Einmal hoch hinaus über Stausebach

Mächtig überragt die Marienkirche den kleinen Ort
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  • hochgeladen von Peter Gnau

Wenn wir von unten auf den etwas schief geratenen Dachreiter-Turm der über 500 Jahre alten Marienkirche in Stausebach hinaufblicken, so stellen wir zunächst nichts Erhabenes fest. Doch der Dachboden über dem Gewölbe und der schmale Turm haben viel mehr zu bieten: Geschichten und Geheimnisse, die uns heute interessieren wollen.

Über die Sandsteinstufen der Wendeltreppe, die sehr ausgetreten sind, geht es immer im Kreis hoch hinauf. Obwohl nur knapp 100 Stufen zu bewältigen sind, geht uns etwas die Puste aus. Oben angekommen, wirkt alles sehr geheimnisvoll: Durch die kleinen Schlitze der Dachluken fallen die Sonnenstrahlen in den riesigen und dunklen Raum, dazu macht der stürmische Wind, der an den Schieferdachziegeln rüttelt, alles noch gespenstiger.

Überwältigt sind wir auch von den mächtigen Dachbalken, die das Dach des Schiffes und der ausgelagerten Seitenschiffe tragen. Zunächst fällt unser Blick auf einen kleinen Raum, von dem nur noch drei Seitenteile mit Lehmfachwerk erhalten blieben. Während des Dreißigjährigen Krieges diente dieser Raum, so in der Stausebacher Chronik des Kaspar Preis beschrieben, als Wachstation des Schulmeisters, wenn feindliche Reiter "klabernd" durch das Dorf sprengten. Kaspar Preis schreibt weiter, dass die Kirchen von schwedischen Truppen nicht verschont blieben: "denn sie wullten in der Kirch, wie die wilden Schweine, und wan sie auch die Kirchen hätten fortbringen, Sie wären nicht stehen blieben vor Ihnen".

Über einen neu mit Bohlen ausgelegten "Rundweg" entdecken wir in der äußersten Ecke eine Gruppe an den Balken hängende Fledermäuse mit ihren großen Mausohren. Durch die Ritze der Dachluken und den Öffnungen in der Wendeltreppe haben sie die Möglichkeit, ein- und auszufliegen. Sicher ein idealer Platz, wo die Weibchen ungestört ihre Jungen bekommen können. Auch ein Eulenpärchen, das sich verborgen hält, lebt in dem weiten Dachgewölbe.

Für Schwindelfreie und besonders Mutige geht es über eine ca. 15 Meter lange Aluleiter sehr wackelig hinauf in den Kirchturm. Oben werden wir von einem grandiosen Blick auf das Fachwerkdorf und das sich weit öffnende Ohmtal entschädigt. Der plötzlich einsetzende Stundenschlag der über 30 Zentner schweren Marienglocke lässt uns aufschrecken. Zwei weitere Glocken gibt es im Turm, von denen eine etwas eingeklemmt im oberen Teil hängt. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie sich zwischen den Balken bewegen kann.

Mit zittrigen Beinen geht es auf der Leiter wieder abwärts auf den Dachboden, der aus groben Sandsteinen gemauert über dem Kirchengewölbe ruht.

Unten in der Kirche angekommen, stellen wir fest, dass der Kirchturm doch etwas "Erhabenes" hat, dessen Geheimnisse und Überraschungen für uns nun nicht mehr im Verborgenen liegen.

Bürgerreporter:in:

Peter Gnau aus Kirchhain

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