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Eine Lanze für die Wespen

  • Gewöhnliche Wespe (V. vulgaris) an einer Blüte der knotigen Braunwurz, einer Pflenze, die überwiegend von Wespen besucht wird.
  • hochgeladen von Reinhard Naumann

Ich weiß: Sie sind lästig. Sie stören beim Grillen, beim Kaffeetrinken und bei allen möglichen Freizeitaktivitäten, und ihre Stiche brennen fürchterlich. Und die armen Mitmenschen mit Wespengiftallergie dürfen nur mit Notfallset ins Freie, wenn sie sich überhaupt trauen.
Aber Wespen haben auch andere Seiten. So vertilgt ein mittelgroßer Wespenstaat (500 - 1000 Individuen) täglich 2 Kilogramm Insekten (Fliegen, Mücken, Schnaken, Raupen und - ja - leider auch vereinzelt Bienen). Zwei Kilogramm Kleininsekten sind eine ganze Menge, wer einmal selbst versucht, das zu schaffen, ist wahrscheinlich schon bei 100 Gramm am Ende seiner Möglicheiten.
Außerdem stellen sie eine "Gesundheitspolizei" dar. Nicht nur, dass sie häufig geschwächte oder kranke Tiere erbeuten - sie beseitigen auch Aas. Früher war das die Domäne der Aaskäfer, aber in der großflächig gepflasterten und betonierten Landschaft können sie die Tiere nicht mehr verbuddeln. Tote Vögel, Mäuse, aber auch Hasen, Füchse und was wir alles so überfahren würden liegenbleiben und stinken. Zuständig fürs Grobe sind Krähen und Greifvögel, die kleineren Tiere oder Fleischreste werden von Wespen und Ameisen entsorgt.
Und ein Drittes: Auch als Bestäuber von Pflanzen spielen Wespen eine Rolle. Es gibt sogar Pflanzen, die fast ausschließlich von Wespen bestäubt werden, z. B. die knotige Braunwurz. Aber auch die Blüten unseres Apfelbaums und des Kirschbäumchens werden neben Bienen und Hummeln auch von Wespen bestäubt. Erwachsene Wespen ernähren sich ausschließlich pflanzlich, überwiegend von Nektar, nur ihre Larven sind auf tierische Kost angewiesen. Für sie nagen sie Stückchen von unserem Schinken auf dem Abendbrottisch ab.
Wenn man sie mit Ruhe betrachtet, kann man sie auch elegant, kraftvoll und sogar schön finden, aber das ist bekanntlich Geschmackssache.
Die meisten Wespenarten meiden eher die Nähe des Menschen, lediglich die Gewöhnliche Wespe (V. vulgaris) und die Deutsche Wespe (V. germanica) sind so zutraulich, dass sie lästig werden. Sie bauen ihre Nester grundsätzlich im Dunkeln (Rolladenkasten, Mauselöcher, Baumhöhlen). Wenn wir eine Wespe beim Bau eines offenen Nestes sehen, an einem Mauervorsprung, einer Balkonunterseite oder an der Dachtraufe, handelt es sich immer um eine nicht lästige Wespenart. Wenn wir sie gewähren lassen, besteht sogar die Chance, dass wir weniger belästigt werden, weil sich Wespen von Nestern anderer Staaten fernhalten, um nicht angegriffen zu werden.
Ich habe mich beim Fotografieren schon oft bis auf weniger als 50cm einem Wespennest genähert; solange ich nicht direkt vor dem Flugloch positioniert war, ist nichts geschehen. Ein großes, sich dem Flugloch näherndes Objekt wird von den Wespen als Bedrohung gesehen, dann greifen sie an. Natürlich ist es eine sehr, sehr schlechte Idee, ein befahrenes Wespennest anzufassen.
Am besten hilft es, im Freien das Essen abzudecken - den Aufschnitt mit einem Geschirrtuch, den Kuchen mit der Kuchenhaube, das Bierglas mit dem Bierdeckel. Die Hauptgefahr besteht darin, eine Wespe in den Mund zu bekommen, ein Stich in Zunge oder Gaumen kann wegen der Schwellung zu einem Verschluss der Atemwege führen. Wenn es passiert - kühlen (Eis, Eis und Eis) und bei starker Schwellung - oder großer Angst - ärztliche Hilfe holen oder in die Klinik fahren. Die Schwellung entsteht allmählich, sodass mann genügend Zeit hat und versuchen sollte, Panik zu vermeiden.
Viele Menschen stellen "Wespenfallen" auf, Flaschen mit Zuckerlösung oder Cola, in denen die Wespen ertrinken. Interessanterweise haben Untersuchungen ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit, von einer Wespe gestochen zu werden, in der Umgebung solcher Fallen doppelt so groß ist wie ohne Fallen. Das hat seinen Grund darin, dass die sterbenden Wespen Botenstoffe (Pheromone) ausschütten, deren Wahrnehmung die anderen Wespen in Aggressionsbereitschaft versetzt.
Hat man in der Nähe seines Freisitzes ein unterirdisches oder in einer Höhle (z. B. Nistkasten) befindliches Nest entdeckt, sollte man Feuerwehr oder Ordnungsamt anrufen, dann wird ein erfahrener Fachmensch vorbeikommen und das Nest entsorgen, d. h. es ausgraben und an einen menschenfernen Ort versetzen. Wespen sind aus den oben angegebenen Gründen geschützt, sie spielen im Haushalt der uns umgebenden Natur eine wichtige Rolle. Und wenn man sich ein wenig näher mit ihnen beschäftigt, entdeckt man interessante Verhaltensweisen, und sie verlieren viel von ihrem Schrecken. Natürlich - ihr Stich bleibt unangenehm.

