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Demokratie? Wer schützt die Armen vor den Reichen?

Immer wieder erfrischend: Oskar Lafontaines kurze Texte. Hier zur Erbschaftssteuer und den Rosstäuschern von der CSU.

Oskar Lafontaines Kolumne:

„Die vorrangige Funktion einer Regierung ist es, die Minderheit der Reichen vor der Mehrheit der Armen zu schützen.“ So beschrieb James Madison, einst Präsident der USA, das parlamentarische Regierungssystem der Vereinigten Staaten. Dass das auch in Deutschland funktioniert, bewies der Vermittlungsausschuss gestern. Er einigte sich: Reiche Firmenerben müssen so gut wie keine Steuern zahlen.

Als die eifrigsten Diener der Reichen erwiesen sich wieder die Meineid-Bauern von der CSU. Zwar haben sie alle auf die bayerische Verfassung geschworen (Artikel 123: „Die Erbschaftssteuer dient auch dem Zwecke, die Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen einzelner zu verhindern.“) Das juckt sie aber nicht. Schließich werden sie in Wahlkämpfen von Milliardären geschmiert.

Niedlich ist immer die Begründung: Familienbetriebe müssten geschont werden. Der Leser denkt da an Oma, Opa, Mama, Papa und Kinder, die in einem Betrieb zusammenarbeiten. Und niemand hat etwas dagegen, wenn Erben von Tante-Emma-Läden oder Handwerksbetrieben, die in der Regel keine Reichtümer anhäufen können, steuerlich begünstigt werden.

Aber um die geht es den Verteidigern der „Familienbetriebe“ gar nicht. Die CSU denkt an die Quandts und die Klattens (BMW), die Schaefflers (Schaefflers Technologies), die von Fincks (Mövenpick) und viele andere, bei denen das Wort Familienbetrieb ein Witz ist. Sie haben einen Teil des Arbeitsertrags von hunderttausenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern kassiert und so ihre Milliarden zusammen gerafft.

Es gibt im parlamentarischen Regierungssystem zu viele, die sich dem Imperativ Madisons, die Reichen vor den Armen zu schützen, verpflichtet fühlen. Im Zweifelsfall helfen Parteispenden oder sonstige Wohltaten nach.

Das Steuerrecht ist ein Lackmustest auf den demokratischen Zustand einer Gesellschaft. Wenn die Reichen so gut wie keine Steuern zahlen, dann haben wir keine Demokratie, eher eine Oligarchie oder eine Plutokratie. Eine Demokratie haben wir erst, wenn wir eine politische Ordnung finden, in der die Armen vor den Reichen geschützt werden. In einer Demokratie – das wusste schon Perikles – müssen sich die Interessen der Mehrheit durchsetzen.

Auch die Erhöhung der Hartz IV-Sätze um vier Euro und das Gesetz zur Neuregelung von Leiharbeit und Werkverträgen zeigt, dass wir davon noch weit entfernt sind.

Mehr von Oskar Lafontaine hier oder hier.

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53 Kommentare

Am besten ist noch immer der dran, der sich die Mittel für eine größere Anschaffung (hier beispielsweise ein Auto) anspart. Denn mit dem Barkauf kommt man immer günstiger weg als beim Leasen oder gar dem ratenweisen Abzahlen.

Zur Zeit werden in Deutschland Milliardenbeträge vererbt. Nicht in jedem Fall ist es so, wie ein Abiturient mal auf die Frage sagte, was er denn werden wolle: "Ich brauch' nichts zu werden! Ich erbe genug von meinen Eltern, Onkeln und Tanten."

Daneben gibt es aber auch die Fälle von Familienbetrieben (Beispiel: bäuerliche Landwirtschaft), in denen der Nachwuchs schon sehr früh mithelfen muss, also den Besitz mit erarbeitet.

Mit den Milliardenbeträgen meine ich natürlich nicht Einzelerbschaften (die es auch vereinzelt gibt), Gabi, sondern das, was in Deutschland jährlich insgesamt vererbt wird. Man glaubt nicht, wie viele Leute aus dem Mittelstand (alles zusammen gerechnet) ein Vermögen von € 500.000 haben. Da kommt dann im Jahr bei tausenden von Erbfällen einiges zusammen.

Bei Erbschaften in gerader Linie oder unter Ehepartnern fallen bei "kleinen Häuschen" übrigens keine Erbschaftssteuern an.

So ist es, Gabi. Aber die Tante gehört ja auch nicht zur Verwandtschaft in gerader Linie. Ansonsten ist es schon so, wie Du schreibst: Es wird bereits vorab portionsweise und in Abständen so verschenkt, dass keine Steuerbelastungen entstehen. Ich seh's in meiner Verwandtschaft, wie das läuft...

Mit 'Mittelstand' meinte ich übrigens keine Betriebseigner sondern ganz normale Bürger unterschiedlicher Berufe.

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