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Frau Wirtin hat ...

  • Das historishe Wirtshaus an der Lahn / Gasthof zum Schützenpfuhl
  • Foto: Bildpostkarte aus Privatsammlung / SDS Marburg
  • hochgeladen von Klaus Dieter Hotzenplotz

17.12.2008

Frau Wirtin hat ...

Das historische Wirtshaus an der Lahn
Gasthof zum Schützenpfuhl

Kennen Sie eigentlich Johannes Ulrich Columbinus?

Der mit größter Wahrsheinlichkeit aus Ullrichstein im Vogelsberg stammende Johannes Ulrich Columbinus war um ca. 1630 ein Theologiestudent der Universität Marburg.

Wie es bereits damals schon unter Studenten üblich war, hatte auch er eine Stammkneipe: Das Wirthaus an der Lahn.

Dieses lag direkt, in der Nähe einer Furt durch die Lahn, am direkten Weg in die Stadt vor den Toren Marburgs. Bereits in der Zeit ab ca. 1200 kehrten Fuhrleute, Kaufleute und später auch Wallfahrer auf dem Wege zum Grabe der Heiligen Elisabeth nach der Durchquerung des Flusses hier ein. Ebenso war es ein beliebtes Ausflugsziel der hauptsächlich männlichen Marburger Bevölkerung sowie des Landgrafen. Später, um / ab 1600, gesellten sich noch Händler, Soldaten und meist lockere Weibsbilder hinzu.

Es wird berichtet, dass der Landgraf im ausgehenden 13. Jahrhundert neben dem Wirtshaus an der Lahn einen Fischteich, seinerzeit auch Pfuhl genannt, anlegen ließ. Diesen schenkte der Landgraf später dem Marburger Schöffen Paul Schütz, der den Pfuhl von da an "Schützenpfuhl" nannte. Ein Indiz dafür ist, dass bis zum Abriss des Gebäudes um 196X unter dem sehr alten Gasthausschild "Das historische Wirtshaus an der Lahn" ein weiteres kleines Schild mit der Aufschrift "Gasthof zum Schützenpfuhl" angebracht war.

In dieser bunten Gesellschaft, zu manchen Zeiten an regen Jahrmarktstubel erinnernd, mit all den Verlockungen zum lasterhaften Leben, dachte sich dieser Student der Theologie die ersten "Wirtinnen-Verse" aus. Diese waren als ein Loblied auf die Wirtin des Gasthauses erdacht und der Text war stubenrein. Auch verstand es Johannes Ulrich Columbinus meisterhaft den Fruchtbranntwein aus seiner Heimat, dem Vogelsberg, geschickt in den Versen zu verewigen.

Mit der Zeit jedoch, oft erst zu vorgerückter Stunde in feuchtfröhlicher Runde, wurden, meist von übermütigen Kommilitionen, neue derbe Verse ersonnen. Ebenso entstand parallel dazu ein passender Bilderwettkampf.

Die neuen derben Verse flossen in das bereits bestehende Wirtinnenlied ein und bilden bis heute eine Gesamtheit.

Mittlerweile wurde das Wirtshaus an der Lahn bei der trinkfesten Stadtbevölkerung sowie den Professoren und Studenten der Universität immer beliebter. Der Ruf des Gasthauses wurde durch die dort täglich stattfindeten Trinkgelage und auch die Wirtinnen-Verse immer schlechter. Die Leitung der Universität versuchte deshalb mehrmals, allerdings vergeblich, die Schließung des Wirtshaus an der Lahn durchzusetzen.

Ferner ist bemerkenswert, dass Philipp Reclam jun. im Jahre 1890 zu Leipzig ein Kommersbuch verlegt und gedruckt hat, in welchem in der Abteilung Studentliederbuch das Lied "Frau Wirtin (Es steht ein Wirthaus an der Lahn... / Die Wirtin hat...)" enthalten ist.

Das Bild zum Artikel zeigt eine sehr alte Fotopostkarte "Das historische Wirthaus an der Lahn" - "Gasthof zum Schützenpfuhl" aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts.

Leider mag man sich in der Stadt Marburg nicht allzu gerne an Johannes Ulrich Columbinus, den Schöpfer der Wirtinnen-Verse, erinnern. Obwohl es in Marburg üblich ist, berühmte ehemalige Bewohner durch eine Hinweistafel an ihrem ehemaligen Domizil zu ehren, wurde sich bis jetzt beharrlich geweigert Johannes Ulrich Columbinus eine solche Ehrung zukommen zu lassen. Die von Johannes Ulrich Columbinus geschaffenen Wirtinnen-Verse gehören zum Deutschen Liedgut und sind weltweit bekannt...

Für all diejenigen, die mehr über das Wirthaus an der Lahn, Johannes Ulrich Columbinus und die Wirtinnen-Verse erfahren möchten wird das Buch
Horst Ebert
958 Verse von der Frau Wirtin an der Lahn
ISBN: 3898113221
EAN: 9783898113229
Libri: 9505520
Preis: 15,24 EUR
http://www.libri.de/
http://www.libri.de/shop/action/productDetails/129...
empfohlen.

Interessante, aber meist nicht jugendfreie, Internetseiten über das historische Wirthaus an der Lahn und die Wirtinnen-Verse sind unter Google auffindbar.
http://www.google.de/
Suche 1 / Suchbegriff: Frau Wirtin
Suche 2 / Suchbegriff: "Wirtshaus an der Lahn" Marburg
Suche 3 / Suchbegriff: Wirtinnenverse

Ebenso sind Einträge und entsprechende Querverweise in Wikipedia vorhanden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtinnenvers

Eine weitere interessante Internetseite ist die des Spiegel
DER SPIEGEL 21/1967 vom 15.05.1967, Seite 81
(Link erneuert am 14.09.2011)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46409437.htm...

21.12.2008 - Nachträglicher Hinweis zum Beitrag:

Mir wurde heute mitgeteilt, dass im Rathaus-Verlag der Stadt Marburg vor kurzem ein Buch von Prof. Bickert und Prof. Nail über den Schützenpfuhl herausgebracht worden ist.

Hans Günther Bickert und Norbert Nail: "Es stand ein Wirtshaus an der Lahn...". Der alte Gasthof zum Schützenpfuhl in Marburg. Mit einem Beitrag über "Himmelsbriefe". Marburg 2008 (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur; 90). ISBN 978-3-923820-90-0

Bildnachweis:
Fotopostkarte aus Privatbesitz / SDS Marburg

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8 Kommentare

Hallo Klaus Dieter,
habe eben erst beim Stöbern von Dir diesen Beitrag entdeckt. Über das Buch von H.G Bickert Und N.Nail ist sogar ein Artikel in der OP erschienen. Datum der OP Ausgabe ist der 20.11.2008 gewesen .
Das Bild von Dir ist von einer seltenen Perspektive aus gemacht , meistens wurde das Wirtshaus von vorne fotografiert.
Gruß Friedrike

ergänzend zu deinem sehr interessanten Artrikel Klaus Dieter möchte ich hinzufügen, dass das Wirtshaus am 12. März 1970 der Abrissbirne zum Opfer fiel.

...gerne erinnere ich ich mich an den Besuch des Gasthofes zum Schützenpuhl während meiner Bundeswehrzeit in den Jahren 1963-1964.
Leider habe ich erst jetzt deinen Beitrag entdeckt.
Danke - Peter-

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