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Tatsächliche Arbeitslosigkeit Juli 2013

Marburg, 1. August 2013

Flaute auf ganzer Linie

Fakten widerlegen Stimmungsmacher: Egal wie toll die - angeblich wissenschaftlichen - Ergüsse der modernen, mit Doktortiteln geschmückten Nachfahren der Glaskugelauguren und Kaffeesatzleser auch ausfallen mögen, ob ifo-Index, Konsumklimaindex, Consumer Confidence Index oder Consumer Sentiment Index, (schöne Beispiele hier von Volker Pispers) die harten Fakten über die ökonomische Entwicklung in der Bundesrepublik sind ernüchternd. Kein Aufschwung nirgends. Und die Rezession in Südeuropa, einschließlich Frankreichs, lässt nichts Gutes für die Zukunft erwarten.

Aber es ist ja Wahlkampf und da stören schlechte Zahlen. Also werden sie wie immer manipuliert. Und wie (fast) immer präsentiere ich (ein wenig) weniger geschönte Zahlen. Denn viele Menschen tauchen in den Daten von Arbeitsagenturen oder Kreisjobcentern gar nicht mehr auf. Sie haben resigniert. Das nennt man dann "Stille Reserve".

Heiner Flassbeck (Wirtschaftswissenschaftler, von 1998 bis 1999 beamteter Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen und von Januar 2003 bis Ende 2012 Chef-Volkswirt (Chief of Macroeconomics and Development) bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf) kommentiert die neuesten Zahlen der Agentur für Arbeit: „Der Arbeitsmarkt in Deutschland stagniert. Weder bei der Zahl der Arbeitslosen (die saisonbereinigt leicht gesunken ist) noch bei der Zahl der offenen Stellen (die ganz leicht gesunken ist) gibt es eine nennenswerte Bewegung.

Man muss allerdings zur Kenntnis nehmen, dass in den ersten fünf Monaten dieses Jahres (weiter reichen die Daten noch nicht) die Zahl der Kurzarbeiter deutlich über dem Vorjahr liegt. „Flaute“, das Wort, das wir am häufigsten in den letzten Monaten bei der Beschreibung der Konjunktur verwendet haben, trifft weiterhin am besten das, was offenbar auch im Juli (das ist der erste Monat des dritten Quartals) vorgeherrscht hat. Dass jetzt in der Presse schon wieder Jubelgesänge über das zweite und gar das dritte Quartal angestimmt werden, muss man unter Wahlkampf verbuchen (Weiterlesen)".

Sabine Zimmermann, die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag kommentiert die Zahlen so:

"Der Arbeitsmarkt dümpelt vor sich hin: Im Juli waren 38.000 Menschen mehr arbeitslos als vor einem Jahr und die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls erhöht. Doch die Bundesregierung hält an ihrer Untätigkeit fest, anstatt endlich Maßnahmen für mehr Beschäftigung zu ergreifen.

Wie Blei lasten die deutschen Spardiktate auf der europäischen Wirtschaft und drücken insbesondere die Krisenländer immer tiefer in die Rezession. Das bekommt auch die exportorientierte deutsche Wirtschaft zu spüren. Die Bundesregierung muss endlich ihre krisenverschärfende Politik aufgeben und sich für Investitionsprogramme einsetzen, um den Arbeitsmarkt zu beleben. Zudem müssen die in den vergangenen Jahren drastisch zusammengestrichenen Arbeitsmarktmittel zur Förderung Erwerbsloser umgehend wieder aufgestockt werden, um diesen Menschen wieder eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Vor allem aber muss der Prekarisierung des Arbeitsmarktes Einhalt geboten werden.

Deutschland ist in Europa der Motor der Niedriglohnbeschäftigung, wie wissenschaftliche Studien zeigen. 1,2 Millionen abhängig Beschäftigte können vom Lohn ihrer Arbeit nicht leben und beziehen ergänzende Hartz IV-Leistungen. Über 2,6 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen mittlerweile einem Zweitjob nach. Die Niedriglohnpolitik der Bundesregierung muss endlich gestoppt werden. Statt Lohndumping, Leiharbeit und Minijobs brauchen wir gute Arbeit in Vollzeit, von der man leben kann. DIE LINKE fordert deshalb die schnellstmögliche Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von zehn Euro pro Stunde, die Abschaffung der systematischen Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit und die Gleichstellung von Minijobs mit regulärer Beschäftigung."

Quellen:
Bundesagentur für Arbeit: Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland. Monatsbericht Juli 2013, Seite 65. Die dort aufgeführte Altersteilzeit sowie Gründungszuschüsse und sonstige geförderte Selbstständigkeit haben wir in der Tabelle nicht berücksichtigt. Die dort ebenfalls aufgeführten älteren Arbeitslosen, die aufgrund verschiedener rechtlicher Regelungen (§§ 428 SGB III, 65 Abs. 4 SGB II, 53a Abs. 2 SGB II u.a.) nicht als arbeitslos zählen, befinden sich in der Gruppe Älter als 58, beziehen Arbeitslosengeld I oder ALG II.

Arbeitsmarktreports nach Ländern, Kreisen und kreisfreien Städten, Regionaldirektionen und Agenturen für Arbeit - Juli 2013 - Marburg-Biedenkopf

Siehe auch:
Mutti ist doof - eine Polemik
Tatsächliche Arbeitslosigkeit im Juni 2013 (mit weiteren Kennziffern)
Tatsächliche Arbeitslosigkeit im Mai 2013

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1 Kommentar

»Mutti wird aber der Industrie nicht mehr recht viel helfen können, den Griechenland kostet weiterhin viel Geld..grins«

Das mit Griechenland müsste noch einmal separat diskutiert werden.

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