Dirndl-Delirium: Tradition oder einfach nur Geldmacherei?

Kaum ein Kleidungsstück hat einen so anwachsenden Beliebtheitsgrad, wie das Dirndl. Jedes Jahr werden mehr Menschen mit der traditionell-bayrischen Tracht gesichtet. Doch genau da ist der Punkt: Gilt das Dirndl noch als eine typische, traditionelle, bayerische Tracht?

Normalerweise weißt das Wort „typisch“ ja darauf hin, dass etwas nur an einem Ort häufig vertreten ist. Kann man etwas als „typisch“ bezeichnen, wenn es überall zu sehen und zu kaufen ist? Doch so entwickelt sich der Trend „Dirndl“ immer weiter. Im ganzen Land sind Trachten zu erwerben. Es ist nicht mehr nötig in einen speziellen „Trachtenladen“ zu gehen, um sich ein Dirndl kaufen zu können. Jeder x-beliebige Supermarkt lockt mit günstigen Angeboten, um sich für die Wiesn einkleiden zu können. Da nun bekannt ist, dass man damit Geld machen kann, werden „traditionelle Wiens Outfits“ erweitert. Jegliche Accessoires zum Dirndl sind zu bekommen. Doch was hat dann das Wort „traditionell“ noch in Verbindung mit Dirndl zu suchen? Unter „traditionell“ versteht man, dass etwas „Tradition hat“. Etwas wird beibehalten und wiederholt, jedoch nicht verändert. Nun haben wir also ein traditionell-typisches Dirndl, das weder traditionell noch typisch „bayerisch“ ist und die ganze Welt trägt. Zu finden ist es gleich neben den Sonderangeboten im Supermarkt. Wenn man dieses „traditionelle“ Kleidungsstück besonders „traditionell“ rüberbringen möchte, kann man es auch noch mit zahlreichen neuen Accessoires, wie beispielsweise einer „Glitzerbreze“ um den Hals vorführen. Ist es einem zu lang, gibt es auch die Möglichkeit sich ein „Mini-Dirndl“ zuzulegen, dann kann man nämlich auch gleich seinen neuen Wiesn-Schlüpfer zur Schau stellen. Es ist also zu sehen, dass die Dirndl-Trends 2011 keine Wünsche offen lassen.

Das Dirndl wird seinem Urspung also – bedauerlicherweise - nicht mehr gerecht. Es wird nicht nur einmal im Jahr, zum Oktoberfest in München, getragen, sondern auf jeglichen Volksfesten in ganz Deutschland. Außerdem stellt es mittlerweile einfach eine gute Chance dar, viel Bein und Ausschnitt zu zeigen, ohne sonderlich aus der Menge hervorzustechen. Deswegen überhaupt kein Dirndl mehr zu tragen und in Jeans und T-Shirt auf die Wiesn zu gehen, würde das ganze aber auch nicht besser machen. Außerdem bleibt es ja letztendlich jedem selbst überlassen, wie er seine Tracht tragen möchte. Es zwingt einen schließlich keiner dazu sein Dirndl in nicht traditioneller Weise zu präsentieren.

Schaut euch doch auch einmal diesen Beitrag an:
Würdet ihr ein Dirndl online bestellen?

Bürgerreporter:in:

Christina Haunolder aus München

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