An alle vor, während und nach dem Krieg Geborenen...

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© Wolfgang Kreiner 2009

Wir wurden noch vor der Erfindung des Fernsehens, des Penizillins, der Schluckimpfung, der Tiefkühlkost und der Kunststoffe geboren und kannten Kontaktlinsen, Herzschrittmacher und die Pille noch nicht.
Wir kauften Mehl, Zucker und Salz viertelpfundweise in spitzen Papiertüten und nicht in Fertigpackungen.
Wir waren schon da, bevor Kreditkarten, Telefax, Kernspaltung, Laser und Kugelschreiber zur Verfügung standen und hatten keine Ahnung, was ein Girokonto ist.

Es gab noch keinen Geschirrspüler oder Wäschetrockner, keine Klimaanlagen, Last-Minute-Flüge und kein Mensch war bis dahin auf dem Mond herumgelaufen.
Wir pflegten unsere Verbindungen persönlich und nicht mit Hotline, Online, Inline, Airline.
Was sich in der Welt ereignete, zeigte uns die Wochenschau etwa 14 Tage später im Kino, wobei die Filmvorschau damals noch nicht „Preview“ hieß.

Wir haben erst geheiratet und dann zusammen gelebt. Damals waren die Käfer noch keine VW’s und „mit jemandem gehen“ hieß schon fast soviel, wie verlobt sein. Alte Zeitungen wurden in DIN- A5 kleine Blätter geschnitten und an einem Nagel hängend für hinterlistige Zwecke verwendet oder dienten als Fidibus zum anzünden von Öfen. Strohhalme, mit denen wir unsere „Bluna“ tranken waren wirklich noch aus Stroh und nicht aus Plastik.
Von Recycling sprach niemand – es gab auch nichts zu Recyclen!
Wir wären nicht im Traum darauf gekommen, dass der Wiener Wald etwas mit Brathähnchen zu tun hätte und Arbeitslosigkeit war eine Drohung, aber kein Versicherungsfall.

Wir waren schon da, bevor es die Emanzipation, den Hausmann, die Pampers, Aussteiger oder eine computergesteuerte Heiratsvermittlung gab. Wir unterhielten uns noch von Angesicht zu Angesicht und chatteten noch nicht miteinander übers Internet. Zu unserer Zeit gab es auch noch keine Gruppentherapie, Weight-Watchers, Sonnenstudios oder Erziehungsjahre für Väter.
Keiner hatte einen Zweitwagen und wenn man sich wunderte, sagte man „Oh“ und nicht „Wow“.

Wir hörten damals Musik über Mittelwelle aus Volksempfängen oder Röhrengeräten mit magischem Auge und nicht über UKW aus Transistorradios. Wir lauschten Musikkapellen – oder der Musik einer schwarzen Schallplatte, deren Töne noch nicht „gepowert“ waren.
Als dann die ersten Schwarz/Weiß-Fernseher kamen, saßen wir gespannt vor dem Bildschirm und nicht vor einem "Screen" und mußten uns zwischen den beiden Programmen entscheiden, die es gab.
Bands und Discos waren unbekannt. Es gab auch keine elektronischen Schreibmaschinen, künstliche Nieren, Joghurt und auch keine Jungen, die Ohrringe trugen. Die Worte: „Piercing“, „Software“, „Know-how“ oder „Non-Food“ waren noch nicht erfunden und unter einem iPod (Ei-Pott) konnte man sich bestenfalls einen Eierbecher vorstellen!

