Tag des offenen Denkmals am Sonntag, dem 11. September

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Presseinformation der Stadt Marburg vom 29. 8. 2011

"Mit dem Motto "Romantik, Realismus, Revolution - Das 19. Jahrhundert" widmet sich der Tag des offenen Denkmals einer vielseitigen und an technischen Neuerungen reichen Epoche der Bau- und Kunstgeschichte.

Politisch wie gesellschaftlich war das 19. Jahrhundert von Umbrüchen geprägt. Das heilige römische Reich Deutscher Nation wurde aufgelöst. Europa wurde im Wiener Kongress 1815 neu geordnet.
Die Gründung des Kaiserreichs im Jahr 1871 brachte weitreichende strukturelle Veränderungen mit sich. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden viele kirchliche Besitztümer, Institutionen und Herrschaftsgebiete aufgelöst oder von weltlichen Herren übernommen.

Weiterentwicklungen oder auch Rückgriffe prägten nicht nur das gesellschaftliche und politische Leben des 19. Jahrhunderts, sondern nahmen auch starken Einfluss auf die Architektur und die bildenden Künste dieser Zeit. Wirtschaftliche Blüte, verbesserte Reisewege und Transportmittel machten das Reisen im 19. Jahrhundert vielen Künstlern und Wissenschaftlern möglich.
Ideen und Stile wurden neu miteinander kombiniert und über die Landesgrenzen hinaus ausgetauscht. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der eigenen Geschichte sowie deren romantische Verklärung führten in Architektur und bildender Kunst zu einer Rückbesinnung auf die Formensprache der Vergangenheit.

Die Industrialisierung und die damit verbundene Landflucht verursachten tiefgreifende Veränderungen in der Baukultur der Städte. Gerade in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebten die Städte einen massiven Umbau, der auf neuen architektonischen Konzepten basierte. Neue Arbeiterquartiere entstanden und mit ihnen Schulen, Krankenhäuser, Kirchen und Volksparks, die noch heute das Bild vieler Städte prägen.

Auch in Marburg hat das 19. Jahrhundert deutliche Spuren hinterlassen. 1806 wurde die Stadt durch Truppen Napoleons besetzt. Nachdem das Deutschordensgebiet bis in das Jahr 1809 in fast unver-änderter Form seit dem 14. Jahrhundert fortbestanden hatte, wurde der Deutsche Orden 1809 säkularisiert. In der Zeit von 1807 bis 1813 gehörte Marburg zum Königreich Westphalen, das von Jérome, dem Bruder Napoleons regiert wurde.

Im Bereich des heutigen "Alten Botanischen Gartens" bestand bereits vor der Gründung des Botanischen Gartens ein Lustgarten des Deutschen Ordens, in dem der Landkomtur Schönborn im 18. Jahrhundert Skulpturen aufstellen lies. Es handelte sich um die 5 Tugenden, die im Jahre 2012 nach fast 300 Jahren wieder nach Marburg zurückgebracht und im Bereich des Firmaneiplatzes aufgestellt werden.
König Jérome schenkte den früheren Lustgarten der Philipps-Universität. 1811 begann der Bau des Botanischen Gartens mit der Entwässerung des sumpfigen Terrains. Der Alte Botanische Garten veränderte im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wieder sein Gesicht. In der Zeit von 1864 bis 1866 wurden tropische Gewächshäuser gebaut, die erst 1945 zerstört worden sind.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts blieb der Deutschordenshof als Baulichkeit erhalten und es gibt noch photographische Aufnahmen von dem Areal. Als erster Neubau auf dem Deutschordensgelände wurde noch in der Kurhessischen Zeit von 1853 bis 1858 die alte Chirurgie, die heutige Hygiene von Prof. Lange entworfen und realisiert. Mit diesem Bau begann in Marburg die Phase der gotisierenden Architektur. Im Jahr 1866 wurde Kurhessen durch die Preußen annektiert. Damit wurde eine für die Marburger Stadtentwicklung enorm bedeutsame Phase eingeleitet, die das Gesicht der Marburger Nordstadt bis in die Gegenwart geprägt hat.

