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Das Lied vom Kompromiß

Manche tanzen manchmal wohl ein Tänzchen
immer um den heißen Brei herum,
kleine Schweine mit dem Ringelschwänzchen,
Bullen mit erschrecklichem Gebrumm.

Freundlich schaun die Schwarzen und die Roten,
die sich früher feindlich oft bedrohten.
Jeder wartet, wer zuerst es wagt,
bis der eine zu dem andern sagt:

 (Volles Orchester)
 »Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
 Davon hat man keine Kümmernis.
 Einerseits – und andrerseits –
 so ein Ding hat manchen Reiz ...
 Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
 Schließen wir nen kleinen Kompromiß!«
 
Seit November klingt nun dies Gavottchen.
Früher tanzte man die Carmagnole.
Doch Germania, das Erzkokottchen,
wünscht, dass diesen Tanz der Teufel hol.

Rechts wird ganz wie früher lang gefackelt,
links kommt Papa Ebert angewackelt.
Wasch den Pelz, doch mache mich nicht naß!
Und man sagt: »Du, Ebert, weißt du was:

 Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
 Davon hat man keine Kümmernis.
 Einerseits – und andrerseits –
 so ein Ding hat manchen Reiz ...
 Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
 Schließen wir nen kleinen Kompromiß!«
 
Seit November tanzt man Menuettchen,
wo man schlagen, brennen, stürzen sollt.
Heiter liegt der Bürger in dem Bettchen,
die Regierung säuselt gar zu hold.

Sind die alten Herrn auch rot bebändert,
deshalb hat sich nichts bei uns geändert.
Kommts, dass Ebert hin nach Holland geht,
spricht er dort zu einer Majestät:

 »Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
 Davon hat man keine Kümmernis.
 Einerseits – und andrerseits –
 So ein Ding hat manchen Reiz ... «
 
Und durch Deutschland geht ein tiefer Riß.
Dafür gibt es keinen Kompromiß!
 
Kaspar Hauser
Die Weltbühne, 13.03.1919, Nr. 12, S. 297.

Ähnlichkeiten mit der Wirlichkeit heute sind sicherlich rein zufällig.

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3 Kommentare

" Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit heute sind sicherlich rein zufällig."

Das schienen Frau Wagenknecht und ihr Gatte auch gedacht zu haben, als sie von einer linken Sammlungsbewegung phantasierten.
Diese ideologische Hirngeburt als " Bewegung " zu benamsen, hat mich schon sehr verwundert.
"Bewegung " in Deutschland ist für mich mit der NSDAP verschmolzen.
Der Begriff Volksfront sollte wohl vermieden werden. Zu stalinistisch und entlarvend ?

Tucholskys Gedicht aus der Mottenkiste scheint mir wenig geeignet die SPD von heute zu diskreditieren.

Wer sich den Schuh anziehen will, soll sich ihn anziehen.

Ansonsten: Hier mal reinlesen. Klingt für mich ganz vernünftig. Für Dich nicht, oder wieso schreibst Du den Unsinn von "ideologisch" und "Volksfront"?

Otto Normal möchte eure Sorgen haben...

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