In dieser Zeit hieß „Made in Japan“ so viel wie „billiger Schund“ und man hatte auch noch nie etwas von Pizzen, Mc Donald’s, oder Instant-Caffee gehört. Pommes mit Ketchup war noch nicht geboren, wir sagten noch „Grüß-Gott“ oder „Guten Tag“ und nicht „Hallo“ oder „Hey“ (Hi). Wenn etwas gut war, sagten wir „schön“ und nicht „okay“ oder „affengeil“ und wir ruhten uns einfach aus und „relaxten“ oder "chillten" noch nicht. Unter "Goggo" kannten wir ein kleines Auto und dachten dabei nicht an eine GoGo-Tänzerin.
Das Kabel zum Telefonieren kam noch aus der Wand, die Telefone hatten Wählscheiben, waren Orange, Grün oder Weiß, standen meist auf Häkeldeckchen im Flur und wer damit zu fotografieren versuchte, wurde ins Bezirkskrankenhaus eingewiesen!

Wir feierten unsere kleinen Feste und keine „Party’s, Festivals oder Events und Höhepunkte waren keine „Highlights“.
Wir liefen schon auf der Straße herum, als man noch für fünf Pfennige (etwa 3 Cent) ein Eis, einen Beutel Studentenfutter oder eine Flasche Brause kaufen konnte.
Ein Brötchen kostete damals vier Pfennige (etwa 2 Cent).
Auf die Briefe klebten wir fünf–Pfennig-Marken und für 10 Pfennige konnte man mit der Straßenbahn von einem bis zum anderen Ende der Stadt fahren, wenn wir uns vorher einen Fahrschein gekauft hatten, der noch nicht „Ticket“ hieß und wollten wir uns nach einer Bahn erkundigen, taten wir das am Auskunftsschalter und nicht am „Service-Point“.

Bei Regenwetter zog man sich einen Regenmantel und kein „Regen-Outfit“ an und stieg ganz einfach in Gummistiefel oder festes Schuhwerk und nicht in "outdoor-Boots". Die Verkäuferin hatte noch keinen „Job“ im „Shop“, man buchstabierte sogar noch Deutsch – denn wer hätte schon etwas verstanden, hätte man eitipi (ITP), eici-i (ICE) oder eibiäm (IBM) gesagt?
Statt des modernen „Countdown“ sagten wir noch „Abzählen“, Freunde waren noch keine „Fans“ und man schrieb auch nirgends Maxxx (mit 3 x).
„Fitnesscenter“ hieß damals noch ganz profan „Sporthalle“, „Flyer“ hießen „Reklamezettel“, „Poster“ einfach nur „Plakate“ und zu „Design“ sagten wir noch „Form“.

Wir waren wohl die letzte Generation, die so naiv war, zu glauben, dass eine Frau einen Mann heiraten muss, um ein Baby zu bekommen. Und wenn das Wort „Kids“ fiel, dachten wir an „kleine Rehe“. Mit leuchtenden Augen lauschten wir den Märchen, die uns vorgelesen wurden. „Comic-Strips“ waren uns unbekannt. Wir sammelten und bügelten noch alle Schleifen und Geschenkpapiere, klebten bröckelnde Seifenreste zusammen und waren Meister im Falten von Zahnpastatuben, um die letzten Spuren heraus zu quetschen.

Damals mussten wir alles noch selbst tun und mit dem auskommen, was wir hatten. Zu glauben, dass der Staat uns schließlich doch versorgen würde, wenn wir vorher über unsere Verhältnisse gelebt hätten, wäre undenkbar gewesen.
Wer mehr ausgab, als er einnahm, war ein krimineller Bankrotteur.
Und „Bock“ mussten wir immer haben!

Diese ganze Entwicklung haben wir über uns ergehen lassen müssen.
Ist es da ein Wunder, wenn wir etwas konfus erscheinen?
Und so ist wohl auch die Kluft zwischen den Generationen entstanden?
Aber wir haben alles überlebt und sind – der Statistik zufolge – die gesündeste Generation ohne nennenswerte Allergien oder „Burn-Out’s“ - vielleicht sogar ein Beweis für unsere total überholte, aber vielleicht doch vernünftigere Lebensweise.

Darum haben wir allen Grund zum Feiern und wir freuen uns, dass wir das - bis auf Wenige - heute überhaupt noch können !

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kreiner aus München

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