Beim Wunschkonzert spielt die Werbung mit

die Rundfunkmacher kennen die Bedürfnisse ihrer Hörer ganz genau.
(Ein Interview mit dem Hörfunkdirektor)

„Herr Doktor Müller-Mumpitz, der Herbst wurde ja nun mit den unterschiedlichsten Neuerungen und Änderungen eingeleitet.
Sie selbst sind mit Wirkung vom ersten September zum neuen Programmdirektor beim Hörfunk benannt worden. Sicher werden nun auch in den von Ihnen verantworteten Programmen einige Neuerungen zu erwarten sein.“

„Ja, durchaus - ganz gravierende sogar!“

„Würden Sie bitte die wesentlichsten hiervon mit ein paar Sätzen erläutern?“

„Nun, um gleich auf die wesentlichste Änderung innerhalb unseres Programms zu kommen; sie betrifft das Hörerwunschkonzert.“

„Ausgerechnet das Wunschkonzert?“

„Ja, und zwar infolge der unzähligen Hörerzuschriften, die uns in letzter Zeit erreichten. Hier musste einfach mal eine Änderung vorgenommen werden. Diese war auch schon seit langem geplant, wenngleich auch - offen gestanden - den Verantwortlichen hierzu bislang der Mut fehle!“

„Aber ich dachte, gerade das Wunschkonzert......“

„Eben nicht, ganz im Gegenteil!“

„Ja, und wie sehen die geplanten Änderungen aus?“

„Nun, hierzu ist zunächst zu sagen, dass innerhalb der Hörerzuschriften der Anteil massiver Kritik bei weitem überwog; mit anderen Worten, es wurde kein gutes Haar mehr an dieser Sendung gelassen.
Der negative Ausdruck gipfelte darin, dass sie in weiten Teilen sogar als Erbschleichersendung bezeichnet wurde.
Ein großer Teil der Gesellschaft weiß heutzutage weniger, was er will, als vielmehr, was er nicht will!
Sehen Sie - und genau darauf haben wir Rundfunkmacher unser Programm der Zukunft abzustellen.“

„Hm - sagten Sie eben abstellen?“

„Ähm, ja - das bedeutet, dass wir dieses Sendeformat dahingehend verändern werden, dass der Hörer uns in Zukunft mitteilen kann, was er nicht hören will, und wir dann das genau nicht bringen werden. Dies entspräche, wie wir herausgefunden haben, übrigens auch einem allgemeinen Bedürfnis innerhalb der Gesellschaft.“

„Entstünden dann aber nicht gewisse Sendelücken, und womit Herr Doktor Müller-Mumpitz beabsichtigen sie diese dann wieder zu schließen?“

„Ja, sicher - es steht uns dann wieder ein gewisses Potential an Sendezeit zur Verfügung und wir werden diese auch wieder mit Beiträgen belegen, die beim Hörer gut ankommen. Selbstverständlich werden wir darüber hinaus Möglichkeiten schaffen, darin wieder Grüße und Wünsche der Hörer unter zu bringen, was mir ein ganz besonderes Anliegen ist.“

„Und, an welche Art Beiträge haben sie dabei gedacht?“

„“Nun, in erster Linie dachten wir dabei an Beiträge, die von jeher eine hohe Einschaltquote hatten, die sich durch Vielfalt auszeichnen, dem Zeitgeist entsprechen, mit denen jung und alt gleichermaßen erreichbar wäre und zu denen wir in der Vergangenheit keinerlei negative Zuhörerpost bekamen - bei denen wir also von einem hohen Beliebtheitsgrad gerade dieser Programme ausgehen können!“

„Und, das wären?“

„Werbeblocks! Ganz einfach zusätzliche Werbeeinheiten, die in Zukunft mit Hörergrüßen verbunden werden können.“

„Dies hieße also, dass man in Zukunft Tante Frieda zu ihrem achtzigsten Geburtstag beispielsweise mit einem Werbespot für einen Müsliriegel grüßen kann.....?“

„Ja, genau das! Oder aber auch mit einem Werbespot für ein Ungeziefervernichtungsmittel - je nachdem, in welchem Verhältnis man zu Tante Frieda eben steht!“

„Herr Doktor Müller-Mumpitz, wir danken Ihnen für das Gespräch.“

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kreiner aus München

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