  • Gewöhnliche Wespe (V. vulgaris) an einer Blüte der knotigen Braunwurz, einer Pflenze, die überwiegend von Wespen besucht wird.
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  • An der Zeichnung des "Gesichts" der Wespe kann man erkennen, dass es sich um V. vulgaris handelt. Die Zeichnung des Körpers ist bei Wespen sehr variabel und kann nicht zur Bestimmung herangezogen werden, aber die Zeichnung des Kopfes ist arttypisch. Meistens will man bei Wespen aber gar nicht so genau hinsehen...
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  • Auf diesem Bild kann man gut sehen, warum die Wespen biologisch korrekt Faltenwespen heißen. Nicht weil sie Lachfalten haben, sondern weil sie in Ruhe ihre Hinterflügel längs unter die Vorderflügel falten, was in den engen Nestern von Vorteil ist.
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  • Die Blüte der knotigen Braunwurz, knapp 5mm lang und 2-3mm hoch. Sie hat sich vor Jahren in unserem Garten freiwillig angesiedelt und hilft ein wenig dabei, die Wespen vom Esstisch wegzulocken - allerdings nur, solange sie blüht.
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  • In friedlicher Koexistenz mit den Wespe besuchen auch Wildbienen, wie dieser Drohn einer Furchenbiene (Lasioglossum calceatum) die winzigen Blüten.
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6 Kommentare

Hallo Reinhard, danke für den schönen Artikel.
Darf ich als Hobby-Imker ein Wespennest umsetzen? Ein Kollege (allerdings NRW) hatte eine Anzeige bekommen, weil das angeblich nur der lizensierte Schädlingsbekämpfer darf. Vielleicht hatte der Profi auch nur Angst, um seinen Verdienst. Oder ist das abhängig von der Wespenart?. Deshalb habe ich bisher immer abgesagt, wenn jemand mit einem Wespenproblem zu mir kam.

Ich habe keinen Stress mit den Wespen, ein Nest (deutsche Wespe) ist direkt über meinem Wohnzimmerfenster, dank Fliegengitter kein Problem. Spannend finde ich, dass die Wespen manchmal abends in völliger Dunkelheit noch fliegen, vorne an der Straße sammeln sich die Mücken um die Straßenlampe (das haben die Fledermäuschen auch schon bemerkt), da können sie gut Beute machen. Manchmal kommen auch die Mittlere Wespe und eine Feldwespen-Art zum Wasserholen auf den Hof, die nerven aber nicht. Den Garten müssen sich meine Bienen mit ein paar Hornissen teilen.

Es scheint doch komplizierter zu sein... ;)

Hier auch ein Artikel, der von Kosten spricht... und dass man wohl nicht immer entfernen darf (z.B. nur bei bekannten Allergien)...?!
--->http://www.t-online.de/ratgeber/freizeit/umwelt-na...

Andreas hat recht; ich hatte meine Informationen von Leuten, die zur Miete wohnen - da tragen die Vermieter die Kosten (jedenfalls bei den dreien, die ich nochmals gefragt habe, nachdem sie mir vorher berichtet hatten, das Entfernen habe sie nichts gekostet, was so gesehen auch stimmt...). Ansonsten kostet das Entfernen je nach Kompliziertheit der Situation (Größe und Zugänglichkeit des Nestes) zwischen 50 und 250 Euro, ist auch von Anbieter zu Anbieter verschieden. Hätte ich doch mal googeln sollen, sorry.
Zu Iris: Ein Imker darf, wenn er die Lizenz dazu hat, ansonsten gilt er als gewöhnlicher Mensch und verstößt gegen das Artenschutzgesetz, wenn er am Wespennest manipuliert. Und, Glückwunsch, die Mittlere Wespe oder auch "kleine Hornisse" ist ja inzwischen nördlich der Alpen selten geworden; sie ist ein reiner Fleischfresser und hilft uns daher bei der Bekämpfung schädlicher Insektenarten.
Nochmal zu Andreas: Natürlich wird geprüft, ob die Notwendigkeit besteht, das Nest zu entfernen, oder ob vom Nest keine Gefahr ausgeht. Das hängt u.a. von der Wespenart ab, Gemeine Wespe und Deutsche Wespe werden in aller Regel entfernt, vor allem wenn Kinder im Haus sind oder Menschen mit Allergie. Die anderen Wespenarten schützen ja eher vor Belästigung durch die "menschenfreundlichen" Arten, so dass die Entfernung z. B. eines Nestes der Sächsischen Wespe gar keinen Sinn macht.

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