schlussakkord genießen bis zum gigantischen Aufschrei: „Das Reich muss uns doch bleiben!“ Für dieses grandiose Orgelkonzert an der großartigen Orgel in St. Georg gratulierten ihm die Zuhörer mit lang anhaltendem Applaus. (emy)

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