Das diesjährige Motto des Tages des offenen Denkmals hat einen sehr aktuellen Bezug. Mit den Planungen für den Campus Firmanei sind die Philipps-Universität Marburg und die Stadt Marburg im Begriff, das Nordviertel neu zu entwickeln.
Dabei werden allerdings die Baudenkmale, die für die historische Kontinuität der Stadtentwicklung stehen, mit größter Sorgfalt berücksichtigt. Die Umnutzung durch die geisteswissenschaftlichen Institute gibt Gewähr dafür, dass die Baudenkmale erhalten und sinnvoll genutzt werden können.

Der Tag des offenen Denkmals kann dazu beitragen, die Geschichte der Nordstadt ins Bewusstsein zu rücken. Dies ist angesichts der bevorstehenden Entwicklung von aller größter Bedeutung. Neben dem Bezug zur Nordstadt gibt es noch viele andere Möglichkeiten, das Motto des diesjährigen Denkmal-Tages auf Marburger Architektur- und Städtebaubeispiele und gesellschaftliche sowie künstlerische Aktivitäten zu beziehen.

Das folgende Programm zeigt auf, dass sich ein Besuch der Veranstaltungen in Marburg lohnen wird.

PROGRAMM
Romantik, Realismus, Revolution - Das 19. Jahrhundert

Revolution 1848 - Schauplätze und Ereignisse in Marburg
Vortrag von Dr. Margret Lemberg
Ort: Alter Botanischer Garten, Hörsaal des Schäferbaus
Zeit: 12.30 Uhr bis 13.00 Uhr

Stadtspaziergang zu den Schauplätzen von Vormärz und Revolution
mit Dr. Margret Lemberg und Karin Stichnothe-Botschafter
Ort: Alter Botanischer Garten - Schäferbau
Zeit: 13.15 Uhr bis 14.30 Uhr

Die Geschichte des Kliniksviertels und seine aktuellen Planungen
Vortrag und Führung von Ulrich Klein (IBD), Jürgen Rausch (Ltd. Baudiretor)
und Reinhold Kulle (Fachdienstleiter Stadtplanung)
Ort: Alter Botanischer Garten, Hörsaal des Schäferbaus
Zeit: 14.00 Uhr

Besichtigung Kilian
mit Elmar Altwasser (Deutsche Stiftung Denkmalschutz)
Ort: Schuhmarkt
Zeit: 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr, stündlich

Besichtigung Turnergarten
mit Waltraud Mechsner-Spangenberg
Ort: Ecke Sybelstraße / Lutherstraße
Zeit: 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr, halbstündlich

Führungen zum Karzer der Alten Universität
mit Herrn Dr. Norbert Nail und Frau Dr. Schaal (Deutsche Stiftung Denkmalschutz)
Ort: Alte Universität
Zeit: 14.00 Uhr, 15.00 Uhr, 16.00 Uhr mit Voranmeldung, Tel. 06421/9250176
(max. 10 Teilnehmer pro Führung)

Marburger Haus der Romantik
Vortrag von Prof. Dr. Marita Metz-Becker
Ort: Haus der Romantik, Markt 16
Zeit: 16.00 Uhr bis 16.45 Uhr

Lesung aus Briefen Bettina Brentanos
mit Sektempfang im Bettinaturm durch Prof. Dr. Marita Metz-Becker und
Karin Stichnothe-Botschafter
Ort: Forsthof, Ritterstraße 15
Zeit: 16.45 Uhr bis 17.30 Uhr

Verbindungshäuser in Marburg
Vortrag und Besichtigung eines Bauwerks aus dem 19. Jahrhundert
mit Ulrich Klein (IBD)
Ort: Landgraf-Philipp-Straße 2 / Ecke Ritterstraße
Zeit: 17.00 Uhr

Vernissage der Ausstellung "INK trifft Ludwig Emil Grimm"
Ort: Haus der Romantik, Markt 16
Zeit: ab 18.00 Uhr"

Bürgerreporter:in:

Lothar Hofmann aus Marburg

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