Kochen mit B: PNP Fisch

Die hohe Kunst der Lebensmittelfotografie...
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  • hochgeladen von B Göpfert

Ich esse wahnsinnig gerne Fisch. Meistens Forellen oder andere Süßwasserfische aus einer Fischzucht hier in der Nähe. Seefische mag ich zwar auch, aber das nächste Meer ist leider recht weit weg…

Um gelegentlich doch mal Meeresfische zu essen, kaufen wir manchmal Packungen mit tiefgekühltem Fertigmampf. Natürlich kontrollieren wir vorher, ob die Inhaltsstoffe genießbar sind, also kein Sorbit oder Cyclamat verwendet wurde. Schweinefleischeiweiße kommen bei Fisch eh eher selten vor. Eine Packung mit solchem Fertigmampf gab es vor kurzem bei Rewe: Gefüllte Scholle. Klingt gut - wer assoziiert da nicht sofort Gefillte Fisch? (Was von den Marketingfuzzies vermutlich auch beabsichtigt war, obwohl ich denen soviel Phantasie eigentlich gar nicht zutraue)

Man benötigt:
Eine Packung “Gefüllte Scholle” (enthält 2 Stück)
Eine Pfanne

Zubereitung:
Auftauen,
Dann ca. 20 Minuten bei 200°C im Backofen braten.

Entsorgung:
Die zwei „Gefüllten Schollen” auf einen Teller legen,
zur Biotonne tragen,
Biotonne öffnen,
Inhalt des Tellers dort hineinkippen.

Nur das mit der Entsorgung wusste ich vorher noch nicht. Also hab ich ein Stück von einer “Gefüllten Scholle” abgeschnitten und gekaut. Seltsam. Kein Eigengeschmack. Nur hart. Um den Grund dafür herauszufinden, hab ich dann eines der Teile auf dem Teller aufgeschnitten. Und mich über den Inhalt gewundert: Die Außenhülle bestand aus einer harten 5 Millimeter dicken semmelbröselartigen Kruste, dann kam etwas Luft, darunter eine ca. 3 Millimeter dicke weiße schleimige Schicht und ganz unten wieder diese harte Semmelbröselkruste.

Da die harte Kruste vollkommen geschmacksneutral war, vermutete ich den Fisch irgendwo in der weißen schleimigen Schicht. Also probierte ich davon: Und das hatte tatsächlich einen Eigengeschmack. Der erinnerte mich an eine Zahnpasta, die ich vor über 30 Jahren einmal hatte. Wenn ich mich nicht irre, war die damals sogar der Grund, weshalb ich auf Zahnsalz umgestiegen bin. Das ist erstens viel ergiebiger als Zahnpasta und ich kann zweitens die Inhaltsstoffe leichter überprüfen. Möchte nicht wissen, wieviele Schweineschlachtabfälle für den Emulgator von Zahnpasta verwendet werden. Zumindest hab ich seit ich Zahnsalz verwende keine Zahnfleischprobleme mehr.

Aber zurück zu diesem Fertigfraß: Da auf der Packung stand, dass das Zeug Fisch enthalten sollte, hab ich den widerlich schmeckenden weißen Schleim näher untersucht. Konnte aber nichts entdecken, das auch nur entfernt an Fisch erinnerte. Gerochen hat es eh nicht danach. In der zweiten „Scholle“ genau das selbe. Da meine Schwester deutlich bessere Augen hat als ich, und ich nicht extra runter ins Labor zum Auflichtmikroskop laufen wollte, hat sie sich das seltsame Zeug ebenfalls angesehen. Nach einer Weile hat sie dann winzige graue Stückchen in dem weißen Sabber entdeckt, die von der Struktur her durchaus von einem Fisch stammen können.

Da fiel mir wieder eine Geschichte aus der Werkskantine eines Elektronikkonzerns aus den 70er Jahren ein: Dort gab es öfters mal PNP Schnitzel. PNP ist ein Begriff aus der Halbleitertechnik und bezeichnet eine Dotierungsart von Transistoren. In der Kantine bedeutete es: Panade – Nichts – Panade. Folglich hatte ich es hier mit einem PNP Fisch zu tun. Oder wie beim alten Restaurantwitz: Ober: “Wie fanden sie das Schnitzel?“ Gast: „Ich hob das Salatblatt an und dann entdeckte ich es.“ Nur mit dem Unterschied, dass es hier nichts zu entdecken gab.

Jetzt wollte ich dann doch genau wissen, womit ich es hier zu tun hatte. Also holte ich die Packung aus dem Müll und las die Beschreibung noch einmal. Nur diesmal gründlich. Also: In der Packung sind zwei Portionen, jede mit 150 Gramm. 36% davon sind Fisch. Also 54 Gramm. Und jede Portion enthält 17,3 Gramm Eiweiß und 15,2 Gramm Fett. Zusammen 32,5 Gramm. Und der Rest? Enthält der Fisch dann 21,5 Gramm Wasser? Nein, noch mehr Wasser, da die „Soße“ angeblich Käse enthält, also Eiweiß.

Um zu verstehen, worauf ich da hereingefallen war, analisierte ich den Namen des Fraßes: “Gefüllte Scholle”. Hier ist also eine Scholle gefüllt mit irgend etwas. Demnach müsste die Scholle außen sein, die Füllung innen. Folglich war die Scholle gar kein Fisch, sondern die harte geschmacksneutrale Semmelbröselkruste. Um das zu verstehen, muss man sich an Woody Allen`s “Die letzte Nacht des Boris Gruschenkow” erinnern: Dessen Vater besaß ein Stück Land, das er stets mit sich herumtrug. Eine Scholle! Das erklärt doch einiges. Unter anderem, wieso die geschmacksneutrale Kruste so hart war...

Fazit: Pfui spinne! Widerlich, würg! Eine echte Verarschung. Tiefgekühlter Abfall. Echter Mist. Nie wieder.

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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