myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Für Bärenfreunde und Seebären - Fünf Lesetipps für die Wintertage I

Ist sie nicht schön diese Zeit? Abgesehen vom Schneechaos und dem vorweihnachtlichen Einkaufsstress. Von der verdammten Hundskälte, dem Mangel an Streusalz und Schlitten sowie Brummis mit Sommerreifen ganz zu schweigen. Aber was gibt es Besseres, als sich dieser Tage einfach mal einzuschließen. Rauf aufs Sofa - vorher Räuchermännel in Gang gesetzt, Kerze angezündet, Tee gekocht und ein dickes Buch geschnappt. Dann kann die Winterwelt draußen bleiben, hinter Eisblumen am Fenster. Doch für die kommenden Tage und Woche sollte man einen guten Vorrat an Lesestoff angelegt haben – sonst muss man vielleicht doch noch raus. Deshalb hier ein paar Tipps für besonders schöne Lesestunden. Und vielleicht ist auch das eine oder andere Geschenk dabei.

FÜR SEEBÄREN – Carsten Jensen „Wir Ertrunkenen“

Der Roman „Wir Ertrunkenen“ des Dänen Carsten Jensen kann optisch gesehen schon als schwerer Backstein durchgehen, mit dem sich im Herbst gesammelte Blätter wunderbar pressen lassen. Etwas mehr als 800 Seiten ist das Buch stark - aber wer glaubt, damit lasse sich ein guter Wintermonat überstehen, irrt. Das Werk feierte nicht nur im Heimatland seines Autors Erfolge, sondern holte sich auch hierzulande gute Kritiken. Erzählt wird die Geschichte von Marstal, einer dänischen Kleinstadt an der Küste. Wer hier geboren wird, kennt meist nur einen Lebensweg: den des Seefahrers. Der Leser verfolgt nicht nur mehrere Generationen von Skippern, sondern erhält zudem Einblicke in das harte und beschwerliche Leben an Bord eines Schiffes. Und mehr noch: Die spannend und intelligent erzählte Geschichte umfasst einen Zeitraum von rund 100 Jahren und widmet sich wichtigen historischen Ereignissen - vom Schleswig-Holsteinischen Krieg bis hin zum Zweiten Weltkrieg - sowie dem Wandel der Schifffahrt.

FÜR FREUNDE DER ENGEL – Karl Ove Knausgård „Alles hat seine Zeit“

Einfach mal anders – Wer diesen Anspruch an einen Roman hegt, sollte des Öfteren mal zu Literatur aus Skandinavien greifen. Und damit sind nicht die Krimis gemeint. Bestes Beispiel dafür: der Roman „Alles hat seine Zeit“ des Norwegers Karl Ove Knausgård. Der Autor, Jahrgang 1968, schreibt die bekanntesten Geschichten des Alten Testaments, wie der Mord an Abel, die Vertreibung aus dem Paradies oder die Sintflut und der Bau der Arche, in einer mitreißenden Prosa. Und immer wieder mit dabei: Engel, ob als stille Beobachter oder in die Handlung eingreifende Protagonisten. Umrahmt werden die biblischen Erzählungen von der Geschichte zweier Italiener, der eine hatte direkten Kontakt zu Engeln, der andere schreibt einige Jahrhunderte später dessen Biografie. Selbst wer bisher noch keinen Zugang zum Buch der Bücher, der Bibel gefunden hat, dieser Roman könnte dabei helfen. Im Übrigen: das 2004 erschienen Werk wurde ausgezeichnet mit dem Publikumspreis des Norwegischen Rundfunks. Und Skandinavier gelten gemeinhin als Vielleser, vielleicht auch weil dort der Winter bekanntlich lang ist.

FÜR VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER – Sibylle Berg „Ende gut“

Der Spruch „Ende gut, alles gut“ hat schon seine Berechtigung. Selbst wenn die Welt untergeht, weil die Börsen kollabieren, der Westen von Terroranschlägen heimgesucht wird, und sowieso die Natur mal wieder spinnt und eine Katastrophe nach der anderen über die Menschheit bringt. Gelacht werden darf trotzdem. Auch wenn angesichts des Romans „Ende gut“ der in Weimar geborenen Autorin Sibylle Berg so manchem Leser das Lachen im Halse stecken bleiben könnte. Denn diese Geschichte einer 40-jährigen Frau, die eben die Welt untergehen sieht und dies auch noch radikal und frech kommentiert, ist mehr als schwarzer Humor. Büttenredner und Comedians erscheinen dagegen wie Kinder, die im Sandkasten einen harmlosen Witz loslassen. Doch halt: Das Buch ist gespickt voller Weisheit und Gesellschaftskritik und offenbart am Ende, dass es am vermeintlichen Ende doch irgendwie weitergehen wird.

