Trainer Patrick Unger hat Fernweh

Da geht’s lang. Patrick Unger wird auch in den kommenden drei Spielzeiten die Geschicke des Pharmaserv-Teams lenken. Foto: Sabine Köppl
  • Da geht’s lang. Patrick Unger wird auch in den kommenden drei Spielzeiten die Geschicke des Pharmaserv-Teams lenken. Foto: Sabine Köppl
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Der BC Pharmaserv Marburg und Bundesliga-Trainer Patrick Unger verlängern ihre Zusammenarbeit um weitere drei Jahre. Der 34-Jährige und der einzige hessische Damen-Basketball-Erstligist vereinbarten eine Vertragslaufzeit bis Ende der Saison 2019/2020. Unger trainiert die Bundesliga-Mannschaft seit Januar 2013.

Zwar wird dem gebürtigen Berliner Unger Marburg nicht zu klein, doch hat er ein bisschen Fernweh. Es zieht es ihn nach Europa. Mit dem Pharmaserv-Team will er sich dem internationalen Vergleich stellen und an der Central Europe Women League (CEWL) teilnehmen.

Zuletzt nahm der BC Marburg im Jahr 2003 als Deutscher Meister an einem europäischen Wettbewerb teil. Nach einem kompletten personellen Umbruch im Team gingen alle sechs Vorrundenspiele im Fiba Europe Cup verloren.

Björn Backes (Vizepräsident BC Marburg):
„Ausschlaggebend für die Vertragsverlängerung war natürlich seine hervorragende Arbeit in den vergangenen Jahren. Er schafft es vor allem, junge deutsche Spielerinnen zu begeistern, und ist wie kaum ein anderer Trainer der Liga in der Lage, aus Einzelspielerinnen ein Team zu formen. Dadurch war und ist es immer wieder möglich, Teams mit höherem Etat hinter uns zu lassen. Die Teilnahme an der CEWL sehen wir als Einstieg in die europäische Ebene. Wir wollen Struktur von Verein und Mannschaft in den nächsten Jahren so weiterentwickeln, dass auch ein anderer Wettbewerb, in dem Teams mit viel höheren Etats spielen, realistisch wird. Wir sind alle der Auffassung, dass wir jetzt den nächsten Schritt machen müssen, um den Verein weiterzuentwickeln. Doch das Risiko muss sehr minimal sein. Wir machen das nur, wenn wir eine solide Finanzierung hinbekommen. Die Finanzen müssen sowohl hinsichtlich der eigentlichen Kosten, als auch für den Kader vorhanden sein. Daher werden wir in den nächsten Wochen und Monaten zahlreiche Gespräche zu dem Thema führen. Klar ist, dass der Kader breiter werden muss.“

Interview mit Trainer Patrick Unger:

Was gefällt dir besonders in MR und beim BC?
Patrick:
Wir haben ein tolles Trainerteam. Die Zusammenarbeit mit Andi Steinbach, Andi Allmeroth, Stefan Weil, Britta Riedel und Paula Gimbel macht sau viel Spaß. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit Frank Arnold, Thomas Henning, David Irnich und Matthias Alver ist immer lustig und fruchtbar. Wir helfen uns gegenseitig aus. Das findet man auch nicht überall. Marburg an sich habe ich sehr lieben gelernt. Für mich als Berliner ist es immer schön den Vergleich zu ziehen: Man lebt hier dann doch irgendwie ruhiger. Ich finde beides gut, schlendere aber bei guten Wetter lieber hier an der Lahn lang.

Hattest du auch Angebote, woanders als Trainer zu arbeiten?
Patrick:
Ja, von Vereinen aus unserer Liga, aber auch aus dem Herrenbereich.

