Kindertag - mein Beitrag zum Tag des Kindes

Überliefert ist, dass meine Mutter und mein Vater mit mir im Spätsommer 1949 vom Dorf in die Stadt zum Fotografen fuhren. Nein, nicht etwa mit dem Auto, denn solch ein Gefährt war damals purer Luxus. Die fünf Kilometer fuhren die Eltern mit dem Fahrrad. Ich wurde in ein Fahrradkörbchen aus Weidengeflecht gesetzt und los gings.

Man hatte mich feingemacht mit einem rosa, selbst gestricktem Kleidchen. Es war eine Handarbeit der Großmutter für ihr erstes Enkelkind. Die stolzen Eltern wollten ein schönes, professionelles Foto ihrer Erstgeborenen anfertigen lassen. Ich kann mir vorstellen, dass dafür einige Geldstücke zusammengekratzt werden mussten.

Später fragte ich meine Mutter, ob wir so arm waren, dass ich auf dem Foto keine Strümpfe und Schuhe anhatte. Nein, nein antwortete sie. Sie hatte für mich als Verpflegung ein Fläschchen Milch mitgenommen. Vor dem Fotografieren bekam ich davon zu trinken. Nun ja, man sagt, dass ich ein ziemlicher Wildfang war und schwubbs ergoß sich der Inhalt des Fläschchens über das feingemachte Kind. Strümpfe und Schuhchen waren komplett druchnäßt, das Kleidchen wurde notdürftig gesäubert.

Sodann zückte der Fotograf die Kamera. Wenn ich mir das Foto so ansehe, könnte man glauben, dass ich ihm gerade sage: "Nun lege mal endlich los, denn ich will hier nicht so lange stillsitzen!"

Ja, was würde ich tun, wenn ich noch einmal Kind sein könnte?

Mein Vater war sehr musikalisch und spielte wunderbar Geige. Als Kind war ich leider ziemlich unmusikalisch. Heute würde ich mich von meinem Vater musikalisch unterrichten lassen, denn ich würde leidenschaftlich gern lernen Saxophon zu spielen.

Pestalozzi sagte einst:

"Wenn der Mensch sich etwas vornimmt,
so ist ihm mehr möglich, als man glaubt."

Pestalozzi hat recht, aber leider hatte ich es mir nicht vorgenommen

Bürgerreporter:in:

Doris Seifert aus Naumburg (Saale)

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