FÜR BÄRENFREUNDE - Alexander Alan Milne „Pu der Bär“

Nein, hier geht es nicht um „Winnie the Pooh“, mit dem der Mammut-Medienkonzern Disney bis heute reichlich Kohle scheffelt. Hier geht es um das Original, das zwar in der englischen Originalausgabe denselben Namen trägt, aber von dem es auch „richtige“ Bücher gibt. Der „Vater“ des etwas trotteligen Bären Pu sowie dessen Freunde Christopher Robin, Esel I-Ah und Schwein Ferkel ist der britische Autor Alexander Alan Milne, der die Geschichte eigentlich nur für seinen Sohn in den 20er Jahren geschrieben hat, aber damit später einen Welterfolg feierte. Wer die wunderbar liebevoll erzählten und oft herzzerreißend komischen Geschichten über die Abenteuer der kleinen Helden liest, wird dieses Buch als eines der Schätze im Buchregal ansehen. Dieser Kinderbuchklassiker eignet sich nicht nur für Vorlesestunden für Kinderohren, sondern auch für heitere Lesestunden für Erwachsene. Und hier eines meiner Lieblingszitate: „Dieses Summgeräusch hat etwas zu bedeuten. Es gibt doch nicht so ein Summgeräusch, das so einfach summt und summt, ohne dass es etwas bedeutet. Wenn es ein Summgeräusch gibt, dann macht jemand ein Summgeräusch, und der einzige Grund dafür, ein Summgeräusch zu machen, den ich kenne, ist, dass man eine Biene ist.“ PS: Im vergangenen Jahr ist mit "Pu der Bär. Rückkehr in den Hundertsechzig-Morgen-Wald" von David Benedictus ein Folgeband erschienen - natürlich übersetzt vom legendären Harry Rowohlt.

FÜR RICHTIGE BÜCHERWÜRMER – Alberto Manguel „Eine Geschichte des Lesens“

Wer viel liest, will auch viel wissen, sicherlich auch warum man liest, warum es Bücher gibt und wie sie entstehen. Die Faszination der Bücher und des Lesens verfolgt der Spanier Alberto Manguel mit seinem im Jahr 2000 erschienenen Buch „Eine Geschichte des Lesens“. Die Helden: Vielleser und Bibliomane, die in den vergangenen Jahrhunderten gelebt haben, sowie die Buchmacher – Autoren, Illustratoren, Setzer und Buchbinder. Manguels Werk ist ein faktenreicher Wissensschatz rund um dieses Thema und liest sich nicht wie ein „verstaubtes“ Sachbuch, sondern wie ein spannender Roman.

Weitere Beiträge zu den Themen

lesenDie BücherwürmerRomaneTippsLektüreWintertageVerbraucherinformation

6 Kommentare

Hallo, da komme ich ja nicht umhin, auch einen kleinen Lesetipp abzugeben: Dass Buch ist keine Neuerscheinung des Jahres, sondern schon etwas älter, aber mit einer umsomehr aktuellen Problematik. Die Vertreibung der Sudetendeutschen in den Jahren nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Gut, manche sagen zu diesen Leuten vielleicht "Aus- oder Umsiedler", manch einer bemüht vielleicht die Phrase "Kollektivschuld" oder "Wiedergutmachung". Für mich persönlich, obwohl nie selbst betroffen, war es ganz einfach "Unrecht", welches auch nicht durch erlassene Dekrete zu "Recht" wurde. Ilse Wertke beschreibt in ihrem Roman "Entwurzelt" die Geschichte einer sudetendeutschen Familie. Dabei kann die Autorin, selbst in Karlsbad geboren und 1946 vertrieben, auf viele selbst erlebte Situationen zurückgreifen. Als Vorschau möchte ich noch erwähnen, dass ich im nächsten Jahr eine Autorenlesung von Frau Wertke über dieses Buch in Fischers Bücherstube in Freyburg plane.

Das sind alles interessante Vorschläge. Mal schauen, ob ich davon welche in der Bücherei bekomme.

Herzlichen Dank für die wertvollen Lesetipps.

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite

Themen der Woche

KunstFotoausstellungGründerzeit-VillaHalle (Saale)NietzscheNaumburger DomHelle KammerDaniel K. SchweitzerTheaterspaziergangLiteraturhaus HalleKleinstes StadttheaterWeltkulturbe Naumburger Dom

Meistgelesene Beiträge