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"Monse Owed im ocht Auer es Gemehndevertretungssitzung en Stausebach ... "

  • Ortsdiener in der "Erbsengasse" in Stausebach 1949
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So oder ähnlich lauteten die "Nauigkehre", die bis in die 60er Jahre der Ortsdiener in Stausebach verkündete. Zu den Menschen, die das Dorfleben mitprägte, gehörte der Ortsdiener. Man erinnert sich besonders liebevoll an den Mann mit der übergroßen Handglocke (Schelle), der das eintönige Dorfleben mit wichtigen und weniger beachtenswerten Nachrichten versorgte; denn damals gab es noch keinen Bekanntmachungskasten, ganz zu schweigen von den heutigen Mitteilungsblättern.

In schöner Regelmäßigkeit rief er an festgelegten Dorfplätzen, nachdem er sich mit seiner wegen eines Risses etwas scheppernden Glocke bemerkbar gemacht hatte, in wohlgewähltem Stausebacher Platt das "Neueste" aus. Dann erschien der Bauer am Scheunentor, die Hausfrau öffnete das Fenster, und selbst der Knecht legte für einen Moment seine Mistgabel beiseite, um die "Wichtigkeiten des Tages" zu erfahren, die oft in verständlichem "Platt", wie in folgenden Beispielen, verkündet wurden:

- "Em Stausebacher Steebroch wird haure im finf Auer gesprengt, lesst die Kenn nit aus em Haus."

Oft waren es Nachrichten, bei denen es um Dorfpolitik ging oder nur Infos für die bäuerlichen Mitbürger:

- "De Borchemester ledd alle Bauern en Hofackersch Wirtschoft en, des Vieh muss gezohlt wen"

- "De Gemhndebulle es verendet, mir misse en naue kehfe"

- "Des Backhaus muss oam Sonnewed vo Strawe ohgeheezt wenn"

- "Es werd om Sonnewed kontrolliert, ob die Strohse gekehrt sei en en die Drousel ken Sutter left."

Besonders freudig nahmen die Kinder die Bekanntmachung auf:

- "De Lehrer es krahnk, en di Schoul fällt ob Mouhntdog aus!"

Auf seinen Dienstwegen durch das Dorf kam es vor, dass der Ortsdiener eingeladen wurde, wenn man auf dem Hof schlachtete oder eine Privatfeier stattfand. Ein Gläschen Schnaps, manchmal ein Teller "Worschtsopp" mit einer eingelegten Wurst oder eine Tasse Kaffee gehörten zum Alltag. Man spürte noch die Zusammengehörigkeit auf dem Lande. Es war eben die oft angesprochene "gute, alte" Zeit!

  • Ortsdiener in der "Erbsengasse" in Stausebach 1949
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  • Die originalen "Schellen" des Stausebacher Ortsdieners
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5 Kommentare

Heute heißen die "Ortsdiener" Facebook, Smartphone und Internet. :-)

  • Gelöschter Nutzer am 08.05.2012 um 09:35
Gelöschter Kommentar

Mir hat Dein Bericht sehr gut gefallen, Peter .
Ich verstehe eigentlich viel " Platt " kann es aber leider überhaupt nicht sprechen.
Gruß Elke

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