Was war ausschlaggebend dafür, dass du in Marburg bleibst?
Patrick:
Die Perspektive, in der Kooperation mit Grünberg noch mehr Jugendspielerinnen in unsere Erstliga-Mannschaft zu integrieren und besser zu machen. Aber vor allem, dass der BC gewillt ist, das Thema „Europa“ anzugehen und Marburg zu einem nationalen Top-Standort machen will. Ein wichtiger Bestandteil ist auch mein Stab für die erste Mannschaft. Alle haben angedeutet, dass sie mit mir weitermachen würden. Wir haben in den vergangenen vier Jahren unglaublich viel zusammen erlebt und gelernt. Alle in meinem Umfeld sind teilweise schon besessen von der Idee, besser zu werden. Das braucht man um erfolgreich zu werden. In diesem Zusammenhang möchte ich ein fettes Dankeschön loswerden an alle, die mich die letzten Jahre so sehr unterstützt haben.

Was hat dich auf die Idee „Europapokal“ gebracht?
Patrick:
Freiburg hat es vorgemacht. Ich glaube auch nicht, dass die CEWL-Teilnahme der Grund dafür ist, dass die Eisvögel unten in der Tabelle stehen. Es ist wichtig, vor allem deutschen Spielerinnen einen Perspektive zu bieten. Gerade für unsere jungen Deutschen ist es wichtig, internationale Statistiken vorzuweisen, falls sie mal im Ausland spielen wollen. Die Stats der DBBL zählen leider noch nicht so viel. Vielleicht wird Marburg dadurch auch ein Stück weit interessanter. Wenn wir dann jungen Spielerinnen helfen können, sich zu entwickeln und sie die Aufmerksamkeit eines europäischen Teams wecken könnten, dann wäre das schön.

Was erhoffst du dir durch die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb?
Patrick:
Wir sind in Marburg an einem Punkt angekommen, an dem sich der Verein überlegen, muss in welche Richtung er geht. Wir spielen eine sehr gute Rolle in der oberen Tabellenhälfte und ich denke, dass wir mit einer gewissen internationalen Erfahrung uns national noch verbessern können. Europa ist der nächste Schritt in unserer Entwicklung als Verein. Ich denke, dass auch die Belastung sich im Rahmen hält. Wir wollen uns langsam vortasten. Es ist etwas anderes auf internationalem Parkett zu stehen. Außerdem hätten wir dann mehr Spiele mi Wettkampfcharakter. Es geht es darum, unseren Horizont zu erweitern, Härte und verschieden Spielstile auf hohem Niveau zu sehen. Mir hat die U20-EM im vergangenen Sommer, an der ich als Trainer teilnahm, extrem geholfen mich weiterzuentwickeln. Man sieht, wie andere Teams spielen und andere Trainer coachen. Diese Erfahrungen helfen auch den Spielerinnen.

Wo siehst du Schwierigkeiten für das Projekt „Europa“?
Patrick:
Wir müssen unseren Kader breiter aufstellen. Und natürlich müssen alle Kosten gedeckt sein. Außerdem muss die Betreuung gewährleistet sein. Sowohl die medizinische als auch die athletische Abteilung müssen noch mehr zusammenrücken und wir müssen versuchen, die Belastungen so klein wie es geht zu halten. Momentan läuft da ja sehr viel über Idealismus und das müssen wir noch optimieren. Aber bei allen Risiken sehe ich auch Chancen. Wir geben uns damit selber eine Chance, uns noch professioneller aufzustellen. Wir haben großes Potential und müssen es nur ausschöpfen.

Wann wollt ihr in der CEWL starten?
Patrick:
Am besten schon in der kommenden Saison. Aber wir werden solide und strukturiert planen und keine übermäßigen Risiken eingehen. Oberste Priorität hat, dass wir weiterhin Erstligabasketball an unserem Standort haben.

Freiburg hat dieses Jahr sogar das Top-4 der CEWL erreicht, musste die Teilnahme aber wegen Terminüberschneidungen in der Bundesliga absagen. Magst du das kommentieren?
Patrick:
Es tut es dem deutschen Frauenbasketball gut, dass eine ihrer Mannschaften so etwas erreicht. Von daher habe ich absolut kein Verständnis, wenn sich Vereine dagegen aussprechen, das ein deutsches Team dort teilnimmt. Ich würde mir wünschen, dass die Liga in Zusammenarbeit mit den Vereinen Vorschläge, erarbeitet, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Bürgerreporter:in:

Marcus Richter aus Marburg

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